Was macht eine Rockband, welche aus einem teilseitig gelähmten Schwulen, einem schwerhörigen Exzentriker und aus einem Frauen hassenden Skinhead besteht und auf der Suche nach einem Drummer ist? Sie sucht sich den berühmtesten Drummer, den es gibt, und tritt in einem Newcomer-Wettbewerb für verkappte Hardrocker auf.
Onanieren lähmt
In „Ex Drummer“ erfährt der Zuschauer, in welchen sozialen Abgründen Rocker leben können. Bandmitglied Jan etwa ist auf einer Seite gelähmt, seitdem er von seiner Mutter beim Onanieren erwischt wurde. Als Strafe für ihre Neugier verlor sie ihre Haare und trägt seitdem eine Perücke. Sein Vater, ein verrückter Ex-Soldat, liegt seit unzähligen Monaten gefesselt im Bett, da jeder Angst hat, dass er Amok laufen könnte.
Koks für Tochter und Fischweib
Dagegen wird der an Decken laufende Skinhead Koen erst richtig geil, wenn er Frauen verprügeln darf. Dafür saß er schon einmal im Gefängnis, was ihn jedoch nicht davon abhält, weiterhin Frauen auf offener Straße zu verfolgen. Der schwerhörige Ivan muss sich stattdessen um seine Tochter und seine Frau kümmern. Damit er nicht zu viele Probleme mit sich herumträgt, füttert er seine Tochter täglich mit Kokain und gibt den Rest seinem nach Fisch stinkenden Weib. Diese Geschichten bieten einen idealen Stoff für Dries – einem erfolgreichen Buchautor und Ex-Drummer. Aus Neugier schließt er sich den Dreien an und begleitet sie durch ihren Sumpf des Lebens.
Wer Ex Drummer sieht, wird geschockt sein, denn Koen Mortier zeigt die Dinge wie sie sind. Blutverschmierte Wände, versiffte Räume, perverse Gedanken und einen Typen, der keinen Sex mehr hat, weil sein Schwanz zu groß ist, sind nur ein paar der Dinge, welche dem Zuschauer den Atem verschlagen. Der Film ist nichts für Zartbesaitete.
Auch ist die Altersgrenze von 16 meiner Meinung nach zu niedrig angesetzt. Manche Szenen erinnern an Splattermovies und Hardcorepornos und die Gewalt kommt in dem Film wahrlich nicht zu kurz. Letztendlich bietet der Film aber auch nichts Neues. Bis auf die experimentalen Kameraeinstellungen und die schräge Story kann der Film getrost in der Schublade bleiben. Wer trotzdem der Neugier nicht widerstehen kann, dem sei empfohlen, sich den Film im Original mit deutschen Untertiteln anzusehen. Die schauspielerische Leistung kommt im Original besser zur Geltung als in der Synchronisation. Ronny Siegel
Originaltitel: Ex Drummer
Regiseur: Koen Mortier
Produktion: Belgien 2007
Laufzeit: 101 Minuten
Zum Weiterlesen:
DVD „Sound of Noise“: Eine Stadt im Würgegriff schwedischer Brachialmusiker
Ihre Unterstützung für Oiger.de!
Ohne hinreichende Finanzierung ist unabhängiger Journalismus nach professionellen Maßstäben nicht dauerhaft möglich. Bitte unterstützen Sie daher unsere Arbeit! Wenn Sie helfen wollen, Oiger.de aufrecht zu erhalten, senden Sie Ihren Beitrag mit dem Betreff „freiwilliges Honorar“ via Paypal an:
Vielen Dank!