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Bargeldloses Parken startet in Parkhäusern in Dresden

Ein Elektrogolf-Fahrer testet das Transponder-gestützte bargeldlose Parkgebühren-Bezahlen im Parkhaus am Straßburger Platz in Dresden. Der weiße Scanner oben links soll die Etiketten bzw.- Chipkarten erkennen. Foto: heiko Weckbrodt

Ein Elektrogolf-Fahrer testet das Transponder-gestützte bargeldlose Parkgebühren-Bezahlen im Parkhaus am Straßburger Platz in Dresden. Der weiße Scanner oben links soll die Etiketten bzw.- Chipkarten erkennen. Foto: heiko Weckbrodt

Sunhill-Chef: Unsere Enkel werden Parkticket-Säulen gar nicht mehr kennen

Dresden, 30. August 2018. Seit Anbeginn der Zeiten nervt den gemeinen Autofahrer die Kleingeldsuche für den Parkschein-Automaten – und fast ebenso lang ertönt der Ruf danach, das Parken per Handy möglich zu machen. Die Hochtechnologiestadt Dresden hat dafür eine halbe Ewigkeit gebraucht, aber nun ist es soweit: In sieben Parkhäusern im Stadtgebiet können die Dresdner ab sofort bargeldlos und automatisch bezahlen, auch per Smartphone-App. Ein entsprechendes Angebot unter der Marke „Travipay“ haben die Dresdner Wirtschaftsförderung, Betreiber „Sunhill“ aus Erlangen und Volkswagen Sachsen nun vorgestellt. Bundesweit ist dieser Dienst vorerst in insgesamt 200 Parkhäusern nutzbar, später folgen weitere.

Pilotlösungen gefragt

Das Dresdner Projekt sei ein weiter Baustein im gemeinsamen Ziel von Stadtverwaltung und VW, die sächsische Landeshauptstadt „zu einem Vorreiter der Digitalisierung und Elektromobilität zu machen“, erklärte Kai Siedlatzek, der Finanzchef von Volkswagen Sachsen. Ähnlich äußerte sich der Dresdner Wirtschaftsförderungs-Chef Robert Franke: Auf dem Weg zur Smart City müsse Dresden zügig Pilotlösungen wie eben das bargeldlose Parken schaffen –andere Städte schlafen nicht, betonte er.

Bequemes Bezahlen nur gegen Aufpreis

Wer den neuen Service nutzen will, muss bei Sunhill einen Vertrag abschließen, der in Dresden 2,49 Euro im Monat kostet. Dafür bekommt der Autofahrer einen elektronischen Aufkleber für die Windschutzscheibe und eine Chipkarte. Wenn im Parkhaus ein weißer Etiketten-Scanner über der Einfahrt hängt, erkennt dieser den RFID-Funkchip an der Frontscheibe und öffnet automatisch die Schranke. In allen anderen Parkhäusern muss der Nutzer die Chipkarte am Einlass präsentieren. VW will diese Funktionen in seine kommende ID-Elektroautofamilie gleich fest integrieren. Abgerechnet werden die Park-Gebühren dann per Handy-Rechnung, Kreditkarte oder Banküberweisung. „Unsere Kinder und Enkel werden das gar nicht mehr anders kennen“, ist Sunhill-Chef Christoph Schwarzmichel überzeugt. Parkticket-Automaten würden demnach auf kommende Generationen völlig antiquiert wirken wie auf uns ein Wählscheiben-Telefon.

Für Straßen-Parkplätze programmieren städtische IT-ler eine Insellösung

Ob das so kommt, bleibt abzuwarten: Für Firmenkunden dürfen die Bezahl-Zusatzdienste wie Park-Sammelbelege interessant sein. Auf private Autofahrer könnten die Zusatzgebühren, die Sunhill verlangt, womöglich abschreckend wirken. Zudem ist absehbar, dass es in Dresden mindestens zwei unterschiedliche Lösungen für Parkhäuser und Straßen-Paktplätze geben wird: Die bayrische VW-Tochter „Sunhill“ hat Verträge mit den Parkhausbetreibern „Apcoa“ und „OPG“ abgeschlossen.

Für die Parkflächen auf und an Straßen will dagegen der städtische Eigenbetrieb für Informationstechnologien (Ebit) eine eigene Lösung nur für Dresden programmieren. Die soll zwar kompatibel zu Sunhill sein, bleibt aber eben doch eine Insellösung. Damit will die Stadtverwaltung vermeiden, einen Teil der Parkgebühren-Einnahmen an externe Dienstleister abgeben zu müssen. Zudem wird auch bei dieser Lösung wahrscheinlich ein Aufpreis fürs digitale Parken per Smartphone fällig werden. Daneben tummeln sich bereits andere Anbieter wie „Park Now“ auf dem Markt.

Dresden will Vorreiter für Smart Cities werden

Sunhill begann 2017 als Start-up, wurde 2016 von VW aufgekauft und hat nun 90 Mitarbeiter. Den „Travipay“-Dienst bot das Unternehmen bereits seit Jahren in zahlreichen Städten an, allerdings nur für Straßenparkplätze. Neu ist die Ausweitung auf Parkhäuser, die nun in Dresden offiziell vorgestellt wurde.

Dabei ist dieses bargeldlose Parken eines von mehreren Projekten, die Dresden zu einem Pionierstandort für die digital vernetzte Stadt von morgen („Smart City“) machen soll. Dazu gehören einerseits weitere Kooperationen mit VW, darunter die Gratis-Elektrotankstelle, der Firmen-Inkubator, das Automatisierungs-Technikum und das Elektromobilitäts-Schülerlabor in und an der gläsernen Volkswagen-Manufaktur. Weitere Mosaiksteine sind unter anderem die Dresdner Teststrecken für automatisches Fahren, das Energie-Pilotprojekt in der Johannstadt, ein 5G-Funkprojekt mit der Telekom und das Verkehrsmanagementsystem VAMOS der TU Dresden. Und heute will die Stadt ihr nächstes Vorhaben präsentieren: ein Netz aus Mobilitätspunkten mit Ladesäulen für E-Fahrzeuge. „Weitere Projekte werden folgen“, versprach Wirtschaftsförderer Robert Franke.

Autor: Heiko Weckbrodt

Beteiligte Parkhäuser in Dresden:

  • Apcoa-Garagen:
  • „Taschenbergpalais“ und „Haus am Zwinger“, Kleine Brüdergasse 3
  • Schillergalerie, Hüblerstraße 8
  • SP1, Straßburger Platz
  • OPG-Garagen:
  • Centrum-Galerie, Reitbahnstraße
  • Bautzner Str. 29
  • Löbtau-Passage, Kesselsdorfer Straße
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt