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Strahlende Aussichten für Drogenbauern

Christoph Schubert leitet Compled Dresden. Er will auf den Hightech Venture Days 2018 Dresden Risikokapital einsammeln, um seine Cannabis-Tagesleuchten auch in den USA zu vermarkten.  Foto: Heiko Weckbrodt

Christoph Schubert leitet Compled Dresden. Er will auf den Hightech Venture Days 2018 Dresden Risikokapital einsammeln, um seine Cannabis-Tagesleuchten auch in den USA zu vermarkten. Foto: Heiko Weckbrodt

LED-Tageslicht von Compled Dresden sorgt für 50 Prozent mehr Hasch-Ernte

Dresden, 17. Oktober 2018. Das Dresdner Unternehmen „Compled“ hat ein LED-Tageslichtsystem entwickelt, das die Cannabis-Ernte in Haus-Plantagen deutlich steigert. „Unsere Forschungspartner erreichen damit 50 Prozent mehr Ertrag, zum Beispiel die Uni Prag“, teilt Christoph Schubert, einer der Compled-Gründer, mit. Gedacht ist das spezielle Leuchtensystem allerdings nicht für die Heimplantagen von Neustadt-Kiffern, sondern für den medizinischen Einsatz. Bei den „Hightech Venture Days“ in Dresden wollen Schubert und seine Kollegen nun rund 1,5 Millionen Euro Risikokapital einsammeln, um mit ihren Cannabis-Leuchten bald auch den US-Markt aufrollen zu können.

Vom Verbots-Vorreiter zum Pionier: Immer mehr US-Bundestaaten erlauben Haschisch als Medizin

Denn seit Kalifornien nach einem Volksentscheid 1996 den Cannabis-Einsatz als Medizin erlaubt hat, sind in den Vereinigten Staaten mehr und mehr Bundesstaaten diesem Vorbild gefolgt: Laut dem Deutschen Hanfverband gibt es inzwischen in jedem zweiten US-Bundesstaat Möglichkeiten zur medizinischen Anwendung. Die Nachfrage nach medizinisch nutzbarem Haschisch steigt aber ebenfalls in der Bundesrepublik: Seit der Teillegalisierung im März 2017 in Deutschland schreiben auch hier Ärzte immer mehr Cannabis-Rezepte aus, haben Auswertungen der „Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände“ (ABDA) ergeben. Die Mediziner können Haschisch unter bestimmten Bedingungen an schwerkranke Patienten verschreiben, zum Beispiel bei Multipler Sklerose, grünem Star, Aids und extremen Schmerzen. Angesichts der wachsenden Nachfrage muss Deutschland nun bis zu 1,5 Tonnen Cannabis pro Jahr aus den Niederlanden importieren. Erst 2020 werden die ersten größeren legalen Cannabis-Ernten in der Bundesrepublik erwartet.

Photonischer Signalgeber für Pflanzenwachstum

Um die Ausbeute dabei zu verbessern, machen sich die Dresdner Experten neue Leuchttechnologien und biologische Erkenntnisse zu nutze: „Durch die LED-Technologie ist es erst möglich geworden, in Kunstlicht-Gärten nicht nur die Leuchtstärke, sondern auch das Lichtspektrum ganz genau einzustellen“, schätzt der Compled-Chef ein. Das heißt: Durch eine Steuerelektronik und Sensoranalysen können die Ingenieure mal mehr Gelb oder mehr Blau zumischen, ein bisschen unsichtbares Ultraviolett oder Infrarot. „Über die Photosynthese hinaus ist Licht für die Pflanzen eben auch als Signalgeber wichtig“, erklärt Schubert. „Im Schatten eines Strauchs wachsen sie in die helle Richtung. Wenn sie zuviel Ultraviolett empfangen, bilden sie einen UV-Schutz aus und produzieren dabei bestimmte Inhalts- und Geschmacksstoffe.“ Und gerade letztere seien für eine Cannabis-Ernte in gleichmäßig hoher Qualität besonders wichtig.

Anfangs Aquarien-Leuchten im Fokus

Dass sie einmal derart im Drogenmilieu aktiv sein würden und das auch noch ganz legal, daran war für Schubert und seine Mitstreiter noch gar nicht zu denken, als sie 2010 ihr Unternehmen in Dresden gründeten. „Wir haben uns zunächst auf Aquarienbeleuchtungen verlegt“, erzählt der Chef. Ein Biologe machte die Gründer darauf aufmerksam, welches Potenzial für die Drogenernte in ihren Spektral-LEDs steckte.

Lichtrezepte für knackigere Tomaten

Den meisten Umsatz macht das inzwischen neunköpfige Team allerdings bislang nicht mit dem künstlichen Tageslicht für Cannabis-Plantagen, sondern mit Forschungs-Lampen, von denen sie bisher rund 400 verkauft haben. Diese besonders präzise regulierbaren Leuchtdioden-Arrangements benötigen Wissenschaftler und Gartenbauingenieure, um neue Lichtrezepte zu entwickeln, die dann beispielsweise Tomaten schmackhafter und ansehnlicher machen sollen. Denn nicht nur aus Hasch, sondern auch aus allerlei Obst und Gemüse können die Highend-Gartenleuchten aus Dresden das Beste herausholen.

Lernende Maschinen tunen in Zukunft die Ernte

An der nächsten technologischen Stufe arbeiten die Ingenieure übrigens bereits: Bisher muss das Lichtprogramm noch von Menschen, basierend auf deren Erfahrungsschatz, in die Steuerelektronik einprogrammiert werden. Schubert: „In Zukunft wollen wir den Systemen beibringen, selbstlernend die richtige Lichtzusammensetzung zu finden.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt