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Gorbitz hat die Bibliothek des Jahres 2016

Die Kinder der Outlaw-Kita vom Limbacher Weg gratulierten den Gorbitzer Bibliothekarinnen zur Auszeichnung als Dresdner Bibliothek des Jahres 2016.  Foto: Heiko Weckbrodt

Die Kinder der Outlaw-Kita vom Limbacher Weg gratulierten den Gorbitzer Bibliothekarinnen zur Auszeichnung als Dresdner Bibliothek des Jahres 2016. Foto: Heiko Weckbrodt

Bibliothek hat sich inmitten sozialer Probleme als Stadtteiltreff etabliert

Dresden, 26. Januar 2017. Die Stadtteilbibliothek Gorbitz ist die Dresdner „Bibliothek des Jahres 2016“. Das hat Arend Flemming, der Direktor der Städtischen Bibliotheken, mitgeteilt. Die Veranstaltungs-Angebote der Leihbücherei am Merianplatz gelten als vorbildlich – „gerade hier in Gorbitz hat es sensationelle Steigerungen gegeben.“

Soziale Entmischung seit der Wende

Die Bibliothekarinnen engagieren sich seit Jahren für die Leseförderung von Gorbitzer Kindern, speziell auch von Jungen und Mädchen aus Flüchtlings- und armen Familien im Stadtteil, lobte Fachdirektor Roman Rabe. Sie hätten sich einem bedenklichen Prozess „sozialer Entmischung“ in Gorbitz gestellt, der in den 1990ern eingesetzt hatte.

Bis zu ein Drittel der Familien am Hartz-Tropf

Denn viele bildungsfreudige Familien sind seit 1990 aus „der Platte“ weggezogen, der Anteil der Stütze-Empfänger ist gestiegen. Generell hat sich der Stadtteil entvölkert: Lebten hier gegen Ende der DDR noch um die 38 .000 Menschen im Neubaugebiet, sind es heute etwa 40 Prozent weniger. Ein Viertel bis ein Drittel der Familien – je nach Straßenzug – hängt am Hartz-IV-Tropf.

Die Bibliothek Dresden-Gorbitz. Foto: Heiko Weckbrodt

Die Bibliothek Dresden-Gorbitz. Foto: Heiko Weckbrodt

Lese-Karriere scheitert manchmal an Säumgebühren

Das muss kein Hindernis für Lesefreuden sein, kann es aber: „Manche ,Bibliotheks-Karriere’ endet für Kinder rasch, weil die Eltern nicht auf die Leihfristen achten“, hat die Gorbitzer Bibliotheksleiterin Almuth Weiß immer wieder beobachtet. „In einer Familie, die von Hartz IV lebt, können die dann fälligen Säumnisgebühren ein ernstes Problem werden.“ Sprich: Die Eltern wollen dann nicht mehr, dass Sohn oder Tochter in die Bibliothek geht – obwohl die Bibliotheksnutzung für Kinder in Dresden grundsätzlich erst mal gratis ist.

Trotz vieler Widrigkeiten habe sich die Bibliothek Gorbitz als Ort der Begegnung im Stadtteil etabliert, habe auch neue Angebote für Flüchtlingskinder aufgebaut, betonte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke).

In Boom-Zeiten von Gorbitz Bibliothek gegründet

Dabei verfügt die Bibliothek Gorbitz heute nur noch über recht wenig Ressourcen: Mit 300 Quadratmetern Fläche und rund 15.000 Medien gehört sie zu den kleineren Knoten im Stadtnetz. Am 16. April 1986 wurde sie für das damals stark wachsende Gorbitzer Neubaugebiet am Leutewitzer Ring gegründet. 1997 zog die Bibliothek ins Sachsenforum um, musste wegen schrumpfender Leserschaft jedoch dort 2012 in kleinere Räume umziehen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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