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Konsum Dresden will nach Corona mehr aus der Region einkaufen

Allesamt maskiert: Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) zeigt in einem Präsentkorb in der Markthalle Dresden, was er noch viel öfter in den Supermarkt-Regalen sehen will: Lebensmittel aus der Region. Im Hintergrund stehen Konsumvorstand Roger Ulke und Markthallen-Chef Sören Goldemann. Foto: Heiko Weckbrodt

Allesamt maskiert: Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne) zeigt in einem Präsentkorb in der Markthalle Dresden, was er noch viel öfter in den Supermarkt-Regalen sehen will: Lebensmittel aus der Region. Im Hintergrund stehen Konsumvorstand Roger Ulke und Markthallen-Chef Sören Goldemann. Foto: Heiko Weckbrodt

Während der Seuche macht die Genossenschaft mit Umlandprodukten mehr Umsatz: Die Dresdner stehen mehr denn je auf Geschmack à la Sax.

Dresden, 6. Mai 2020. Der Konsum Dresden hat während der Corona-Krise etwa ein Zehntel mehr Umsätze als sonst gemacht. Teilweise kam dies durch den generell gewachsenen Bedarf während der Corona-Ausgangssperre zustande, teils aber auch durch eine steigende Nachfrage für frische Lebensmittel aus der Region. Das haben Roger Ulke und Sören Goldemann vom Konsum-Vorstand am Mittwoch mitgeteilt.

Anteil regionaler Produkte gestiegen

„Normalerweise machen regionale Produkte etwa 22 Prozent unseres Umsätze aus“, sagte er. „Derzeit liegt dieser Anteil bei 25 bis 26 Prozent.“ Beliebt seien derzeit vor allem frisches Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte, aber auch Nudeln, Socken und Drogerieartikel aus Sachsen. „Wir würden gerne alles von regionalen Anbietern kaufen. Denn es gibt einen besonderen sächsischen Geschmack zum Beispiel bei Würsten, den andere nicht haben“, betonte Ulke. In puncto Preis und Qualität könnten regionalen Lebensmittel mit überregionalen Angeboten und Importwaren auch klar mithalten, schätzte der Vorstandssprecher ein.

Roger Ulke ist Vorstandssprecher der Konsum-Genossenschaft Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Roger Ulke ist Vorstandssprecher der Konsum-Genossenschaft Dresden. Foto: Heiko Weckbrodt

Kapazitätsprobleme behindern zusätzlichen Absatz

Leider aber seien die Lebensmittel-Erzeuger und -verarbeiter aus dem Umland nicht immer imstande, mehr Waren in der gewünschten Menge und mit den nötigen Gütesiegeln zu liefern. Die Nudelfabrik in Riesa beispielsweise kam mit den Lieferaufträgen nicht mehr hinterher, als die Konsumenten zu Beginn der Corona-Ausgangssperre anfingen, Makkaroni, Spirelli & Co. auf Vorrat zu kaufen. Auch die Mühlen mahlten an ihren Kapazitätsgrenzen und lieferten doch nicht genug Mehl für die leergehamsterten Marktregale.

Manche Kleinbauern können sich Zertifizierung nicht leisten – Konsum plädiert für staatliche Hilfe

Vor allem aber können manche regionale Lieferanten nicht die marktüblichen Zertifikate nach dem „International Food Standard“ (IFS) vorwiesen, ohne die sich jede Supermarktkette schwer tun, ihnen Lebensmittel abzukaufen. Vor allem für kleinere Erzeuger seien die Zertifizierungen indes zu aufwendig und teuer, meint Ulke. Für einen breiten Marktzugang sind diese Siegel aber unerlässlich. „Bei solchen Zertifizierungsfragen würden wir uns Unterstützung durch den Freistaat wünschen“, appellierte der Konsumvorstand an den sächsischen Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Bündnisgrüne) bei einem gemeinsamen Besuch in der Neustädter Markthalle in Dresden.

Neues Ministerreferat soll Bauern gute Tipps geben

Der Minister mochte sich nicht auf solch ein Förderprogramm festlegen, sieht aber noch andere Hebel, um die Marktchancen regionaler Frischeprodukte zu verbessern: Sachsen brauche mehr Betriebe, die frische Lebensmittel gleich vor Ort verarbeiten und damit Wertschöpfung und Jobs im Land halten, argumentierte er. Über ein neu geschaffenes Referat für regionale Wertschöpfung und Ökolandwirtschaft will der grüne Politiker die Bauern zudem bei der Direktvermarktung beraten, sie mit Erzeugern vernetzen und ihnen gute Tipps geben, welche Kulturen sich im Anbau lohnen. Konkrete Investoren oder andere Joker hat er zwar nicht parat. Seine Ziele formulierte er dafür deutlich: Durch regionale Lieferketten will er viele Importe und damit Lasterverkehr auf den Straßen überflüssig machen und für Arbeitsplätze in der Region sorgen. „Die Nachfrage für regionale Produkte ist bei den Menschen da“, argumentierte er und erntete dafür zustimmendes Nicken von Ulke und Markthallenchef Goldemann. „Das hat die Corona-Krise noch deutlicher gemacht.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Vor-Ort-Termin, Konsum Dresden, SMEKUL

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt