Miterfinder Gedecke steuerte legendäres Auto-Mittelchen als Exponat bei
Dresden, 12. März 2020. Ein besonderes Exponat aus dem ostdeutschen Mobilitätsalltag vor der Wende ziert jetzt die „DDR-Welt“ in Simmel-Center Dresden: Senior-Erfinder und Ex-Elaskon-Chef Günther Gedecke hat am Donnerstag originale Metallflaschen vom legendären Auto-Rostschutzmittel „K60“ in dem Museum am Albertplatz platziert.
Elaskon schmierte zu DDR-Zeiten fast jeden
„Damals hat man auf Autos jahrelang warten müssen“, erklärte der 92-Jährige den Nachgeborenen, warum das K60 damals so wichtig war. „Die Autos mussten lange halten.“ Daher entwickelten er und weitere Kollegen vom Dresdner Chemiebetrieb Anfang der 1970er aus einem ihrer beliebten Seilschmierstoffe ein Mittel, das den Unterboden und die Hohlräume von Wartburg, Lada und Co. gegen Rost schützte. „Gegen Ende der DDR, im Jahr 1988, haben wir rund 3000 Tonnen K60 produziert“, erzählt der ehemalige Betriebsleiter, der bis heute „sein“ K60 an seinen eigenen Autos verwendet. „Ein Drittel davon haben wir in Flaschen abgefüllt. Die wurden dann für drei Mark das Stück in den Minol-Tankstellen verkauft.“ Die anderen zwei Drittel lieferte Elaskon Dresden fässerweise an andere VEBs, die damit ihre Laster und Busse konservierten.
Re-privatisiertes Unternehmen produziert K60 bis heute
Elaskon produziert übrigens immer noch – in verbesserter Rezeptur – das K60. Anders als zu DDR-Zeiten, als der Betrieb jährlich rund eine Million Flaschen davon vertickte, ist das Unterboden-Schutzmittel für das längst wieder privatisierten Chemieunternehmen allerdings eher ein Nischenprodukt neben den Seilschmierstoffen und anderen Chemieprodukten: 2019 kam Elaskon auf etwa 30,7 Millionen Euro Umsatz, erzählt Tobias Schwald, dessen Familie ab 1993 schrittweise den früheren VEB übernommen hatte. „Davon macht das K60 etwa 700.000 bis 800.000 Euro pro Jahr aus.“
Schwald: „Autos werden wieder länger gefahren“
Dennoch sei das legendäre Schutzmittel aus Dresden nie ganz in der Versenkung verschwunden: Zwar brach der Absatz in der 1990ern drastisch ein, weil damals viele Menschen im Drei-Jahres-Takt neue Westwagen kauften. „Aber inzwischen werden Autos wieder länger gefahren“, sagt Schwald. Seitdem sei auch K60 wieder gefragt.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quelle: Interview Gedecke, Vor-Ort-Termin in der „DDR-Welt“
Infos für Besucher:
„Die Welt der DDR“, 1. Obergeschoss im Simmel-Center Dresden, Antonstraße 1a, täglich 10 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt sieben Euro
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