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SLUB digitalisiert „Dresdner Hefte“ und Adressbücher

Viktor Klemperer (1954). Abb.: Höhne, Bundesarchiv, Wikipedia

Viktor Klemperer (1954). Abb.: Höhne, Bundesarchiv, Wikipedia

Dresden, 3. September 2012: Wie sah der jüdische Philologe Victor Klemperer („LTI – Die Sprache des Dritten Reichs“) den Wandel seiner Wahlheimat Dresden? Welcher sozialen Abstieg und Aufstieg widerfuhr einer durchschnittlichen Bürgerfamilie im Wandel der Systeme? Solche Fragen, die bislang vom Historiker langwierige Archivarbeit fordern, sollen dank der Segnungen des Internetzeitalters künftig deutlich leichter und komplexer beantwortbar werden. Denn die Sächsisches Landes- und Uni-Bibliothek SLUB in Dresden hat damit begonnen, die Dresdner Adresssbücher sowie die Kulturzeitschrift „Dresdner Hefte“ zu digitalisieren.

Digitale Fundgrube für Historiker, Ahnenforscher und Soziologen

Gerade Adressbücher sind wichtige Quellen für professionelle Wissenschaftler und Ahnenforscher: Da in ihnen früher Namen, Berufs- und Familienstand nahezu aller Bürger einer Stadt verzeichnet wurden, erlauben sie über Jahrzehnte sowohl soziologische wie auch historische Analysen von Schicksalen ganzer Familien über Generationen hinweg. Fiktives Beispiel: Familie Gernegroß, die vor der Reichsgründung als Tagelöhner-Sippe in die große Stadt zog und dort zu einem weit verzweigten Honoratiorennetz aufstieg.

Die Scan-Roboter der SLUB digitalisieren bis zu 500 Buchseiten pro Stunde. Abb.: SLUB

Scan-Roboter der SLUB digitalisieren bis zu 500 Buchseiten pro Stunde. Abb.: SLUB

Aber auch die „Dresdner Hefte“ sind eine ganz besondere Quelle vor allem für kulturhistorische Untersuchungen: 1983 – also zu DDR-Zeiten – ins Leben gerufen, ist diese Kulturzeitschrift bis heute in 110 Ausgaben mit rund 1000 Aufsätzen erschienen, in denen auch prominente Autoren die Historie, die architektonische Entwicklung und das Geistesleben der sächsischen Metropole beleuchteten. Sonderausgaben mit Schriften von Victor Klemperer, Fritz Löffler oder Curt Querner erreichten Auflagen bis zu 5000 Exemplaren.

Die ersten 50 Ausgaben der „Dresdner Hefte“ will die SLUB-Leitung am 10. September 2012 in ihrer digitalen Bibliothek freischalten, bis zum Jahresende soll auch eine Volltext-Suche ermöglicht werden. An der Online-Aufbereitung der Adressbücher arbeitet das SLUB-Digitalisierungszentrum derzeit nach eigenen Angaben mit Hochdruck. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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