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Deutsche Wirtschaft schrumpft im 5,4 Prozent

Bund und Länder haben wegen der Corona-Epidemie de facto für große Teile der Wirtschaft ein Not-Aus angeordnet. Die ökonomischen Folgen sind noch nicht bezifferbar, aber sie werden drastisch sein, meinen viele Ökonomen. Foto: Heiko Weckbrodt

Bund und Länder hatten wegen der Corona-Epidemie de facto für große Teile der Wirtschaft ein Not-Aus angeordnet. Foto: Heiko Weckbrodt

820.000 Jobs vernichtet – führende Ökonomen senken Prognose

München, 14 Oktober 2020. Die führenden deutschen Ökonomen schauen pessimistischer in die Zukunft als noch vor ein paar Wochen und haben ihre Prognosen gesenkt. Demnach wird die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 5,4 Prozent schrumpfen und nicht nur um 4,2 Prozent, wie zuletzt angenommen. Für 2021 rechnen die Wirtschaftsweisen zwar wieder mit einem Aufschwung – aber eben nur um 4,7 statt 5,8 Prozent. Erst Ende 2022 werde die deutsche Wirtschaft wieder normal ausgelastet sein. Das haben das Ifo-Institut in München, das DIW Berlin, das IfW Kiel, das IWH Halle und das RWI Wien gemeinsam eingeschätzt.

Langsame Erholung

Ein Grund für die skeptischere Sicht: Viele Branchen erholen sich langsamer von den direkten und indirekten Corona-Folgen als von den Ökonomen zunächst erwartet: Bund und Länder haben ihre „Maßnahmen zum Infektionsschutz“ weniger stark gelockert, im Gegenteil sogar mit Blick auf eine zweite Corona-Welle zuletzt wieder verschärft.

Die Wirtschafts-Wachstumsraten und -prognosen für die Jahre 2017 bis 2022. Grafik: GP Herbst 2020

Die Wirtschafts-Wachstumsraten und -prognosen für die Jahre 2017 bis 2022. Grafik: GP Herbst 2020

Gastronomie, Tourismus, Veranstalter und Luftverkehr weiter ausgebremst

Gebremst werde die Erholung insbesondere durch jene Branchen, die in besonderem Maße auf soziale Kontakte angewiesen sind, etwa Gaststätten und Tourismus, das Veranstaltungsgewerbe oder der Luftverkehr, schätzte IfW-Konjunkturchef Stefan Kooths ein. „Dieser Teil der deutschen Wirtschaft wird noch längere Zeit unter der Corona-Pandemie leiden und erst dann am Erholungsprozess teilhaben, wenn Maßnahmen zum Infektionsschutz weitgehend entfallen, womit wir erst im nächsten Sommerhalbjahr rechnen.“

Wenig Investitionsbereitschaft

Zudem halten sich viele Unternehmen mit Investitionen zurück, weil die Pandemie und die Gegenmaßnahmen vieler Regierungen weltweit die deutsche Wirtschaft empfindlich getroffen haben. Das gilt einerseits für die exportorientierte Industrie, andererseits auch für den binnenmarkt-orientierten Dienstleistungssektor. Dort zehren jetzt viele Betriebe ihre Eigenkapital-Reserven auf und haben dadurch weniger Geld für Investitionen übrig.

Trotz neuer Kurzarbeit-Regeln starke Spuren im Arbeitsmarkt

Auch im Arbeitsmarkt haben Corona und die Gegenmaßnahmen trotz großzügiger Kurzarbeitergeld-Regeln Spuren hinterlassen: Die Ökonomen schätzen, dass bis zur Jahresmitte rund 820.000 Stellen verloren gegangen sind.

Autor: hw

Quelle: Ifo u.a.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt