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Ab sofort Absturzgefahr: ESA-Experten sollen Marssonden-Einschlag verorten

Phobos Grunt. Abb.: ESA

Die verhinderte Marssonde Phobos Grunt stürzt bald auf die Erde. Abb.: ESA

Darmstadt/Paris, 14.1.2012: Die steuerlose russische Marssonde „Phobos-Grunt“ kann jetzt jederzeit abstürzen – mutmaßlich morgen (Sonntag). Wie die europäische Weltraumagentur ESA mitteilte, wird die mit gefährlichen Stoffen wie dem radioaktiven Kobalt-57 beladene Sonde voraussichtlich dieser Tage, spätestens aber am Dienstag, irgendwo 51 Grad nördlich oder südlich des Äquators abstürzen – Teile Deutschlands liegen an der nördlichen Grenze dieses Aufschlagkorridors. Ein zwölfköpfiges Expertenteam unter Führung des ESA-Büros für Weltraumschrott soll nun die Flugendbahn berechnen.

„In der Weltraumumgebung von Phobos-Grunt existieren viele Faktoren, deren Einfluss auf den Satelliten schwer abzuschätzen ist. Die Anzeichen deuten jedoch darauf hin, dass Phobos-Grunt zwischen dem 13. und dem 17. Januar irgendwo zwischen 51,4 Grad nördlicher und 51,4 Grad südlicher Breite wiedereintritt,“ erklärte Prof. Heiner Klinkrad, der Leiter des ESA-Büros für Weltraumschrott. „Analysen von Roskosmos und der NASA zeigen auf, dass die mit unsymmetrischen Dimethylhydrazin (UDMH) gefüllten Treibstofftanks oberhalb einer Höhe von 100 Kilometer bersten, den Treibstoff freisetzen und danach zum Großteil verglühen werden.“

Das Risiko, von einem Sondentrümmer erschlagen zu werden, sei jedoch niedrig. „Roskosmos geht davon aus, dass im schlimmsten Fall 20 bis 30 Fragmente die Erdoberfläche erreichen werden. Die Gesamtmasse der Trümmer beträgt dabei weniger als 200 Kilogramm,“ betonte Klinkrad. Seit Anbeginn der Raumfahrt habe es keinen bestätigten Bericht über Personenschäden durch wiedereingetretene Weltraumtrümmer gegeben.

Die Russen hatten „Phobos-Grunt“ am 8. November in eine Erdumlaufbahn gebracht. Der Einschuss in die Fluchtbahn zum Mars scheiterte jedoch, am 13. Dezember erklärte Roskomsmos die Sonde für verloren. Das Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in Darmstadt wird nun ständig mit aktualisierten Bahndaten gefüttert, um die Wiedereintrittsprognose zu verfeinern. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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