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Forscher wollen Komplexerze aus Erzgebirge verwerten

Aus 150 Tonnen komplexer Erze, die aus dem „Besucherbergwerk Zinnkammern Pöhla“ im Erzgebirge (Bild) entnommen wurden, wollen Forscher Metalle auf wirtschaftliche Weise gewinnen. Foto. HZDR

Aus 150 Tonnen komplexer Erze, die aus dem „Besucherbergwerk Zinnkammern Pöhla“ im Erzgebirge (Bild) entnommen wurden, wollen Forscher Metalle auf wirtschaftliche Weise gewinnen. Foto. HZDR

Die eigentlich längst ausgelaugten Lagerstätten könnten mit Computerhilfe noch Indium & Co. hergeben

Freiberg, 6. August 2018. In Film und Fernsehen haben es Metallschürfer recht einfach: Sie greifen einmal in den Fluss und holen beispielsweise einen dicken Goldklumpen heraus. So funktioniert das längst nicht mehr: Elementares Metall ist fast nirgends mehr auf der Erde zu finden und schon gar nicht nahe der Erdoberfläche. Viel öfter finden die Bergleute nur noch sogenannte „Komplexerze“ in der Erde, die mehrere Metalle und viel unbrauchbaren Stein enthalten. Zwei Forschungskonsortien namens „Fame“ und „AFK“ versuchen nun im sächsischen Erzgebirge, mit Computerhilfe neue Aufbereitungs-Technologien zu entwickeln, um auch diese ungeliebten Komplexerze noch wirtschaftlich und mit geringem Energieverbrauch zu verwerten. Das teilte das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) mit, das im „Fame“-Projekt mitarbeitet.

Ressourcentechnologen starten Pilotprojekt

Im sächsischen Freiberg wollen die Projektpartner nun auch einen Pilotversuch starten: Sie möchten Trennungsverfahren, die bisher nur im Labor funktionieren, nun auch mit größeren Erzmengen erproben. Dafür haben sie 150 Tonnen Erz aus der Lagerstätte Hämmerlein-Tellerhäuser im Erzgebirge herangekarrt. Daraus wollen sie jetzt Zinn, Zink und Indium extrahieren und das überflüssige Gestein teilweise als Straßenschotter weiterverwendbar machen. Sie sortieren das Erz vor, zerkleinern es, lassen es durch Farbsensoren analysieren, durch Aufschwimmverfahren auftrennen und setzen andere Trenntechnologien ein, die sich ihre Bergbau-Computer ausgedacht haben.

Erzgebirge soll Leuchtturm werden

„Wir wollen zeigen, dass man heute komplexe Rohstoffe technisch und wirtschaftlich verarbeiten kann“, betonte HIF-Direktor Prof. Jens Gutzmer. „Das Erzgebirge könnte zu einem Leuchtturmbeispiel für die energie- und ressourceneffiziente Gewinnung primärer Ressourcen werden. Und die heimischen Lagerstätten könnten zur Versorgung mit mehreren wirtschaftsstrategischen Rohstoffen beitragen.“

Über AFK und Fame

Im bundesgeförderten Projekt „Aufbereitung feinkörniger heimischer Komplexerz-Lagerstätten“ (AFK) kooperieren das HIF (das zum Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf gehört), die Bergakademie Freiberg, das Ingenieurunternehmen UVR-FIA GmbH, die RWTH Aachen und die Explorationsfirmen Beak Consultants GmbH, Saxore Bergbau GmbH und Tin International. Zum EU-finanzierten Projekt „Flexible and Mobile Economic Processing Technologies“ (Fame) gehören 16 Einrichtungen aus sechs Ländern. Koordinator ist das britische Unternehmen Wardell Armstrong International. Zu den deutschen Partnern zählen das Geokompetenzzentrum Freiberg, die G.E.O.S. Freiberg Ingenieurgesellschaft mbH, Nickelhütte Aue und die Saxore Bergbau GmbH.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt