Fraunhofer gründet Software-Firma Coseda in Dresden
Dresden, 30. Juni 2015. Damit Elektronikunternehmen ratzfatz auch komplexe Computerchips mit analogen und digitalen Bauteilen und anderen Funktionen konstruieren können, hat Fraunhofer in Dresden eine neue automatische Entwurfs-Software entwickelt. Eine ausgegründete Firma „Coseda“ soll dieses Programm nun weiterenzwickeln und international an den Ingenieur bringen.
Die zunächst vierköpfige Coseda Technologies GmbH hat ihr Domizil nicht weit vom Mutterinstitut für Integrierte Schaltungen/ Entwurfsautomatisierung (ISS/EAS) in Dresden-Klotzsche aufgeschlagen. Dass sich Coseda in Dresden angesiedelt hat, dürfte Wirtschaftsbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) sicher freuen – aber vielleicht weniger der konkrete Standort an der Königsbrücker Straße: Denn das defizitäre städtische Nanoelektronikzentrum NanoZ gleich neben dem EAS hätte einen neuen Mieter auch dringend gebrauchen können.
Wurzeln am größten Mikroelektronik-Standort Europas
„Wir finden hier am größten Mikroelektronikstandort des Kontinents ein hervorragendes Gründer- und Forschungsnetzwerk“, betonte Fraunhofer-Ingenieur Karsten Einwich, der jetzt zusammen mit seinem Kollegen Thomas Hartung die junge Firma leitet. Immerhin komme jeder zweite Computerchip, der in Europa gefertigt werde, aus Dresden. „Der Markt für Entwurfssoftware wie unsere wird zwar weltweit von amerikanischen Großfirmen dominiert. Wir haben aber hier erstens unsere Fraunhofer-Wurzeln und können zweitens doch deutlich flexibler auf spezielle Wünsche und Anforderungen besonders unserer europäischen Kunden eingehen.“
Spezial-Software für Multifunktions-Chips
Die Software wurzele in 15 Jahren Erfahrungen, die das Fraunhofer-Institut in Kooperation mit Halbleiter-Unternehmen aus Sachsen und ganz Deutschland gesammelt habe. Im Vergleich zu den marktgängigen Konkurrenzprodukten biete das Dresdner Entwurfsprogramm einen besonders breiten Funktionsumfang und sei auch für Multifunktions-Chips geeignet. Den Kunden damit möglichst fehlerfreie Schaltkreis-Entwürfe zu ermöglichen, sei besonders wichtig: Denn solche Computerentwürfe werden im Anschluss direkt in Belichtungsmasken für die Fertigung in der Chipfabrik umgewandelt – und solche Masken-Sätze können je nach Elektroniktyp durchaus einige Millionen Euro kosten.
Hintergrund „Chip-Entwurf“
Computerchips werden längst nicht mehr am Reißbrett oder auf Millimeter-Papier entworfen, sondern hochautomatisiert an Hochleistungsrechnern. Denn moderne Schaltkreise enthalten Millionen, meist sogar Milliarden Nano-Schalter, Leiterbahnen, Kondensatoren, Widerstände und andere Bauelemente auf der Fläche eines Fingernagels – das reibungslose Zusammenspiel derart vieler Komponenten können nur noch Computer überschauen. Zudem würde es kein einzelner Mensch mehr schaffen, all diese Bauteile in überschaubarer Zeit von Hand zu zeichnen. hw
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