Halbleiter-Fab will sich bis 2027 energie-autark werden
Dresden, 16. Dezember 2021. Globalfoundries (GF) baut sein eigenes Kraftwerk an seiner Dresdner Chipfabrik bis 2027 um und aus. Das hat die deutsche Tochter des US-Halbleiterkonzerns heute angekündigt. Das Unternehmen wollte auch auf Anfrage keine Investitionssumme nennen. Es dürfte sich aber unseren Schätzungen zufolge um einen zweistelligen Millionenbetrag handeln.
Eigene Energiezentren aus AMD-Zeiten zahlten sich bei Ballon-Stromausfall aus
Bereits zu AMD-Zeiten hatte sich das Dresdner Chipwerk durch zwei eigene „Energieversorgungs-Center“ (EVC) teilweise unabhängig von den kommunalen Netzen gemacht. Die damaligen Investitionen zahlten sich erst vor drei Monaten während eines bizarren Dresdner Stromausfalls wieder einmal aus: Im September 2021 hatte ein vagabundierender Metallfolienballon fast die ganze Stadt lahmgelegt. Bei mehreren Chipwerken in Dresden entstanden durch den Stromausfall empfindliche Schäden, während die EVCs bei Globalfoundries wie Puffer wirkten. Inzwischen sind die beiden Energieversorgungszentren aber nicht mehr auf dem allerneusten Stand.
Ziele: Mehr Ausfallsicherheit und Umweltschutz, weniger Gas- und Wasserkosten
Europas größter Halbleiterhersteller verfolgt mit dem Modernisierungsprojekt mehrere Ziele: Einerseits will GF seine Chipproduktion in Dresden in den nächsten Jahren erhöhen und braucht dafür viel Energie. Anderseits spielen auch Öko-, Kosten- und Autarkie-Erwägungen eine wichtige Rolle: „Der GF-Standort Dresden soll bis Ende 2027 vollständig energieautark und unabhängig vom öffentlichen Stromnetz sein“, hieß es von Globalfoundries. Zudem wolle man „Kosten und Umweltauswirkungen reduzieren und gleichzeitig die betriebliche Ausfallsicherheit in seiner Fab 1 in Dresden, im Herzen von Europas führendem Mikroelektronik-Cluster, verbessern“.
Fast 1/3 weniger Erdgasverbrauch
So soll das eigene Kraftwerk nach der Auf- und Umrüstung 30 Prozent weniger Erdgas als bisher verbrauchen. Dies soll die Treibhausgasemissionen um etwa 25 Prozent beziehungsweise um mindestens 100.000 Tonnen pro Jahr senken und steigende Gaspreise teilweise ausgleichen. Der Gesamtwirkungsgrad – also das Verhältnis zwischen dem Energiegehalt der eingespeisten Gase und der erzeugten elektrischen und thermischen Energie – soll binnen eines Jahres auf 90 Prozent steigen. „Das sind bis zu 15 Prozent mehr als die modernsten Netzkraftwerke heute erreichen“, so GF.
Chipfabrik verschlingt jährlich eine Terawattstunde
Insgesamt braucht die GF-Chipfabrik Dresden rund eine Terawattstunde (TWh = Billionen Wattstunden) pro Jahr. Die Hälfte davon, also etwa 500 Gigawattstunden, benötigt die Fab in elektrischer Form, die andere Hälfte in Form von Wärme und Kälte. Um diesen Bedarf zu decken, bauen GF und der Dresdner Projektpartner „Sachsenenergie“ in das EVC eine Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungsanlage ein. Als Energieträger nutzt die Anlage primär Erdgas, sie soll aber auch Wasserstoff vertragen. Um die Reinräume für die Chipproduktion auf seiner stabilen Temperatur zu halten, hat GF bereits den größten Eisspeicher Europas eingerichtet. Auch er wird ausgebaut.
Daneben möchte die Unternehmensführung im Zuge des Umbaus auch den Wasserverbrauch und die Abwasserabgabe um 80 Prozent senken. Dafür sollen die Techniker die Rückkühlung auf einen geschlossenen Kreislauf umstellen.
Ein Viertel weniger Treibhausgas-Ausstoß
„Im Zuge der Kapazitätserweiterung von Fab 1 ist die Modernisierung unserer Energieversorgung eines der wichtigsten Projekte für GF Dresden“, betonte Fabrikchef Manfred Horstmann. „Dieses Projekt leistet einen wesentlichen Beitrag zu unserer unternehmensweiten Initiative ,Journey to Zero Carbon’, die darauf abzielt, die gesamten Treibhausgasemissionen von 2020 bis 2030 um 25 Prozent zu reduzieren.“
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: GF, Oiger-Archiv
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