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Wirtschaftsminister attackiert Wirtschafts-Weise

Morlok will sich von Ifo-Forschern Sachsen-Aufschwung nicht kaputt reden lassen

Sven Morlok. Abb.: sachsen.de

Sven Morlok. Abb.: sachsen.de

Dresden, 29. September 2014: Ungewöhnlich scharf hat der scheidende sächsische Wirtschaftsminister Sven Morlok (FDP) die Wirtschaftsforscher des „ifo“-Instituts angegriffen. Die hatten kürzlich eine Studie veröffentlicht, laut der die ostdeutsche Wirtschaft dem westdeutschen Durchschnitt um 30 Jahre hinterher hinke und der Aufholprozess zum Westen völlig zum Erliegen gekommen sei. Die ifo-Forscher seien offensichtlich nicht ganz auf dem Stand der Dinge. „Da sollten sich die Herren Wirtschaftsforscher mal die Studien angucken, die im eigenen Haus über die Auswirkungen sinkender Transfer-Leistungen vorliegen“, sagte er während der Wirtschaftspreis-Verleihung der „Dresdner Neuesten Nachrichten“ heute Abend.

FDP-Minister: Sinkende Transfers sind schuld

Tatsächlich habe Sachsen und ganz Ostdeutschland den Abstand zum westdeutschen Bruttosozialprodukt-Niveau (BSP) nicht mehr verringern können. Schaue man jedoch aufs Detail, so wandele sich das Bild, werde deutlich, wie stark die sächsische Wirtschaft inzwischen zugelegt habe. Denn die besagten Studien weisen laut Morlok aus, dass die schrumpfenden Solipakt-Mittel und anderen Transfer-Leistungen von West nach Ost den Freistaat im vergangenen Jahr 1,5 Prozent BIP-Wachstum gekostet haben, in diesem Jahr werden es zwei Prozent sein – und dennoch komme Sachsen per Saldo auf ein Wirtschaftswachstum. „Das zeigt: Unsere Wirtschaft ist inzwischen imstande, die Transferverluste zu kompensieren“, argumentierte der Minister, der nach dem jüngsten Wahldebakel der FDP in Sachsen keine Chance mehr hat, auf seinem Posten noch lange zu bleiben – und sich seine Bilanz wohl auch ungern kaputtreden lassen mag.

Morloks Überlegungen sind eine klassische „Was wäre wenn…“-Argumentation und deshalb sicher mit Vorsicht zu genießen. Andererseits ist sie nicht ganz von der Hand zu weisen, da sich Prof. Joachim Ragnitz von ifo Dresden in seiner Untersuchung ausdrücklich gegen eine Forführung der bisherigen Förder- und Transferpolitik in Ostdeutschland ausgesprochen hatte: Ohne eine wirtschaftspolitische Richtungsänderung sei die in Zukunft weitgehend nutzlos. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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