News, Wirtschaftspolitik, zAufi

Die meisten Volkswirte kritisieren neue Grundrente

Sachsens Hightech-Gründer leiden unter Risikokapital-Lücken. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Umfrage von Ifo und FAZ unter 100 Uni-Ökonomen

München/Frankfurt am Main, 16. Dezember 2019. Die meisten deutschen Ökonomen sehen die neue Grundrente, die Sozialminister Hubertus Heil (SPD) unter dem Namen „Respektrente“ initiiert hatte, kritisch. Das hat eine Umfrage unter 100 Ökonomen an deutschen Unis durch das Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo aus München und die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ ergeben.

„Allenfalls sinnvoll, um Wählerstimmen zu gewinnen“

„Das Rentenpaket ist kontraproduktiv und allenfalls sinnvoll, um Wählerstimmen zu gewinnen“, schätzte beispielsweise ifo-Ökonom Niklas Potrafke ein. „Profitieren werden Rentenbezieher, die das Geld nicht wirklich nötig haben“, sagt sein ifo-Kollege Joachim Ragnitz, der die Studie mit koordiniert hat.

Viele Ökonomen sehen kritisch, dass statt der Vermögensprüfung nun nur eine Einkommensprüfung vorgesehen ist. So könnten künftig sogar Wohlhabende Grundrente beziehen. 56 Prozent der Teilnehmer halten dieses Vorgehen für falsch.

„Risiko wachsender Altersarmut wird oft überschätzt“

Die Befürworter sehen in der neuen Grundrente einen Beitrag gegen eine Verarmung der Senioren. Allerdings ist diese Sicht umstritten. „Das Risiko wachsender Altersarmut wird oft überschätzt“, hält dem der Bochumer Finanzwissenschaftler Martin Werding, der die Umfrage mit koordiniert hat, entgegen. Zwar gebe es dieses Risiko, nur gehe die Grundrente daran praktisch völlig vorbei. „Hier werden Versicherung und Umverteilung so vermischt, dass eher neue Ungerechtigkeiten entstehen, das Problem steigender Altersarmut aber weitgehend ungelöst bleibt“, erklärt Werding.

Der Kabinettsbeschluss von Union und SPD sieht bis zu 400 Euro mehr im monat für all jene vor, die 35 Jahre in die Rentenkasse eingezahlt, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt haben, aber auf Ansprüche von weniger als 80 Prozent eines Durchschnittsverdieners kommen. 1,2 bis 1,5 Millionen Rentner dürften in den Genuss dieser Umverteilung kommen.

Welche Instrumente gegen Altersarmut die Ökonomen in der Ifo-Umfrage als sinnvoll eingestift haben - und welche nicht. Grafik: Ifo

Welche Instrumente gegen Altersarmut die Ökonomen in der Ifo-Umfrage als sinnvoll eingestift haben – und welche nicht. Grafik: Ifo

Minister Heil: Beitrag zum Schutz vor Altersarmut

„Wer lange gearbeitet hat, Kinder erzogen oder Angehörige gepflegt hat, soll im Alter eine auskömmliche Rente bekommen, die möglichst auch über der Grundsicherung liegt“, hatte Sozialminister Heil die neue Reglung begründet. „Die Grundrente soll auch einen Beitrag zum Schutz vor Altersarmut leisten.“ Sie werde für Bestands- und für Neurentner zum 1. Januar 2021 eingeführt.

Autor: Oiger

Quellen: Ifo, BMAS

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt