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„Mordkommission Berlin Eins“: Bist Du zu schwach, fressen dich die Krokodile

Gerät durch zwielichtige Schachzüge seines Widersachers selbst in Verdacht: Kiminalkommissar Lang (Friedrich Mücke). Abb.: Koch Media

Gerät durch zwielichtige Schachzüge seines Widersachers selbst in Verdacht: Kriminalkommissar Lang (Friedrich Mücke) schmiedet Bündnisse mit Berlins Unterwelt, um den Mörder des Staatsanwaltes in die Ecke zu treiben. Abb.: Koch Media

Auf DVD erschienen: Starker deutscher Retro-Thriller entführt uns ins aufgedrehte Berlin zwischen den Kriegen

In seinem Retro-Thriller „Mordkommission Berlin Eins“ zeigt Regisseur Marvin Kren eine schillernde Reichshauptstadt zwischen den großen Kriegen, eine Stadt in trunkener Dauerfeierlaune. Ein burleskes Babel, so bunt und schillernd wie brutal und grausam. Diese Stadt ist Gewalt gewöhnt: Von hartherzigen Polizisten, die um die Wette koksen und prügeln und auf Bürgerrechte pfeifen zum Beispiel. Und von privaten Banden, zu denen auch Ringervereine wie die „Krokodile“ gehören, in denen sich alte und neue Ganoven zusammengetan haben, um Schutzgelder zu erpressen und mit Prostituierten Kasse zu machen. Doch als eines Nachts Zoo-Krokodile den jungen Staatsanwalt Barnekow zerfleischten, schreckt dies selbst diese „verdorbene“ Stadt auf.

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Staatsanwalt von Reptilien zerfleischt

Angesichts der bizarren Handschrift des Todes in diesem Fall hat Kommissar Lang (Friedrich Mücke) rasch den Ringerverein in Verdacht: Hat sich der alte Chef der „Krokodile“, der von Lang eingelochte Weltkriegs-Veteran Immanuel Tauss (Tobias Moretti) vom Gefängnis aus seine Fäden gezogen? Wollte der neue Krokodile-Boss Viktor Parkov (Oliver Masucci) einen unliebsamen Ermittler aus dem Wege räumen? Oder hat gar die Star-Chansonette und Puffmutter Irma Berger (Antje Traue) ihre zarten Hände im Spiel? Lang schmiedet bald ungewöhnliche Zweckbündnisse mit der Unterwelt, um den Mörder seines Freundes doch noch zu finden – spätestens hier sind die Reminiszenzen an den deutschen Krimi-Filmklassiker „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ unübersehbar…

Verdreht den Männern im Dezernat die Köpfe: Masha Kampe (Emilia Schüle). Foto: Koch Media

Verdreht den Männern im Dezernat die Köpfe: Masha Kampe (Emilia Schüle). Foto: Koch Media

Verbrecherjagd in schicker Lo-Fi-Optik

Bei der Erstausstrahlung am 1. Dezember ist dieser bemerkenswerte Thriller völlig zu Unrecht mit mauen Quoten abgestraft worden, wie wir finden: „Mordkommission Berlin Eins“ ist stilsicher inszeniert, besticht mit vielen schönen nostalgischen Details, schert sich einen Dreck um Political Correctness und verwöhnt das Auge mit einer sehr schicken und entrückten Low-Fi-Optik. Und er erinnert an eine Zeit, in der alles noch mit viel mehr Wucht geschah: Fluchen, Kämpfen, Leben…

Starke Bildschirmpräsenz: Tobias Moretti als inhaftierter Mehrfachmörder Immanuel Tauss. Foto: Koch Media

Starke Bildschirmpräsenz: Tobias Moretti als inhaftierter Mehrfachmörder Immanuel Tauss. Foto: Koch Media

Fazit: kraftvolle Krimikost

Wer sich dieses Werk also doch noch zu Gemüte führen will: Gleich nach der TV-Premiere ist es heute auch auf DVD und Bluray erschienen. Kritisieren mag man an der dieser Edition eigentlich nur zwei Punkte: Die Tonabmischung ist problematisch, die Dialoge waren – zumindest bei uns – akustisch etwas schwer zu verstehen. Außerdem gibt es außer einem Kommentar kein Bonusmaterial und gerade bei einem solch ungewöhnlichen stilistischen Ansatz hätte man sich ein Making-Of gerade gewünscht. Ansonsten aber ist „Mordkommission Berlin Eins“ deutsche Thriller-Kost von ihrer besten Seite. Autor: Heiko Weckbrodt

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„Mordkommission Berlin Eins“ (Kochmedia), Retro-Thriller, Deutschland/Tschechien 2015, DVD-Fassung 87 Minuten, FSK 12, zehn Euro

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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