Forschung, Geschichte, News
Kommentare 1

4,5 Milliarden Jahre Klimawandel auf einer Kugel

Ein ausgestorbener Tausendfüßler wurde für die Schau "Planet 3.0" ins Riesige vergrößert. Foto: Heiko Weckbrodt

Ein ausgestorbener Tausendfüßler wurde für die Schau „Planet 3.0“ ins Riesige vergrößert. Foto: Heiko Weckbrodt

Erdgeschichts-Schau „Planet 3.0“ mit Riesenmücken & Tornados in Dresden eröffnet

Dresden, 1. März 2014: Vor etwa viereinhalb Milliarden Jahren klumpte sich ein glühender Ball in der Plasmascheibe der Sonne zusammen: Die hektische Erde entstand, ein Tag dauerte für den jungen Planeten damals gerade mal sechs Stunden. Kurz darauf (sprich: rund eine halbe Milliarde Jahre später) brachte mutmaßlich eine außerirdische Invasion einschlagender Asteroiden und Kometen die Grundbausteine des Lebens hierher – und letzteres sorgte in trauter Allianz mit Vulkanen, magnetischen und kosmischen Phänomenen für eine stete Klimawandelei. Wie das kam und zusammenhängt, zeigt nun die multimediale Senckenberg-Ausstellung „Planet 3.0 – Eine Zeitreise durch den Klimawandel“ im Japanischen Palais in Dresden.

Mitmachen statt nur Steine anglotzen

Die „Senckenberg-Gesellschaft für Naturforschung“ hat sich mit didaktisch besonders raffinierten und attraktiven Sonderausstellungen einen guten Ruf erarbeitet und wird dem auch in der neuen Klimawandel-Sonderschau gerecht. Die nämlich zeigt nicht einfach stur Steine in Vitrinen oder Diagramme, wie manches Museum das Thema vielleicht noch vor 20 Jahren angegangen wäre, sondern hat hohen Schauwert für Erwachsene wie Kinder, arbeitet mit Mitmach-Stationen und Hinguckern.

Videoimpressionen (Heiko Weckbrodt):

Faszination durch Vergrößerung

Die ins Riesige vergrößerten Modelle von Tigermücken, Urwürmern und anderem ausgestorbenen Getier beispielsweise wirken wie einem Monsterfilm entsprungen. Animationen zeigen, wie sich diese Wesen einst bewegten und wie sie fraßen. In einem Bassin kann man mit bloßen Händen einen Tornado steuern, an Schreibtischen Klima-Wissenschaftler um Rat anrufen oder sich in der „roten Tomate“ – einem polaren Forscher-Iglu – verkriechen und zusehen, wie lange es dauert, sich für die Arktis tagtäglich einzukleiden.

Museumskino mal anders: Die Doku über das "Uhrwerk" Erde wird auf einen Globos projiziert. Foto: Heiko Weckbrodt

Museumskino mal anders: Die Doku über das „Uhrwerk“ Erde wird auf einen Globos projiziert. Foto: Heiko Weckbrodt

Planetare Doku im Kugelkino

Besonders ausgeklügelt sind zwei Schaukinos: In einem wird ein Film über das „Uhrwerk Erde“ und dessen Sphären auf eine planetenartige Kugel in der Raummitte projiziert. Im anderen legen sich die Besucher auf Liegen und schauen den Dokus an der Decke zu. Und wie ein Ariadne-Faden ziehen sich durch den ersten Teil der Schau Globen, auf denen man verfolgen kann, wie sich Eis- und Warmzeiten auf der Erde abwechselten, wie sich über die Jahrmillionen hinweg die Kontinente an ihren heutigen Platz schoben.

Mensch zerschneidet mit Straßen, Mähdreschern und Konsumlinien die Ökosphäre

Veranschaulichen sollen all die Exponate, Schaubilder und Stationen vor allem die Variablen, die komplexen Zusammenhänge, die immer wieder das Klima unseres Planeten veränderten: Vulkane, Plattentektonik, Erdmagnetfeld, sauerstofferzeugende Bakterien – und nicht zuletzt der Mensch, dessen Straßenbau, Landwirtschaft, Industrie und Konsumgier die irdische Ökosphäre so stark veränderten wie kein andere Faktor in den vergangenen viereinhalb Milliarden Jahren.

„Systembetrachtung ist unverzichtbar“

Zum Staunen: die Tigermücke. Foto: Heiko Weckbrodt

Zum Staunen: die Tigermücke. Foto: Heiko Weckbrodt

„Eine Systembetrachtung ist unverzichtbar“, schätzte die sächsische Wissenschaftsministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) zur Ausstellungs-Eröffnung ein. „Eine reine Betrachtung des Klimawandels ohne Berücksichtigung der Folgen wäre genauso unzureichend wie eine ausschließliche Betrachtung der Veränderung der Artenvielfalt, ohne deren Ursachen zu hinterfragen. Wir müssen uns mit den ökologischen und den daraus resultierenden ökonomischen und sozialen Veränderungen auseinandersetzen.“

Auch für Kinder ab Grundschulalter geeignet

„Planet 3.0“ drängt dem Besucher dankenswerterweise kaum Wertungen auf (jedenfalls nicht allzusehr), sondern will ihm helfen, sich eine eigene Meinung über den (oder besser gesagt: die) Klimawandel zu bilden. Und dies verbinden die Senckenberger mit hohem Schauwert und vielen interaktiven Elementen, so dass auch Kinder etwa ab dem Grundschulalter ihren Spaß daran haben.

Fazit: lohnt den Besuch. Autor: Heiko Weckbrodt

 

Foto-Galerie:

Zahlen & Fakten:

Name: „PLANET 3.0 – Eine Zeitreise durch den Klimawandel“, Sonderausstellung der Senckenberg-Gesellschaft

Ort: Japanisches Palais Dresden, Palaisplatz 11.

Geöffnet: ab heute bis 2. November 2014 jeweils dienstags bis sonntags, 10-18 Uhr

Eintritt: Erwachsene 6 €, Kinder 3 €, Familienkarte 15 €

Mehr Infos im Netz: hier

Anreise:

Per Auto: Parkmöglichkeiten gibt es am Rondell Palaisplatz

Straßenbahn: Linien 4 und 9 bis Haltestelle „Palaisplatz“, Linien 6 und 11 bis Haltestelle „Anton-/ Leipziger Straße“, Linie 8 bis Haltestelle „Neustädter Markt“ (Fahrplanauskunft hier)

Eisenbahn: Bis Bahnhof Dresden-Neustadt, von dort in 10 Minuten über die Hainstraße gen Süden

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

1 Kommentare

Schreibe einen Kommentar