Forschung, News, zAufi
Schreibe einen Kommentar

Shitstorm, Stinkefinger und Hassgesang

Etwa jeder achte Internetnutzer fürchtet sich vor Beleidigungen im Netz. Abb.: Heiko Weckbrodt

Etwa jeder achte Internetnutzer fürchtet sich vor Beleidigungen im Netz. Abb.: Heiko Weckbrodt

TU Dresden erforscht Beleidigungen von der Antike bis heute

Dresden, 26. Mai 2017. Die „Shitstorms“ (Scheiße-Stürme) im Internet erscheinen uns oft als der Gipfel unflätiger Beleidigungs-Unkultur. Doch schon die alten Römer beharkten sich verbal sehr deftig: Raffiniert-beleidigend im Senat ebenso wie in vulgären Zurufen in den Armen-Gassen oder zotigen Graffiti an Tavernen und Bordellen.

DFG bewilligt 7,6 Millionen Euro für Forschungsverbund „Invektivität“

Wie sich diese Traditionen der Beleidigungen über die Jahrhunderte hinweg entwickelt haben, untersuchen nun Geisteswissenschaftler der TU Dresden in einem neuen Sonderforschungsbereich (SFB 1285). Die „Deutsche Forschungsgemeinschaft“ (DFG) hat für dieses auf zunächst vier Jahre angelegte Projekt „Invektivität – Konstellationen und Dynamiken der Herabsetzung“ rund 7,6 Millionen Euro bewilligt. Zusammenarbeiten werden hier Historiker, Kunsthistoriker, Literaturwissenschaftler und Soziologen unter Leitung von Professor Gerd Schwerhoff. In 13 Teilprojekten wollen sie anhand von Fallstudien untersuchen, wie man sich zu allen Zeiten gegenseitig beleidigt hat – von der römischen Republik in der Antike über das Zeitalter der Reformation um 1500 bis zu den Shitstorms, Stinkefingern und Hassgesängen in Fußballstadien der Gegenwart.

Dabei möchten sie solchen Fragen nachgehen wie: Auf welche Weise prägen diese verbalen und symbolischen Herabsetzungen unsere Gesellschaft und unsere Kultur? Welche historischen Erscheinungsformen und Entwicklungen lassen sich beobachten? Leben wir tatsächlich in einem besonderen Zeitalter der Herabwürdigung?

Stärkung für Geisteswissenschaftler an einer Technischen Uni

„Diese Bewilligung ist in meinen Augen ein besonderes Highlight“, betonte der Dresdner TU-Rektor Prof. Hans Müller-Steinhagen. „Zum einen, weil das Thema – gerade auch hier in Dresden – von aktueller Brisanz ist und zum anderen weil damit die Geisteswissenschaften an der TU Dresden weiter gestärkt werden.“

Daneben bewilligte die DFG weitere Forschungsverbund-Projekte in Sachsen, die als Sonderforschungsbereiche besondere Förderung und Wertschätzung genießen. Insgesamt fließen rund 28 Millionen Euro in Sonderforschungsbereiche in Sachsen beziehungsweise mit sächsischer Beteiligung, informierte das Wissenschaftsministerium. Solche SFB gelten als mögliche Vorstuife für eine Exzellenz-Förderung des Bundes.

Zu den nun geförderten Projekten in Dresden und Leipzig gehören:

  • – SFB/TR 205: Die Nebenniere: Zentrales Relais in Gesundheit und Krankheit
  • SFB/TR 67: „Funktionelle Biomaterialien zur Steuerung von Heilungsprozessen in Knochen- und Hautgewebe“
Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

Schreibe einen Kommentar