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Prognose: Corona schrumpft Wirtschaft um bis zu 9 %

Bund und Länder haben wegen der Corona-Epidemie de facto für große Teile der Wirtschaft ein Not-Aus angeordnet. Die ökonomischen Folgen sind noch nicht bezifferbar, aber sie werden drastisch sein, meinen viele Ökonomen. Foto: Heiko Weckbrodt

Bund und Länder haben wegen der Corona-Epidemie de facto für große Teile der Wirtschaft ein Not-Aus angeordnet. Die ökonomischen Folgen sind noch nicht bezifferbar, aber sie werden drastisch sein, meinen viele Ökonomen. Foto: Heiko Weckbrodt

Ein „Kollaps des Vertrauens“ droht, warnt Ifo-Chef Fuest

München/Kiel, 19. März 2020. Die Corona-Pandemie und die deshalb erlassenen staatlichen Verbote werden die ohnehin schon etwas schwächelnde deutsche Wirtschaft in einen tiefen Abschwung stürzen. Das geht aus neuen Konjunkturprognosen des Ifo-Instituts in München und des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) aus Kiel hervor.

Volkswirte korrigieren Prognosen massiv herunter

Demnach stagniert das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr nicht, wie noch vor ein paar Wochen von den Ökonomen prophezeit. Das Ifo rechnet nun damit, dass die Wirtschaftsleistung in der Bundesrepublik im günstigsten Falle um 1,5 Prozent schrumpft, im ungünstigeren Falle um sechs Prozent. Das IfW geht von einem BIP-Rückgang um 4,5 bis neun Prozent aus. Es drohe die „Mutter aller Rezessionen“, hatte kürzlich bereits IfW-Chef Prof. Gabriel Felbermayr orakelt. Andere rechnen indes mit einer raschen Aufholjagd im Jahr 2021.

Besonders Gastgewerbe, Luftfahrt, Autobau und Einzelhandel betroffen

„Zu den besonders betroffenen Wirtschaftsbereichen, für die ein anfänglicher Rückgang der Kapazitätsauslastung um 90 Prozent unterstellt wird, zählen Gastgewerbe, Luftfahrt sowie die Freizeitbranchen wie Reisen, Sport und Unterhaltung“, heißt es vom IfW. „Der Fahrzeugbau als eines der Schwergewichte der deutschen Wirtschaft schränkt in dieser Rechnung seine Produktion zwischenzeitlich um bis zu 70 Prozent ein. Der Einzelhandel schrumpft während der Lockdown-Phase um 40 Prozent, wobei Lebensmittelhändler einen Teil der wegfallenden Gaststättenumsätze wettmachen.“

„Massive und gezielte Maßnahmen“ notwendig

Es sei wichtig, dass die Politik „massive und gezielte Maßnahmen ergreift, um damit die Schäden zu begrenzen, die das Einfrieren der Wirtschaft verursacht“, forderte Ifo-Chef Clemens Fuest. Für Selbständige sowie kleine und mittlere Unternehmen sollten für einige Monate alle Steuerzahlungen ausgesetzt werden. „Zusätzliche Hilfen für Beschäftigte, die ihr Einkommen verlieren, sind dringend notwendig. Liquiditätshilfen und staatliche Garantien könnten eine Insolvenzwelle abwenden.“

Akute Gefahr drohe zudem den Staatsfinanzen im Euroraum, warnte Fuest. Bei hoch verschuldeten Ländern könne es zu einem „Kollaps des Vertrauens“ kommen.

Autor: hw

Quellen: Ifo, IfW

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt