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Rossendorfer Generikum macht Herzprobleme sichtbar

Rotop produziert nuklearmedizinische Präparate und Kits. Foto: Rotop

Rotop produziert in Dresden-Rossendorf nuklearmedizinische Präparate und Kits. Foto: Rotop

Rotop und Forschungszentrum HZDR entwickeln gemeinsam strahlende Medikamente

Dresden-Rossendorf, 31. August 2018. Ein neues Medikament aus Dresden-Rossendorf soll Kardiologen helfen, mögliche Herz-Durchblutungsstörungen bei ihren Patienten rasch zu erkennen. Das Präparat heißt „Tetrofosmin Rotop“ und ist schwach radioaktiv, damit Spezialkameras zeigen können, wie der Herzmuskel durchblutet ist. Das Pharma-Unternehmen „Rotop“ und das Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf (HZDR) haben das Arzneimittel in achtjähriger Forschungsarbeit gemeinsam entwickelt. Inzwischen ist das Medikament zugelassen, patentiert und auf dem Markt verfügbar, teilte das Dresdner Familienunternehmen mit.

Bisher nur ein einziger Anbieter am Markt

Bisher gab es demnach nur einen einzigen Hersteller für solch ein spezielles Präparat. Mit dem „Tetrofosmin Rotop“ haben Mediziner nun eine haltbarere Alternative, also ein Generikum. Es besteht aus dem radioaktivem Isotop Technetium-99 und dem Wirkstoff Tetrofosmin. Um die Herzdurchblutung bei einem Patienten zu überprüfen, setzen Ärzte die sogenannte Herzperfusions-Szintigrafie ein. Dabei spritzen sie den Mix in die Blutbahn. Der Herzmuskel nimmt besonders den Wirkstoff „Tetrofosmin“ an – und mit ihm das leicht strahlende Markierungselement „Technetium“. Eine spezielle Kamera macht dann sichtbar, wie das Mittel im Blut durch das Herz strömt. Durch die Aufnahmen können Nuklearmediziner die Durchblutung abschätzen, mögliche Herzkrankheiten erkenn und entscheiden, ob eine Operation nötig ist.

Das neue Tetrofosmin-Technetium-Medikament, das Rotop und das Helmholtz-Zentrum Dresden-rossendorf gemeinsam entwickelt haben. Foto: Rotop

Das neue Tetrofosmin-Technetium-Medikament, das Rotop und das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf gemeinsam entwickelt haben. Foto: Rotop

Forschungszentrum profitiert durch Lizenz-Einnahmen

„Ohne das Know-how der Wissenschaftler am HZDR hätten wir das Generikum in der Form nicht entwickeln können“, betont Rotop-Chef Jens Junker. Das HZDR wiederum werde durch Lizenzgebühren am Markterfolg des Produkts beteiligt. „Das Beispiel zeigt, dass sich lokale Verbünde für beide Seiten lohnen“, schätzt der Direktor des HZDR-Instituts für Radiopharmazeutische Krebsforschung, Prof. Jörg Steinbach, ein.

Investor Wilhelm Zörgiebel, Rotop-Gründerin Monika Johannsen und der neue Vorstand Jens Junker (von links). Foto: Frank Graetz, Rotop

Investor Wilhelm Zörgiebel, Rotop-Gründerin Monika Johannsen und der neue Vorstand Jens Junker (von links). Foto: Frank Graetz, Rotop

Rossendorfer Isotope entstanden ursprünglich in 1950ern am Forschungsreaktor

Die Zusammenarbeit zwischen dem Unternehmen und dem Rossendorfer Forschungszentrum geht letztlich bis auf DDR-Zeiten zurück, bis auf das Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf. Am dortigen Forschungsreaktor entstanden bereits ab 1958 für den medizinischen Einsatz im ganzen Ostblock „ROssendorfer IsoTOPe“ – daher auch der spätere Firmenname. Gegründet wurde die „Rotop“ aber erst im Jahr 2000. Spezialisiert ist das Unternehmen, das auf dem HZDR-Gelände residiert, auf nuklearmedizinische Mittel für die Krebs-, Herz- und Nierendiagnostik. Seit 2014 gehört die Firma zur Biotech-Gruppe von Wilhelm Zörgiebel. Rotop erwirtschaftet mit rund 73 Mitarbeitern reichlich 14 Millionen Euro Jahresumsatz und zählt damit laut eigener Einschätzung zu den großen Pharma-Unternehmen in Sachsen. Die Istotope bekommt Rotop heute nicht mehr durch einen Forschungsreaktor (der wurde nach der Wende demontiert), sondern aus speziellen Zyklotronen im HZDR.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt