Forschung

Lichtskalpelle, Laserschwerter & leuchtende Gen-Bäume

Besucher probieren die Körperscanner in der Lichtausstellung "HiLights!" in Dresden aus. Foto: Carla Arnold, TSD

Besucher probieren den Kopf-Scanner in der Lichtausstellung „HiLights!“ in Dresden aus. Foto: Carla Arnold, TSD

Mitmach-Ausstellung „HiLights!“ in Dresden zeigt Licht als Lebens- und Technologie-Quell

Dresden, 8. September 2015. Was ist eigentlich Licht? Banale Frage, möchte man meinen, weiß doch jeder: Licht ist, wenn es hell ist. Doch wer sich dem Licht nähert, wird rasch feststellen, wie dieses Phänomen immer neue Fragen aufwirft, in physikalischer, künstlerischer wie ökologischer Hin-Sicht: Ist Licht eine Welle, besteht es aus Teilchen, ist es beides zugleich – oder schwebt Schrödingers untote Katze aus einem ganz anderen Grund zwischen Leben und Tod? Was geschieht mit unserer Zivilisation, wenn die Sonne eines Tages beschließt, ihr Licht ganz auszuschalten? Können wir von den Pflanzen lernen, Licht viel effektiver zu nutzen als bisher?

Diesen und anderen strahlenden Aspekten geht derzeit die Mitmach-Ausstellung „HiLights!“ derzeit in den Technischen Sammlungen Dresden (TSD) nach. Und diese Schau zum „Jahr des Lichts 2015“ führt uns vor Augen, wie eng Licht und Leben verknüpft sind und wie sehr dieses Naturphänomen die Fantasie von Forscher und Visionären beflügelt.

Licht ist Technologie des 21. Jahrhunderts

„Licht steht für die Technologie des 21. Jahrhunderts“, meint zum Beispiel Lidia Westermann, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Technikmuseums das Ausstellungsprojekt betreut. Zu denken ist da zum Beispiel an die Optoelektronik, die Daten mit lichtschnellen Quanten statt mit Elektronen transportiert, an Superlaser, die bisher unheilbare Krebserkrankungen zu heilen helfen, oder an Solarfolien, mit denen in naher Zukunft vielleicht ganze Wolkenkratzer beklebt sein werden, um Sonnenlicht in Strom zu verwandeln.

Video-Impressionen aus der Ausstellung:
 

Organische Bildschirm-Wand im Wert eines Oberklasse-Autos

Das umgekehrte Prinzip – Licht aus Strom – veranschaulicht das wohl teuereste Exponat der Schau: Eine Wand aus organischen Leuchtkacheln im Wert eines Oberklasse-Automobils empfängt den Besucher gleich am Entree der Ausstellung, verführt ihn dazu, zu winken, zu gestikulieren – und die Wand hält ihm einen elektronischen Spiegel seiner Hampelei vor. Die Technologie dahinter haben Dresdner Forscher und Ingenieure mitentwickelt: Organische Leuchtdioden (OLEDs) sind so superdünn, dass es damit vielleicht bald möglich wird, ganze Wohnzimmerwände in Bildschirmtapeten zu verwandeln, die uns je nach Stimmung einen Karibikstrand zeigen, eine Berglandschaft oder den Wind über Wüstendünen pfeifen lassen. Eingesetzt werden solche OLEDs bereits heute zum Beispiel in den Spitzen-Smartphones von Samsung – allerdings in noch weit kleineren Formaten.

Projektleiterin Lidia Westermann führt ein Polarisations-Experiment in der Schau vor, das zeigt, wie die man die Schwingungsebenen von Licht filtern kann. Foto: Heiko Weckbrodt

Projektleiterin Lidia Westermann führt ein Polarisations-Experiment in der Schau vor, das zeigt, wie die man die Schwingungsebenen von Licht filtern kann. Foto: Heiko Weckbrodt

Laser beschriftet Souvenire

Wie wenig Licht schon heute etwa aus Medizin, Industrie und Alltag wegzudenken sind, zeigen Exponate weiter hinten in einer großen photonischen Manege: Da kann der Besucher beispielsweise wie ein Chirurg – nur hier eben an einer Puppe und nicht am echten Patienten – bildgebende Verfahren bei einer Hirn-OP einsetzen. An einem Nachbartisch ist ein echter Laserbeschrifter aufgebaut, mit dem wir unseren Namen in einen Einkaufs-Chip einbrennen können – den fertigen Chip darf sich der Besucher dann als Andenken mitnehmen.

LED-Kronleuchter. Foto: Heiko Weckbrodt

LED-Kronleuchter. Foto: Heiko Weckbrodt

Skurrile Blüten der Photonik

Künstlerische Sichten auf Licht beleuchtet – im wörtlichen Sinne – ein Licht-Sound-Dom an anderer Stelle: Die Halbkugel ist von innen begehbar und assoziiert Farben mit Tönen. Auch Skurriles und Fantastisches findet sich in der Schau: Versuche zum Beispiel, die Laserschwerter aus den „Starwars“-Filmen nachzubauen oder Experimente in den USA mit genmanipulierten Bäumen etwa, die im Dunkeln am Straßenrand leuchten, oder Fische, die in Aquarien vor sich hin funkeln.

Vorbild Natur: Durch Nanostruktrierung glitzern die Federn vieler Vögel in den schillerndsten Farben. Foto: Heiko Weckbrodt

Vorbild Natur: Durch Nanostruktrierung glitzern die Federn vieler Vögel in den schillerndsten Farben. Foto: Heiko Weckbrodt

Schön: Viele Exponate sind zum Ausprobieren

Was uns beim Besuch der Schau besonders gefallen hat: Die meisten Exponate sind nicht nur zum Angucken da, sondern auch zum Ausprobieren. Kinder können sich beispielsweise an einem Licht-Kickerspiel versuchen, andere an einem Laser-Spiegel-Rätsel, auf großformatigen Wimmelbildern können wir historische Heroen der Lichtforschung entdecken und dergleichen mehr.

In "HiLights! laden viele Licht-Tische zum Experimentieren ein. Foto: Heiko Weckbrodt

In „HiLights! laden viele Licht-Tische zum Experimentieren ein. Foto: Heiko Weckbrodt

„Wir wollen in dieser Ausstellung Licht gleichermaßen als alltägliches wie auch als faszinierendes Phänomen vorführen“, betont Lidia Westermann. „Und natürlich wollen wir auch zeigen, welche wichtige Rolle Dresden in der Lichttechnologie in der Vergangenheit und Gegenwart spielte und spielt.“ Autor: Heiko Weckbrodt

-> „HiLights!“, Sonderausstellung in den Technischen Sammlungen Dresden, Junghansstraße 1, bis 19. Juni 2016, geöffnet jeweils Dienstag bis Freitag, 9 – 17 Uhr, Samstag und Sonntag 10 – 18 Uhr, Eintritt: 5 €, erm. 4 €, Gruppen ab 10 Personen 4,50 €, Freitag ab 12 Uhr Eintritt frei

-> Die Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Technischen Sammlungen, des Theaters Junge Generation, des Fraunhofer- Strahltechnikinstituts IWS und des Materialverbundes Dresden zum „Jahr des Lichts 2015“, mehr Infos über diese Initiative gibt es hier im Netz

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Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt