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Innere Fett-Uhr beim Menschen entdeckt

Fettreiche Speisen können zur falschen Tageszeit das Diabetes-Risiko besonders stark erhöhen. Foto: Heiko Weckbrodt

Fettreiche Speisen wie Wurst können zur falschen Tageszeit das Diabetes-Risiko besonders stark erhöhen. Foto: Heiko Weckbrodt

Forscher aus Dresden und Nuthetal: Wer zur falschen Zeit schlemmt, kann zuckerkrank werden.

Dresden/ Nuthetal, 11. Dezember 2019. Dass zuviel Schlemmerei der Gesundheit schadet, das ist altbekannt. Doch auch wer zuviel Süßes oder fette Speisen zu ungünstigen Tageszeiten isst, erhöht sein Risiko, an Diabetes zu erkranken. Das hat eine gemeinsame Studie des „Deutschen Instituts für Ernährungsforschung“ (DIfE) aus dem brandenburgischen Nuthetal und des Dresdner Biotech-Unternehmens „Lipotype“ ergeben, die beide Einrichtungen zur kalorienreichen Weihnachtszeit veröffentlicht haben.

Fetthaushalt beeinflusst Insulin-Empfindlichkeit

Sie entdeckten dabei eine neue biologische Fettstoffwechsel-Uhr, die ganz unterschiedlich auf fett- und kohlenhydratreiche Nahrung zu unterschiedlichen Zeiten reagierte. Dabei stellten die Wissenschaftler auch einen Zusammenhang zum Insulinhaushalt fest. „Diese Insulin-Empfindlichkeit ist ein guter Indikator, um Diabetes-Risikopatienten zu ermitteln“, erklärte Dr. Olga Ramich vom DIfE.

Dr. Olga Ramich leitet die Forschungsgruppe Molekulare Ernährungsmedizin am DIfE. Foto: Studioline Photography für das DIfE

Dr. Olga Ramich leitet die Forschungsgruppe Molekulare Ernährungsmedizin am DIfE. Foto: Studioline Photography für das DIfE

Shotgun-Analyse aus Dresden eingesetzt

Für ihre Untersuchungen setzten sie ihren Studienteilnehmern verschiedene Essen vor. Allerdings bekam die eine Hälfte der Gruppe fettiges Essen zum Morgen und Süßes zum Abend, während es bei der anderen Hälfte genau umgekehrt war. Vor und nach den energiereichen Frühstücken und Abendessen nahmen die Wissenschaftler jeweils Blutproben der Probanten. Dann analysierten sie das Blut mit der speziellen „Schrotflinten“-Lipidanalyse („Shotgun-Lipidomics-Analyse“) aus Dresden. Diese am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) Dresden erfundene und von dessen Ausgründung Lipotype weiterentwickelte Methode kann Hunderte Fettbausteine („Lipide“) aus einer einzigen Probe herauslesen – und zwar mit genauen Mengenangaben.

Die Biotech-Firma "Lipotype" im BioZ erfoscht, wieviel Liposomen, wieviel Cholesterin im menschlichen Körper ideal für die Gesundheit sind. Foto: Lipotype

Die Biotech-Firma „Lipotype“, wieviel Fettbausteine (Lipide) im menschlichen Körper ideal für die Gesundheit sind. Foto: Lipotype

Komposition und Zeit beeinflussen Lipide im Blut

Dadurch konnten die Forscher ermitteln, dass der Fetthaushalt des Körpers zu verschiedenen Zeiten ganz unterschiedlich auf das selbe Essen reagiert. „Unsere Ergebnisse zeigen sehr deutlich, dass sowohl Mahlzeiten-Komposition als auch Tageszeit die Zusammensetzung der Fette im Blut beeinflussen“, betonte Studienleiterin Dr. Ramich. „Für ein Drittel aller Lipide waren die Änderungen nach der Mahlzeit davon abhängig, ob dieselbe Mahlzeit morgens oder nachmittags gegessen wurde.“ Und: „Das Konzept einer inneren Uhr lässt sich auch auf den Stoffwechsel übertragen“, folgerte sie. „Gegen diese Uhr zu leben ist ungesund und erhöht das Risiko für Diabetes.“

Autor: hw

Quellen: Lipotype, DIfE

Wissenschaftliche Publikation dazu:

Katharina Kessler, Mathias J Gerl, Silke Hornemann, Markus Damm, Christian Klose, Klaus J Petzke, Margrit Kemper, Daniela Weber, Natalia Rudovich, Tilman Grune, Kai Simons, Achim Kramer, Andreas F H Pfeiffer, Olga Pivovarova-Ramich. Shotgun lipidomics discovered diurnal regulation of lipid metabolism linked to insulin sensitivity in non-diabetic men. The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism.

doi: 10.1210/clinem/dgz176

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt