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Wasserstoff-Autoflotte wächst in winzigen Dosen

Drewag-Fuhrparkleiter Stefan Jacob betankt einen Brennstoffzellen-Toyota Mirai in Dresden mit Wasserstoff. Foto: Oliver Killig

Drewag-Fuhrparkleiter Stefan Jacob betankt einen Brennstoffzellen-Toyota Mirai in Dresden mit Wasserstoff. Foto: Oliver Killig

Dresdner Energieversorger wollen Brennstoffzellen-Technologie im mobilen Einsatz testen

Dresden, 8. Juni 2020. Die Wasserstoff-Autoflotte in Sachsen wächst – in homöopathischen Dosen: Die Dresdner Energieversorger schaffen sich neben ihren rund 1200 „Verbrennern“ und rund 130 batterieelektrischen Fahrzeugen bis Ende 2020 auch vier Elektroautos mit Brennstoffzellen als Stromlieferanten an. Das haben die Drewag und die Enso mitgeteilt.

Toyota und Hyundai liefern

So haben die Dresdner Stadtwerke heute zunächst zwei Toyota Mirai übernommen. Bis Jahresende folgen dann noch zwei Hyundai Nexo für den ostsächsischen Energiedienstleister Enso, der ebenfalls in Dresden residiert. Man wolle damit „frühzeitig Erfahrungen zur Alltagstauglichkeit, Service und Betankung im Praxistest“ sammeln, wie es von der Drewag hieß.

Ein Brennstoffzellen-Toyoto tankt an der neuen Wasserstoff-Tankstelle von Total an der Wiener Strasse in Dresden. Foto: Oliver Killig

Ein Brennstoffzellen-Toyoto tankt an der neuen Wasserstoff-Tankstelle von Total an der Wiener Strasse in Dresden. Foto: Oliver Killig

Vorteile: Schnell betankt, gute Reichweite

Diese Autos beziehen den Strom für ihre Elektromotoren nicht primär aus Batterien, sondern aus Brennstoffzellen. In ihnen reagiert Wasserstoff mit Sauerstoff. Dabei entstehen Wasser, elektrische Energie und Wärme. Ihre Vorteile: Sie stoßen fast nur Wasser aus, können ähnlich wie Autos mit Verbrennungsmotoren binnen fünf Minuten betankt werden und kommen auf ähnliche Reichweiten wie Verbrenner – der Toyota und der Hyundai beispielsweise auf 500 bis 600 Kilometer.

Nachteile: teuer, wenig effizient in der Gesamtbilanz – und nur wenige H2-Tankstellen

Allerdings sind diese Autos auch recht teuer und wenig effizient, wenn man den gesamten Prozess von der Wasserstoff-Erzeugung bis zur Rückverstromung in der Brennstoffzelle betrachtet. Auch wird Wasserstoff in Deutschland bisher kaum aus Ökostrom, sondern meist auf weniger umweltfreundlichen Wegen gewonnen. Und nicht zuletzt gibt es nur wenige Wasserstoff-Tankstellen: In ganz Deutschland nur 81, drei davon stehen in Sachsen, davon eine im Zentrum Dresdens an der Wiener Straße.

So sieht das BMW-Konzept im Moment noch aus: Zwei 700-Bar-Röhrentanks fassen zusammen sechs Kilogramm Wasserstoff. Der Tankvorgang soll damit nur drei bis vier Minuten dauern. Abbildung: BMW

So sieht das BMW-Konzept für das geplante Brennstoffzellen-Auto aus: Zwei 700-Bar-Röhrentanks fassen zusammen sechs Kilogramm Wasserstoff. Der Tankvorgang soll damit drei bis vier Minuten dauern. Abbildung: BMW

Asien führt, Deutschland zögert

Japanische und südkoreanische Hersteller führen im Nischensegment der Wasserstoff-Autos. Deutsche Serienautos mit Brennstoffzellen-Antrieb gibt es bisher nicht. BMW plant zwar solch ein Auto. Es ist aber unsicher, ob der „i Hydrogen Next“ je auf den Markt kommt. Auch Daimler und Volvo arbeitet gemeinsam an mobilen Brennstoffzellen, denken dabei aber eher an Busse, Laster und andere Nutzfahrzeuge als an Pkws. Anfang 2020 waren laut Kraftfahrzeugbundesamt (KBA) gerade mal 507 wasserstoffbetriebene Autos in Deutschland angemeldet.

In Deutschland drängt vor allem Volkswagen seit einiger Zeit den Rest der Branche und die Politiker, bei umweltschonenden Fahrzeugen alle Kräfte und Fördergelder auf die batterie-elektrischen Technologien zu konzentrieren. Für H2-Entwicklungen bleibt da wenig Luft.

Autor: hw

Quellen: Drewag, Fraunhofer, KBA, Oiger-Achiv

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt