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Dresdner Uni-Bibliothek SLUB feiert unterm Maya-Kodex in die Apokalypse hinein

Die Hinterlassenschaften der Maya üben einen enormen Reiz auf die nachwelt aus. Foto: Rindt

Die Hinterlassenschaften der Maya üben bis heute einen enormen Reiz auf die nachwelt aus. Foto: Markus Rindt

Konzert, Lesungen und Überlebensparty zur Maya-Zeitenwende am 21. Dezember 2012

Dresden, 19. November 2012: Forscher, Bibliothekare und Musiker wollen am 21. Dezember 2012 in der Sächsischen Landes- und Uni-Bibliothek SLUB in Dresdnern gemeinsam mit rund 200 Gästen auf die Maya-Apokalypse warten – und fröhlich-kulturell in die Zeitenwende hineinfeiern. Mit philosophisch-eschatologischen Gesprächen, bei Maya-Musik, Mexikofilmen und allerlei Weltuntergangs-Überraschungen werden sie sich die Zeit bis zur Geisterstunde vertreiben. Dann nämlich beginnt nach Meinung von Wissenschaftlern eine neue Großzeitperiode im Maya-Kalender – nach Ansicht von Esoterikern hingegen wird uns Punkt Mitternacht das große Himmelskrokodil mit einer gigantischen Sintflut ersäufen.

Zum Auftakt des Maya-Festes in einem Monat will Brigitte Trübenbach aus dem „Peloponnesischem Krieg“ lesen, in dem Thukydides über den Niedergang Athens berichtet. Danach diskutiert Prof. Peter Sloterdijk mit den Besuchern über den „Weltuntergang auf der Bühne“. Mitveranstalter ist die Konrad-Adenauer-Stiftung.

Maya-Musik schlägt virtuelle Konzertbrücke zwischen Dresden und Mexiko-Stadt

Auf den Höhepunkt steuert dann ein ganz besonderes „Konzert zum Ende der Zeit“ hin: Die „Dresdner Sinfoniker“ werden gemeinsam mit einer Maya-Sängerin, die sich aus Mexiko zuschaltet, teils eigens für diesen Abend komponierte Stücke, teils jahrtausendealte Strophen vortragen. „Eine mitreißende Musik, die sich bis Mitternacht immer mehr verdichtet“, verspricht Sinfoniker-Intendant Markus Rindt. Außerdem kann das Publikum Ausschnitte aus einem Maya-Dokumentarfilm sehen und nach Mitternacht lustig weiterfeiern – wenn nicht irgendetwas dazwischen kommt.

SLUB-Generaldirektor Bürger: Wollen Kultur der Maya würdigen

Apropos mögliche Katastrophen: SLUB-Direktor Thomas Bürger hängt der ganze „Weltuntergangs-Hype“ inzwischen sichtlich zum Hals heraus. Die alte Maya-Kultur wolle man mit diesem Veranstaltungsreigen würdigen, betont er. Und den weltweit nahezu einzigartigen Maya-Kodex ehren, den die SLUB in ihrer Schatzkammer verwahrt.

 

Um apokalyptische Facebook-Parties oder gar einen Massenansturm von Esoterikern zu unterbinden, will Bürger allerdings die SLUB an diesem Abend abriegeln: Nur jene 200 Gäste, die sich vorher Karten für Konzert und Philosophengespräch gesichert haben, kommen rein. „Wenn hier Tausende angestürzt kämen, würde keiner etwas sehen – da hätte niemand etwas davon“, sagt er. Wer sich für die Veranstaltungen in der Nacht der Nächte interessiert, solle sich allerdings ranhalten: Angesichts der begrenzten Ticket-Zahl und des zu erwartenden großen Andrangs sind die Eintrittskarten vermutlich schnell vergriffen.

Die SLUB in Dresden steht ganz im Zeichen des Maya-Jubiläums. Abb.: hw

Die SLUB in Dresden steht ganz im Zeichen des Maya-Jubiläums. Abb.: hw

Radio-Übertragungen und Crowd Funding

Damit die Dresdner und der Rest der Welt trotzdem auch etwas vom Zeitenende-Konzert haben, wird das Ereignis voraussichtlich auf „Arte Live Web“, „MDR Figaro“, „Deutschlandradio Kultur“ und dem Saarländischen Rundfunk in Echtzeit übertragen. Einen Teil der Kosten wollen die Sinfoniker übrigens per „Crowd-Funding“ (Internetspenden) über die Plattform „Start Next“ refinanzieren.

Als aufgeklärter Mensch des 21. Jahrhunderts ist Bürger natürlich überzeugt, dass es am Abend des 21. Dezembers zu keinen apokalyptischen Szenen kommt. Aber Restzweifel bleiben wohl: „Wir haben ja jetzt in Dresden einen recht soliden Hochwasserschutz aufgebaut“, meint er mit einem Augenzwinkern. Heiko Weckbrodt

 

Zum Weiterlesen:

Interview von Maike Wetzel mit Markus Rindt über das Sinfoniker-Projekt zum Weltuntergangs-Fest

 

Überlebensfeier am 21. Dezember 2012:

Ort: SLUB, Zellescher Weg, Dresden, unter dem Buchmuseum mit dem Maya-Kodex

19 Uhr: Lesung aus Thukydides‘ „Peloponnesischem Krieg“

Im Anschluss: Der Philosoph Peter Sloterdijk grübelt mit dem Publikum über den „Weltuntergang auf der Bühne“ (kartenpflichtig, aber gratis)

22.30 Uhr: „Konzert zum Ende der Zeit“ (kartenpflichtig, 69 Euro): Dresdner Sinfoniker spielen unter Leitung von José Areán mexikanische und Maya-Weisen, Maya-Sängerin schaltet sich aus Mexiko zu.

Ab 0 Uhr: Überlebens-Party (alternativ: Weltuntergang)

Karten: Dresdner Vorverkaufsstellen

Internet-Infos: www.codex-dresdensis.de

 

Weitere Veranstaltungen rund um den Dresdner Kodex:

(jeweils in der SLUB Dresden, Zellescher Weg 18)

13. Dezember 2012, 20 Uhr: Vortrag von Prof. Marianne Gronemeyer: „Leben als letzte Gelegenheit“

10. Januar 2013, 20 Uhr: Dr. Michael Kempe: „Untergang, Erneuerung, Klimakatastrophe – Zur Kulturgeschichte der Sintflut-Theorien“

24. Januar 2013, 20 Uhr: Dr. Chrsitian Schramm: „Reiter auf weißem Pferd – Die Offenbarung des Johannes“

7. Februar 2013, 20 Uhr: Prof. Hans-Georg Soeffner: „Nostradamus und Endzeitprohetie“

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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