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In Dresden starten Hightech-Laufbahnen schon in der Schüler-AG

Die siebenjährige Emma zeigt Ministerpräsident Stanislaw Tillich, wie sie lötet. Foto: Heiko WeckbrodtDie siebenjährige Emma zeigt Ministerpräsident Stanislaw Tillich, wie sie lötet. Foto: Heiko Weckbrodt

Die siebenjährige Emma zeigt Ministerpräsident Stanislaw Tillich, wie sie lötet. In der AG Lötpunkt wollen die „Cool Silicon“-Partner auch schon jüngeren Schüler zeigen, wie Elektronik funkioniert. Foto: Heiko Weckbrodt

Nachwuchsstrategie: „Cool Silicon“-Forscher animieren junge Dresdner zur Elektronik-Karriere

Dresden, 13. Februar 2014: Der Dresdner Hightech-Forschungsverbund „Cool Silicon“ will nicht nur innovative Computerchips entwickeln, sondern auch dafür sorgen, dass den hiesigen Elektronikfirmen langfristig nicht die Spitzenkräfte ausgehen. Technikkurse, weltweit einzigartige Studiengänge und modernes Schulmaterial sollen bewirken, dass sich die jungen Dresdner zur Weltspitze hinlöten.

Die Bastelei in den Technischen Sammlungen Dresden (TSD) macht Christian sonst wirklich Spaß. Doch gerade eben ärgert sich der Elfjährige ein bisschen, als er den Lötkolben aus der Hand legt: Er hat den falschen Kondensator auf seine Leiterplatte aufgelötet – schlecht für den Blinker, an dem er gerade tüftelt. „Aber das wird schon“, erklärt er selbstbewusst den Erwachsenen, die in die „AG Lötpunkt“ strömen. „Das lässt sich wieder rauslöten.“

Lötkurse ständnig ausgebucht

Keine Frage: Das „coole Kreativlabor“ ist beliebt: 20 Kinder und Jugendliche der Klassenstufen 6 bis 10 – darunter immerhin drei Mädchen – treffen sich immer dienstags und donnerstags im Technikmuseum an der Junghansstraße, um mit Unterstützung der „Cool Silicon“-Experten USB-Ladegeräte, Sirenen-Schaltungen und andere Elektronik selbst zu konstruieren –sich an die Welt der Mikrochips heranzutasten. „Unsere Plätze sind völlig ausgebucht“, erzählt AG-Leiter Florian Simon, Lehramtsstudent für Mathe und Physik an der TU Dresden.

Weltweit einzigartiges und ganzheitliches Nanoelektronik-Studium initiiert

Prof. Thomas_Mikolajick ("Cool Silicon", NamLab). Abb.: hw

Prof. Thomas_Mikolajick („Cool Silicon“, NamLab). Abb.: hw

Und die Lötpunkt-AG ist nur ein Baustein in der Bildungsstrategie der Dresdner Elektronik-Experten, um junge Dresdner dafür zu begeistern, eine Laufbahn in der Nanoelektronik einzuschlagen. Sie haben beispielsweise ein Mentoren-Programm aufgelegt, in dem Studenten Schüler an die Hand nehmen und sie an den Uni-Alltag heranführen. Entworfen haben die Chip-Forscher auch einen multimedialen „Nano-Scout“: Eine bunte Broschüre mit einer videogespickten DVD, die an den Schulen den Forscherdrang der Jungen und Mädchen wecken soll und zeigen, was bei iPhones, Elektroautos und anderen schönen Dingen mikroelektronisch unter der Haube steckt. Besonders stolz sind die Ingenieure auf ihren Studiengang „Nanoelectronic Systems“, den sie an der TU ins Leben gerufen haben: Handverlesene 28 Studenten aus zehn Nationen werden darin zu Experten für die gesamte Chip-Technologiekette ausgebildet, vom Entwurf über die Prozesstechnologie bis zum fertigen System. „Damit haben wir hier ein internationales Alleinstellungsmerkmal. Meines Wissens gibt es solch ein Studium sonst nirgendwo“, schätzte Cool-Silicon-Koordinator Prof. Thomas Mikolajik ein, Chef des Nanoelektronik-Zentrums „Namlab“ an der TU.

Breites Spektrum an Schülerlaboren entstanden

Auch andere Institutionen in Dresden sorgen mit Nachwuchsförderprojekten dafür, dass die Ingenieurs-Quellen für Hightechindustrie und Forschung in der Stadt nicht versiegen. Bereits zu DDR-Zeiten wurde mit Robotron-Hilfe das Dresdner „Schülerrechenzentrum“ gegründet, das junge Informatiker ab dem Grundschulalter heranziehen soll – heute ein in weitem Umkreis einzigartiges Förderzentrum für den Hochtechnologie-Nachwuchs. Auch haben Helmholtz-Gemeinschaft (“DeltaX“), das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR Schoollab Dresden), die Dresdner Fraunhofer-Institute und weitere Einrichtungen Schülerlabor und Junior-Doktor-Programme aufgelegt. Auch das „Netzwerk Teilchenwelt“, das die Dresdner TU-Physiker gemeinsam mit dem europäischen Kernforschungszentrum CERN betreiben, ist bundesweit zu einem Erfolgsmodell geworden.

„Investoren fragen zuerst nach Fachkräften“

„Eine ganz tolle Sache“, lobte Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) das Engagement der Forscher, als er sich in den TSD gestern einen Zwischenbericht vom staatlich geförderten „Cool Silicon“ geben ließ. Wobei es sich der diplomierte Konstrukteur nicht nehmen ließ, auch mal ein bisschen mit den Jungs und Mädchen von der Nachwuchs-AG herumzulöten. „Bei Gesprächen mit Investoren kommt selten zuerst die Frage nach Subventionen“, erzählte Tillich. „Meist wird zuerst nach der Verfügbarkeit von Fachkräften gefragt, dann nach Rahmenbedingungen wie Kita-Plätzen und erst später nach Beihilfen.“

"Chinesische Gotik" hat der Finalist Alexander Gutsche seinen Wettbewerbsbeitrag genannt. Abb.: Cool Silicon

Auch ein Teil des Forschungsverbundes: Der Kunstpreis „Cool Silicon Award“ – hier die „Chinesische Gotik“ von Alexander Gutsche. Abb.: Cool Silicon

Daher wollen die Mitglieder des Forschungsverbundes dafür sorgen, dass die Nachwuchs-Förderung langfristig weitergeht – auch wenn in diesem Jahr das Großprojekt „Cool Silicon“ offiziell ausläuft. Man sei dabei, dafür eine Finanzierung zu organisieren, kündigte Verbund-Vorstand und Infineon-Dresden-Chef Helmut Warnecke an.

Forschungsverbund „Cool Silicon“ kurz vor Abschluss

„Cool Silicon“ war als Verbundprojekt von Elektronikfirmen und Instituten in und um Dresden im Jahr 2007 mit dem Ziel gestartet, Nanochips und -Sensoren zu entwickeln, die besonders wenig Strom verbrauchen. Insgesamt standen dafür rund 140 Millionen Euro von Bund, Land und Wirtschaft zur Verfügung. In diesem Zuge gingen die Ingenieure insgesamt 50 Elektronik-Projekten nach, riefen den Hightech-Kunstpreis „Cool Silicon Award“ und Nachwuchs-Förderprojekte unter dem Motto „Cool Teach“ ins Leben. Jüngster Baustein ist die Hightech-Dauerausstellung „Cool X“, die Ende Februar in den TSD öffnet. Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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