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Senioren pirschen sich an eBücher heran

eBibo-Experte Mario Gaitzsch erklärt Leserin Senta Gruner (90), wie die eBücher auf ihr Lesegerät bekommt. Foto. Christian Juppe

eBibo-Experte Mario Gaitzsch erklärt Leserin Senta Gruner (90), wie eBücher auf ihr Lesegerät kommen. Foto: Christian Juppe

Dresdner „eBibo“ steuert auf Ausleihrekord zu – und bietet nun Rentner-Sprechstunden an

Dresden, 31. Juli 2013: Die Dresdner eBibo steuert auf einen neuen Ausleihrekord zu: Luden sich die Leser in der Internetfiliale der Städtischen Bibliotheken im Jahr 2011 etwa 37.200 eBücher und andere elektronische Medien herunter, waren es im Folgejahr bereits rund 60.600 Ausleihen – „und in diesem Jahr werden es noch mehr“, sagt eBibo-Chef Marcus Rahm: Allein im ersten Halbjahr 2013 habe man bereits 41.182 digitale Ausleihen verbucht. Und in zunehmendem Maße interessieren sich Senioren für eBooks – das hat der Andrang während der ersten „eBibo-Sprechstunde“ heute Abend gezeigt.

„Das klappt nicht so richtig“

„Ich hab das bei Thalia gekauft. Da stand drauf, dass man gar keinen Computer braucht, um damit Bücher zu lesen – aber das klappt irgendwie nicht so richtig.“ Senta Gruner ist 90 und eine der ersten, die den runden Tisch mit dem „eBibo-Sprechstunde“-Plakat in der Dresdner Hauptbibliothek umzingeln. Während die betagte Leserin ihren funkelnagelneuen „Tolino“-eReader auspackt, schwant dem eBibo-Experten Mario Gaitzsch schon: Wieder mal das leidige „Adobe ID“-Problem*. Geduldig versucht er der Seniorin zu erläutern, dass auch Leih-eBücher von den Verlagen mit einem Kopierschutz versehen werden. „Das Beste wird sein, wenn Sie das über den Computer von ihrer Tochter erst mal einrichten, dann können sie die Bücher auch auf ihren Tolino übertragen“, sagt Gaitzsch nach einigem Hin und Her.

Vor dem entspannten eBuch-Lesen steht leider anfangs einiger einrichtungs-Aufwand. Abb.: Adobe

Vor dem entspannten eBuch-Lesen steht leider anfangs einiger einrichtungs-Aufwand. Abb.: Adobe

„Dass das alles so kompliziert ist, hab ich ja nicht geahnt“, murmelt die Rentnerin. „Dass war so eine Augenblicksentscheidung, wissen Sie? Ich kauf mir doch keine Bücher mehr, daheim hab ich ja gar keinen Platz mehr dafür. Aber zu Hause ein paar Bibliotheksbücher mit so einem kleinen Gerät ausleihen, mit dem man selbst im Dunkeln lesen kann, wie hier steht – das würde mir schon gefallen…“

Gleich nebenan packt Bernd Heller derweil zielstrebig seinen Laptop und sein eBuch-Lesegerät der Marke Trekstor aus. Der 73-jährige Dresdner hat sich bereits in die Materie eingearbeitet. „Ich habe mir die Adobe Digital Edition schon runtergeladen“, versichert er. „Aber Bücher zu laden, hat nur zweimal funktioniert – jetzt klappt das nicht mehr.“ Etwa 20 Minuten Mausklickerei später hat eBibo-Mitarbeiter Stefan Ettrich das Problem in den Griff bekommen – und wieder war der leidige Kopierschutz über die „Adobe ID“ die Wurzel des Übels.

„Adobe ID“ gehört zu den Problem-Top-10 der Leserschaft

„Manche Fragen tauchen immer wieder auf“, erzählt Rahm, als sich der erste Andrang auf die Sprechstunden-Premiere etwas gelegt hat. „,Wie bekomme ich das mit der Adobe-ID hin?’ zum Beispiel oder ,Wie kann ich ein eBuch zurückgeben?’. Viele Nutzer haben auch Probleme mit diesem neuen Trend, dass man Bücher nicht mehr einfach vom PC auf den eReader ziehen kann, sondern mit einer Mediathek synchronisieren muss.“

Werbevideo des "Onleihe"-Verbundes (ekz):

Und weil manche Probleme per Hilfe-Telefon eben nicht so einfach lösbar sind, hat er die neue eBibo-Sprechstunde eingeführt, die künftig jeden letzten Mittwoch im Monat, jeweils 17 bis 19 Uhr, in der Dresdner Hauptbibliothek angeboten wird. Dort können eBuch-begierige Rentner, aber auch andere Hilfesuchende gleich ihre iPads, eReader oder anderen Gerätschaften mitbringen, um Probleme vom Fachmann vor Ort klären zu lassen.

Währenddessen ist Stevensons „Schatzinsel“ endlich von der eBibo auf dem eReader gelandet und Bernd Hellers Gesichts hellt sich auf. „Hoffentlich zerwürge ich das nicht daheim wieder. Aber dann komm ich eben noch mal vorbei“, bedankt er sich bei seinem Helfer – und zieht von dannen. Heiko Weckbrodt

* Anmerkung:

Um eBücher des Onleihe-Verbundes auszuleihen, benötigt man im Regelfall eine Adobe-ID (gibt es kostenlos hier), vorzugsweise (aber nicht zwingend) einen PC mit aufgespieltem Gratis-Programm „Adobe Digital Edition„, außerdem ein geeignetes eBuch-Lesegerät. Das kann beispielsweise ein iPad mit geeigneter App (zum Beispiel „Bluefire Reader“ und/oder „Onleihe„) oder ein Android-Tablet sein oder auch ein eReader, der rechtegeschützte ePubs und/oder PDFs unterstützt (dazu gehört leider nicht Amazons Kindle). Eine kostenlose Hilfebroschüre für Einsteiger gibt es hier.

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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