Die Zeiten, in denen man den Gang den Sterne nur mit sauteuren Zeiss-Planetarien simulieren konnte, sind vorbei: Die Fortschritte der Digitaltechnik erlauben heute kosmische Projektionen mit Heimmitteln, die zwar nicht die Brillanz eines echten Optik-Planetariums erreichen, aber doch deutlich über bloße Astro- und Alien-Show-Effekte hinaus gehen. Per „Erweiterter Realität“ (Augmented Reality) ermöglichen inzwischen sogar Computertelefone planetariums-ähnliche Projektionen. Wer es ein bisschen anspruchsvoller und genauer braucht, kann derweil auf Gratis-Programme wie „Stellarium“ zugreifen, die recht komplexe, realistische und vor allem auch mit Beamer-Technik koppelbare Simulationen des Sternenhimmels hergeben.
Als freies quelloffenes Programm ist „Stellarium” kostenlos für Windows, Linux und Mac verfügbar. Die rund 60 Megabyte große Installations-Datei ist hier ladbar.
Was kann Stellarium?
Anders als Apps wie zum Beispiel „Star Walk“ wirkt „Stellarium“ spartanischer und verzichtet auf nette Show-Effekte wie etwa sphärische Musik. Dafür enthält seine Standard-Datenbank über 600.000 Sterne, außerdem die Planeten und Monde unseres Sternensystems und zahlreiche kosmische Nebel. Einblendbar sind Sternbilder, Koordinatennetze und diverse Landschaften der Erde, aber zum Beispiel auch die Marsoberfläche. Vor allem erlaubt das Programm aber die Echtzeitanzeige des Sternenhimmels über beliebigen Positionen – und Zeitreisen in die Vergangenheit und Zukunft per Zeitraffer. Zentriert man die Sicht auf einen Stern oder ein anderes Objekt, werden Entfernung zur Erde, Spektralklasse und andere Angaben eingeblendet.
Supernova-Skript und Sonnenfinsternis bei "Stellarium" (hw):
Kosmische Katastrophen per Script
Wirklich professionelle Planetariumsfunktionen kommen durch aktivierbare Scripte ins Spiel: Da kann man zum Beispiel eine Mondfinsternis simulieren, eine historische Supernova auslösen und dergleichen mehr. Natürlich lassen sich auch neue Scripte einbauen, wodurch das Programm ständig erweitert werden kann – übrigens auch durch neue Landschaften, von denen ganze Bibliotheken auf den Stellarium-Seiten zum Gratis-Download bereit stehen. Gekoppelt mit Beamern und Projektionskuppel kann das Programm auch ein richtiges Digitalplanetarium betreiben, wie es zum Beispiel im Palitzsch-Museum Dresden-Prohlis geplant ist.
Fazit:
Ein faszinierendes Planetariums-Programm, das sich nicht auf bloße Schaueffekte verlegt, sondern echte kosmische Simulationen ermöglicht. Man merkt „Stellarium“ zwar an der mancherorts etwas sperrigen Bedienung die Herkunft aus dem „Open Source“-Lager an – aber dafür ist es eben auch kostenlos und bietet enorme Erweiterungsmöglichkeiten. Heiko Weckbrodt
„Stellarium“, Echtzeit-Panoramaprojektion des Sternenhimmels, kostenlos/GNU-Lizenz, für Win32, Win64, Linux, Ubuntu, MacOSIhre Unterstützung für Oiger.de!
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