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Zwickau entwickelt Batterie-O-Bus

Die Zwickauer Ingenieure haben einen Dieselbus von Volvo zum Batterie-O-Bus umgerüstet und testen nun das ein- und ausfahrbare Andrahtsystem am Stromabnehmer. Foto: WHZ

Die Zwickauer Ingenieure haben einen Dieselbus von Volvo zum Batterie-O-Bus umgerüstet und testen nun das ein- und ausfahrbare Andrahtsystem am Stromabnehmer. Foto: WHZ

Forscher sehen im aufgepeppten Oberleitungs-Buss „das verkannte Genie im ÖPNV“

Zwickau, 24. Juni 2019. Um Menschen elektrisch zu bewegen, kennen Ingenieure viele Möglichkeiten: E-Autos, Straßenbahnen und viele mehr. Mancherorts aber lassen sich Gleise nicht verlegen, da sind Busse gefragt. Um dafür Alternativen zum Dieselmotor zu entwickeln, erwägen die Sachsen eine Renaissance der alten Oberleitungs-Busse – nur eben moderner und mit Batterien. Über ein entsprechende Forschungsprojekt hat sich die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) nun in Zwickau informiert.

Stromabnahner fährt automatisch ein und aus, Batterie überbrückt die Lücken

Denn Ingenieure der „Westsächsische Hochschule Zwickau“ (WHZ) haben inzwischen einen Dieselbus zu solch einem Batterie-O-Bus umgebaut. Damit wollen sie im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums ein neues Stromabnehmer-System in der Praxis testen: Der Abnehmer (auch „Pantograf“ genannt) soll sich automatisch ein- und ausfahren – je nachdem, ob der Bus Oberleitungen findet oder nicht. An Bord befinden sich zudem Batterien, die mit zu 20 Kilometer Reichweite bieten. Dadurch sollen die Obusse auch Streckenabschnitte überwinden, auf denen eine Oberleitung zu teuer oder zu kompliziert wäre. Ähnliche Systeme werden in Deutschland und in Skandinavien auch mit Oberleitungs-Lastkraftwagen auf Autobahnen getestet. Und in Dresden hat das Fraunhofer-Institut IVI auch bereits einen Elektrobus mit ausfahrbaren Stromabnehmer entwickelt und getestet.

Der Elektrobus mit ausgefahrendem Schnelllade-Arm. Foto: Fraunhofer-IVI / DVB

Der Dresdner Fraunhofer-Elektrobus mit ausgefahrenem Schnelllade-Arm. Foto: Fraunhofer-IVI / DVB

Ministerin Stange: Auch alte Technologien können E-Mobilität voranbringen

„Wissenschaftliche Forschungen im Bereich der Mobilität, die eine Verringerung oder Vermeidung von Schadstoffen zum Ziel haben, gehen in alle Richtungen und nehmen auch bewährte Technologien zur Grundlage“, schätzte Ministerin Stange ein. „Das flexible System eines Obusses kann ein attraktives und umweltfreundliches Angebot besonders für Städte mit besonderer Topologie oder mit historischen Stadtkernen sein.“

Projektleiter: Besonders nachhaltige Lösung jenseits der Schiene

„Der Batterie-Oberleitungsbus ist quasi das verkannte Genie im ÖPNV“, meint Prof. Matthias Thein, der Projekt „Automatisches Oberleitungs-Stromabnehmersystem für Hybrid-Oberleitungsbusse“ = AOSA) leitet. Er sieht in Oberleitungsbussen die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). Der Batterie-O-Bus sei „aus ökologischer und ökonomischer Sicht das nachhaltigste nicht-schienengebundene Fahrzeug im Bereich der E-Mobilität“.

Autor: hw

Quellen: SMWK, WHZ

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt