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AMD entlässt mehr als jeden zehnten Mitarbeiter

Das AMD-Hauptquartier in Kalifornien. Abb.: AMD

Das AMD-Hauptquartier in Kalifornien. Abb.: AMD

Sunnyvale/Dresden, 4.11.2011. Der schwächelnde US-Chipkonzern AMD schlägt einen radikalen Sparkurs ein und will bis zum Frühjahr rund 1400 Mitarbeiter vor die Tür setzen. Das Unternehmen müsse Kosten sparen, erklärte der neue AMD-Chef Rory Read gestern. Daher soll mehr als jeder zehnte der derzeit rund 11.100 Beschäftigten gehen.

In welchem Maße der Dresdner Standort betroffen ist, könne er derzeit noch nicht sagen, erklärte AMD-Sprecher Jan Gütter. In der sächsischen Landeshauptstadt beschäftigt der US-Konzern derzeit noch 41 Mitarbeiter – 23 im Forschungszentrum „OSRC“ am Waldschlösschenareal sowie 18 Qualitätskontrolleure und Berater in den Globalfoundries-Fabriken in Wilschdorf. Würden auch hier reichlich zehn Prozent entlassen, beträfe dies also etwa eine Handvoll Mitarbeiter. Die Dresdner Globalfoundries-Fabriken rechnen mit keinen unmittelbaren Folgen für das eigene Geschäft.

Rory Read. Foto: AMD

Rory Read. Foto: AMD

Durch die Entlassungswelle will der erst im August 2011 ernannte neue AMD-Chef Read – der zuvor den chinesischen Computerbauer „Lenevo“ aus den roten Zahlen geführt hatte – im kommenden Jahr rund 118 Millionen Dollar (85,6 Millionen Euro) sparen, abzüglich der Restukturierungskosten. Zusammen mit weiteren Maßnahmen möchte er 200 Millionen Dollar (145 Millionen Euro) pro Jahr freischaufeln, die vor allem in drei Projekte investiert werden sollen: Die forcierte Entwicklung stromsparender Prozessoren (wohl vor allem für Tablettrechner à la iPad und Computertelefone, da AMD hier bisher kaum vertreten ist), eine bessere Marktabdeckung in aufsteigenden Industrieländern (gemeinhin werden darunter vor allem China, Indien, Brasilien und Russland verstanden) sowie in das Cloud-Computing – hier will Read vermutlich die Profiprozessor-Linie von AMD ausbauen, da derzeit der Bedarf für „Cloud“-Rechenzentren steigt, die per Internetverbindung Rechen- und Speicherkapazitäten flexibel vermieten.

AMD hatte zwar in jüngster Zeit wieder schwarze Zahlen geschrieben, aber in den vergangenen Jahren hohe Verluste erwirtschaftet und technologisch den Anschluss zum Marktführer Intel verloren. 2009 war das Unternehmen sogar gezwungen, seine Chipfabriken in Dresden mehrheitlich an ein arabisches Konsortium zu verkaufen. Diese firmieren seitdem als Auftragsfertiger „Globalfoundries“.

Noch um die Jahrtausendwende hatte AMD mit seiner Athlon-Linie dem Konkurrenten Intel einen heißen Schlagabtausch geliefert. Spätestens jedoch, als Intel den „Core 2 Duo“ 2006 einführte, verlor AMD mehr und mehr an Boden im Markt für PC-Prozessoren. Im Segement für Notebooks hatte AMD ohnehin nie einen guten Stand und die jüngsten Megetrends „Smartphones“ und „Tablets“ verschliefen beide Kontrahenten weitgehend – hier hat der kleine Konkurrent ARM mit seinen stromsparenden Prozessorarchitekturen die Nase vorn. Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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