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Ur-Ur-Urgroßeltern gesucht: Wie man analog und digital nach Ahnen sucht

Blick in den Lesesaal der Söächsischen Landes- und Uni-Bibliothek SLUB. Obwohl inzwischen viele historische Quellen digitalisiert wurden: Um klassische Archiv- und Nibliotheksrecherchen kommt auch der Ahnenforscher 2.0 nicht herum. Kurrent- und Frakturschrift lesen zu können, ist nahezu unerlässlich. Foto: SULB Dresden

Blick in den Lesesaal der Sächsischen Landes- und Uni-Bibliothek SLUB. Obwohl inzwischen viele historische Quellen digitalisiert wurden: Um klassische Archiv- und Bibliotheksrecherchen kommt auch der Ahnenforscher 2.0 nicht herum. Kurrent- und Frakturschrift lesen zu können, ist nahezu unerlässlich. Foto: SLUB Dresden

Tipps für die Fahndung nach den eigenen familiären Wurzeln

Dresden, 25. März 2013: Ahnenforschung liegt im Trend: Immer mehr Menschen wollen mehr über ihre familiären Wurzeln herausfinden, möchten wissen, wo und wie ihre Urgroßeltern gelebt haben. Teils sind es auch Anwälte, die Nachweise suchen, dass ihre Klienten tatsächlich Anspruch auf das lockende Millionenerbe in Amerika haben. Dann werden Pfarrämter um Einsicht in Kirchenbücher, Standesämter um Geburtsurkunden gebeten, in Schränken und Truhen verzweifelt nach Zeugnissen für das Wann und Woher gekramt. Oiger-Autor Peter Weckbrodt gibt hier ein wenig Starthilfe für die Fahndung, wobei er den Schwerpunkt beispielhaft auf Sachsen legt.

Zuerst sollte man, wenn noch möglich, die Großeltern nach dem Familien-Stammbuch fragen, das vermittelt erste Erkenntnisse. Weitere ergeben sich aus der unverzichtbaren Befragung jeglicher Verwandten nach deren Wissen und dem Besitz von Urkunden.

Beispiel für einen der bizarren "Sippenfragebogen", der heute bei der Ahnenforschung helfen kann. Abb.: privat

Beispiel für einen der bizarren „Sippenfragebogen“, der heute bei der Ahnenforschung helfen kann. Abb.: privat

Auch die bizarren „Arier-Nachweise“ können weiterhelfen

Auch wenn ein dunkler Schatten über ihnen liegt: Arier-Nachweise können, falls nicht nach dem Krieg vernichtet, fast erschöpfend Auskunft geben. Diese waren im Dritten Reich zwingend von exakt festgelegten Personengruppen wie Beamten, Ärzten, Juristen und Wissenschaftlern zu erbringen. Auch Berufsverbände, viele Unternehmen und die NSDAP schlossen sich dem an. Wie weit zurück sie zu erbringen waren, dafür gab es eine hierarchische Ordnung. Das konnte zurück bis zum Jahre 1750 gehen. Auch die seinerzeit von den Gesundheitsämtern ausgegebenen, von den örtlichen Bürgermeistern zu beglaubigenden Sippenfragebögen geben, wenn noch vorhanden, viel Aufschluss über die Vorfahren.

Weil aber diese Unterlagen in der DDR zu Recht öffentlich geächtet waren, sind sie in den neuen Bundesländern selten noch vorhanden. Dann hilft nur der Weg zu den Pfarrämtern und zu den Standesämtern weiter. Letztere forschen in ihren Unterlagen gebührenpflichtig nach Vorfahren. Sie fertigen auch Nachweise über gefundene Einträge aus. In Dresden hilft die Urkundenstelle der Stadt in der Heeresbäckerei.

Bibliothek SLUB hat zahlreiche Adressbücher digitalisiert

In der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek (SLUB) sind Adressbücher der Städte Dresden, Chemnitz, Bautzen, Pirna, Meißen und der Gemeinde Blasewitz auf Mikrofilmen – mit erheblichen Lücken – teils für den Zeitraum von 1702 bis 1944 einsehbar. Inzwischen hat die SLUB diese Adressbücher digitalisiert und ins Internet gestellt – auf dieser Seite ist eine Recherche-Maske zu finden. Darüber hinaus hat der „Verein für Computergeneaologie“ eine durch ehrenamtliche Helfer gespeiste Datenbank mit Adressbüchern des 19. und 20. Jahrhunderts für das gesamte Deutsche Reich im Netz freigeschaltet – auch dort lohnt sich die Recherche.

Für die Zeit vor 1875 führt kaum ein Weg um Kirchenbesuche und Kurrentschrift herum

Beispiel für einen der bizarren "Sippenfragebogen", der heute bei der Ahnenforschung helfen kann. Abb.:

Eine Antwortseite auf einen „Sippenfragebogen“ – hier sind Kenntnisse in Kurrentschrift nötig. Abb.:

Kirchenbücher mit ihren Verzeichnissen von Geburten, Hochzeiten und Sterbefällen kommen ins Spiel, sobald es um die Zeit vor 1875 geht, dem Beginn standesamtlicher Tätigkeit im Deutschen Kaiserreich. Damit wird die Fähigkeit zum Lesen der Kurrentschrift relevant. Die Pfarrämter halten sich streng an die genannte Arbeitsteilung bei der Ahnensuche. Wegen der enorm gestiegenen Nachfrage gewähren sie auch kaum noch persönliche Einsichtnahme. Nach Konfessionen, Kirchenämtern und Diözesen unterschiedlich ist der aktuell erreichte Stand der Verfilmung und Digitalisierung der Bücher. Eintragungen zu Paten sollten hier unbedingt beachtet werden.

Mormonen haben Kirchenbücher der alten „Ostgebiete“ verfilmt

Führt die Spur der Ahnen in die früheren deutschen Ostgebiete, helfen die bei der Kirche Jesu Christi der heiligen der letzten Tage (Mormonen) vorhandenen Kirchenbuchverfilmungen aus der Zeit um 1980 weiter. Die sind recht einfach zugänglich, da die Mormonen eine genealogische Forschungsstelle auf der Dresdner Tiergartenstraße unterhalten.

Alle standesamtlichen Unterlagen aus den ehemaligen Ostgebieten sind im Berliner Standesamt I archiviert. Wegen dessen totaler Überlastung mit Anfragen sind mindestens zweijährige Wartezeiten einzuplanen.

Gute Karten hat, wer die Hilfe des Computers in Anspruch nehmen kann. Da sind richtig gute – und teils auch kostenlose – Programme für die Erstellung von Personendateien, Stammbäumen und Ahnenlisten im Angebot. Ebenfalls übers Internet erfolgt der Kontakt zu genealogisch orientierten Vereinen. Sie helfen ebenfalls mit ihren umfangreichen Dateien. Selten aber gibt es diese Hilfe zum Nulltarif. Peter Weckbrodt

Nützliche Seiten für Ahnenfahnder im Netz:

Kostenloses Ahnenverwaltungs-Programm Ahnenblatt hier zum Herunterladen www.ahnenblatt.de

Tipps für die Recherche:

Genealogienetz

Historische Adressbücher aus dem Deutschen Reich (lückenhaft)

Historische Adressbücher aus Sachsen

Ahnenforschung Benz

Familysearch

Sächsische Landes- und Uni-Bibliothek SLUB

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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