Technologiebericht 2015 sieht Freistaat nun auf Rang 4 – verweist aber auch auf alte Schwächen
Dresden, 30. Juni 2015. Sachsen ist in den vergangenen Jahren ein „bemerkenswerter Aufholprozess“ in puncto Innovationskraft und Bildungsniveau gelungen. Darauf verweist der „Technologiebericht 2015“, den das VDI-Technologiezentrum Düsseldorf und das „Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung“ (ZEW) in Mannheim für das sächsische Wirtschaftsministerium erstellt haben. Nach eigenen Bewertungsmaßstäben hat sich der Freistaat im Vergleich mit den anderen Bundesländern von Rang 6 im Jahr 2007 auf Platz 4 im Jahr 2013 (jüngste Erhebung) vorgearbeitet und liegt damit „erstmalig über dem Schnitt der alten Länder“, wie es in dem Bericht heißt. „Lediglich Baden-Württemberg, Bayern und Berlin konnten sich 2013 besser platzieren.“
Staatliche Förderung versucht, schwache private Entwicklungsausgaben auszugleichen
Gründe für die Aufwärtsentwicklung sind dem Technologiebericht vor allem in einer besonders aktiven Wirtschafts- und Wissenschaftspolitik zu suchen: So liegen beispielsweise die privaten Forschungs- und Entwicklungsausgaben in Sachsen weiterhin deutlich unter dem west- und süddeutschem Niveau, dies macht der Freistaat aber durch mehr staatliche Forschungsprogramme wett. Dadurch kommt Sachsen insgesamt dann doch wieder auf eine – auch im internationalen Vergleich recht gut – Forschungsquote von 2,9 % (Verhältnis der F/E-Ausgaben zum Bruttoinlandsprodukt). Damit rangiert der Freistaat auf Platz 5 im Ländervergleich der Bundesrepublik und auf Platz 1 im ostdeutschen Vergleich. Recht weit vorn rangiert der Freistaat auch in internationalen Bildungs-Rankings (z. B. Pisa-Test), in den Akademiker-Quoten und den Drittmitteleinnahmen je Hochschulprofessor.
Weiterhin Produktivitätslücke und eher schwache Exportquote
Deutliche Schwächen hat Sachsen aber bei dem, was „hinten raus kommt“, insbesondere mit Blick auf die wirtschaftliche Produktivität und die Exportquote. „Letztere steigt zwar kontinuierlich an und liegt aktuell bei 35,8 Prozent“, heißt es im Technologiebericht. „Der Abstand zum bundesdeutschen Durchschnitt beträgt aber noch neun Prozentpunkte und damit 1,5 Prozentpunkte mehr als im Vor-Krisenjahr 2007.“ Insofern hat sich die ohnehin noch immer viel zu kleinteilige sächsische Wirtschaft immer noch nicht von der Weltwirtschaftskrise und der Chipkrise der Jahre 2008 bis 2010 erholt, der u.a. auch der forschungseifrige Halbleiterkonzern Qimonda zum Opfer gefallen war.
Freistaat springt als Risikokapitalist ein
Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) will nun „vor allem die kleinen und mittleren Unternehmen motivieren, noch stärker in Forschung und Entwicklung und damit in die Zukunft Sachsens zu investieren“. Außerdem kündigte er einen Risikokapitalfonds für technologie- und wissensbasierte Start-ups an. In der Vergangenheit hatten Vertreter aus Wirtschaft und Forschung wiederholt auf fehlendes privates Risikokapital als Wachstums- und Gründungs-Hemmnis in Sachsen verwiesen. hw
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