Verkehrsmuseum Dresden beleuchtet mit Sonderschau ab morgen „Migration“ über die Jahrhunderte hinweg
Dresden, 15. Juni 2016. Mit Blick auf die jüngste Flüchtlingskrise könnte das Thema „Migration“ (abgeleitet vom lateinischen „migrare“ = „wandern“) der neuen Sonderausstellung im Verkehrsmuseum Dresden kaum aktueller gewählt sein: Ab morgen beleuchtet die Exposition Wanderungsbewegungen in all ihren Facetten und über die Epochen hinweg. Dazu gehören beispielsweise die Blickwinkel Auswanderung, Flucht und Vertreibung in Geschichte und Gegenwart.
Dabei ist Migration längst kein regionales, sondern ein globales Phänomen. Weltweit befinden sich heutzutage etwa 175 Millionen Menschen außerhalb ihres Herkunftsortes und rund 60 Millionen sind gar auf der Flucht. Ein besonderes Augenmerk legt die Ausstellung indes auf Frage, die uns ganz nahe sind: Wer kam wann , weshalb und wie nach Deutschland? Wer verließ wann, weshalb und wie Deutschland? Auf diese beiden Kernfragen versucht die Ausstellung dem Besucher eine Antwort zu geben. In 23 „Storyboxen“ werden persönliche Schicksale und Zeitzeugnisse zu den Facetten der Migrationsbewegungen aus deutscher Sicht vorgestellt.
Flüchtlings-Kolonnen aus Pommern
Da steht stellvertretend für viele Hundert seiner Art ein großer Leiterwagen, mit dem Flüchtlinge aus Schlesien und Pommern im Winter 1944/45 in Dresden ankamen in der Hoffnung, nun das Schlimmste hinter sich zu haben. Und dann kam ja der13. Februar!
Selbstgebautes Fluchtflugzeug mit Zweitakt-Motor
Da bewundern wir das Kleinflugzeug von Michael Schlosser. Er hatte es selbst konstruiert und unter Nutzung von Trabant-Baugruppen flugfähig gebaut. Er wollte damit „abhauen“, wie es so lapidar seinerzeit hieß.
In der Ulmer Schachtel zu einem besseren Leben
Wir sehen das Bild einer „Ulmer Schachtel“. Damit steuerten die auswandernden Schwaben im 19. Jh. südöstlichere Gefilde an. Das Holz des Schiffes diente am Zielort dem Hausbau.
Vietnamesische Gastarbeiter und Donauschwaben
Wir lernen Einzelschicksale kennen, wie die des vietnamesischen Gastarbeiters Dao Ngoc Hanh, der 1983 in die DDR kam, nach der Wende in Dresden blieb und jetzt wieder bei der Pentacon GmbH arbeitet. Ganz anders die Biografie von Hertha Breitenbücher. Ihre Eltern, Nachkommen von Donauschwaben, waren auf der Flucht vor der Sowjetarmee, als sie irgendwo zwischen Balkan und Deutschland geboren wurde.
Vom Heimatvertriebenen bis zum modernen Nomaden 2.0
Sehr persönliche Interviewaussagen machen die Beweggründe, Erlebnisse, Erfahrungen und Erlebnisse und Interessen der Migranten sichtbar und verstehbar. Heimatvertriebene sind darunter, aber auch Auswanderer, Arbeitsemigranten, aus politischen oder religiösen Gründen Verfolgte und moderne Wirtschafts- und Bildungsemigranten, dem modernen „Nomaden 2.0“ des grenzenlosen EU-Raums gewissermaßen.
Im überfüllten Schlauchboot übers Mittelmeer
Migrationsgeschichte ist auch Verkehrsgeschichte. Die Entwicklung von Eisenbahn und Dampfschifffahrt gaben der Auswanderungsbewegung einen kräftigen Auftrieb. Stellvertretend dafür sehen wir in der Ausstellung die Modelle von Ozeanriesen und von historischen Eisenbahnzügen. Zentrales Objekt aber ist ein acht Meter langes Schlauchboot aus dem Mittelmeer, das von Flüchtligen zur Überfahrt von der Türkei zur griechischen Insel Lesbos benutzt wurde. Statt der zugelassenen 15 Personen drängten sich 48 Männer, Frauen und Kinder hinein.
Vom Fußball bis zu Klopapier: Migration streute Erfindungen um die Welt
An einer Wand hängen Artikel, die dem Besucher zeigen, wie sehr die weltweiten Wanderbewegungen auch zu einer Bereicherung unseres täglichen Lebens beigetragen haben. So kam beispielsweise der Fußball ursprünglich aus China und das Toilettenpapier wurde in den USA erdacht.
Autor: Peter Weckbrodt
Besucherinformationen
Was?
Sonderausstellung „Migration“
Wo?
Verkehrsmuseum Dresden, Augustusstraße 1
Öffnungszeiten
vom 16. Juni bis 30. Dezember, jeweils Di bis So. 10 -18 Uhr
Mehr Infos:
Tel.: 0351/8644-0
Netzadresse:
-> Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm.
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