Flutzerstörte Bimmelbahn-Strecke nach Kipsdorf wird 2016 repariert – doch wie oft die Schmalspurbahn dann dort fährt, ist noch unklar
Dresden/Dippoldiswalde/Kipsdorf, 1. Dezember 2015. Für alle Freunde der Weißeritztalbahn gibt es eine frohe Botschaft: Im kommenden Jahr wird die Weißeritztalbahn endlich wieder komplett sein und auch die Strecke zwischen Dippoldiswalde und Kurort Kipsdorf repariert sein, die das Hochwasser im August 2002 zerstört hatte. Die Wiederaufbau-Leistungen sind nun ausgeschrieben und wurden im Amtsblatt der EU veröffentlicht. Das teilte Mirko Froß auf unsere Anfrage mit – er ist Eisenbahnbetriebsleiter der Betreibergesellschaft SDG. Noch unklar ist allerdings, wie oft die Schmalspurbahn nach dem Wiederaufbau auf dieser Strecke überhaupt fahren kann, da unsicher ist, wer das wie bezahlen soll.
Wiederaufbau für 17 Millionen Euro
Ausgeschrieben hat die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG) nun zweierlei Projekte: die grundlegende Sanierung des Lokschuppen in Kipsdorf und den Strecken-Wiederaufbau für die Gewerke Ingenieurbauwerke, Tief- und Gleisbau sowie Kabel- und Gefäßsysteme. Da die gesamte Strecke unter Denkmalschutz steht, müssen auch alle ihre Teile denkmalgerecht wieder hergestellt werden. Insgesamt geht es um Bauleistungen von mehr als 17 Millionen Euro. Das Geld dafür steht bereit. Bereits am 13. Juli 2012 wurde der entsprechende Bauvertrag auf dem Bahnhof Freital-Hainsberg unterzeichnet.
Betreiber SDG vergibt Aufträge im Februar
Bis zur ersten Januarwoche können interessierte Firmen ihr Angebot für den Lokschuppen abgeben, das für das deutlich größere Los des eigentlichen Streckenbaus ist eine Woche später fällig. Im Februar werde die SDG voraussichtlich die Aufträge erteilen, schätzt Eisenbahnbetriebsleiter Mirko Froß. Dann bleibt abzuwarten, wie sich der Winter zum Bauvorhaben stellt. Auch sind bei Ausrüstungen für Schmalspurbahnen durchaus Lieferfristen üblich.
Gleisbau selbst dauert wohl nur ein Quartal
Mit den Ingenieurbauwerken wird vermutlich zuerst begonnen, weil deren Standfestigkeit Grundvoraussetzung für den zügigen Gleisbau ist. Auf der Strecke befinden sich sieben Brücken. Die Brücke hinter dem Ortsausgang von Dippoldiswalde wurde bereits vor Jahren neu gebaut. Die Schmiedeberger Brücken hatte die SDG 2014/15 saniert. Lediglich hinter dem Haltepunkt Buschmühle ist noch eine Brücke zu errichten. Sind bei Schmiedeberg die langgestreckten Stützmauern fertig und befahrbar, kann der Gleisbau beginnen. Die logistisch perfekte Lage der Gleisbaustellen über längere Strecken parallel zur Bundesstraße bietet günstige Bedingungen für flottes Bauen. Froß rechnet daher auch nur mit einer Bauzeit für das Gleis von etwa einem Vierteljahr.
Nicht alle Gleise müssen neu errichtet werden. Die direkt nach dem Bahnhof Dippoldiswalde und im Abschnitt Obercarsdorf bis Schmiedeberg vorhandenen gebrauchten Gleise werden wieder verwendet. Diese Gleise erhalten eine Durcharbeitung. Auf der gesamten Strecke muss nicht eine einzige Weiche ausgewechselt werden.
Zugpersonal stellt künftig die Weichen selbst
Der Bahnhof Kipsdorf behält seine elf Gleise. Das vor der Flut noch benutzte Stellwerk verliert seine Funktion, bleibt aber wegen des Denkmalschutzes erhalten. Das Zugpersonal wird künftig die Weichen selbst stellen, wie jetzt schon im Rabenauer Grund. Auch auf die Formsignale kann verzichtet werden. Der jenseits der B170 gelegene Lokschuppen entsteht in alter Pracht wieder. Er erhält zwei Gleise mit Unterstellmöglichkeiten für vier Lokomotiven.
SDG: Täglicher Zugbetrieb wäre „unbezahlbar“
Mit dem Kleinbahnadvent könnte 2016 die Bimmelbahn-Ära oberhalb von Dippoldiswalde wieder eingeläutet werden. Wie aber weiter dann? Dahinter steht gegenwärtig noch ein dickes Fragezeichen. Den notwendigen Verkehrsvertrag, der den künftigen Zugverkehr und zugleich dessen Finanzierung regelt, müssen SDG und der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) noch aushandeln. Das dürfte angesichts immer knapper werdender Regionalisierungsmittel recht schwierig werden. Bürger und Kommunen werden sich von allen Gedanken an einen täglichen Zugfahrplan zwischen Dippoldiswalde und Kipsdorf verabschieden müssen. „Das wäre für uns nicht bezahlbar“, spricht Mirko Froß klare Worte. Zu berücksichtigen ist dabei, dass es auf der Strecke weder einen Schüler- noch Pendlerverkehr geben wird. Als Reise- und Ausflugsziel hat Kipsdorf wenig zu bieten. Vom einstigen großen Glanz des Kurortes ist wenig geblieben.
Noch hat der Eisenbahnbetriebsleiter auch weder Lokomotiven, Wagen noch Personal für die Fahrsaison 2016/17. Je früher er weiß, wann und wie oft künftig gefahren wird, desto sorgfältiger kann er dies vorbereiten. Autor: Peter Weckbrodt
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