Alle Artikel mit dem Schlagwort: Stadtmuseum

Fahne der ersten Bunten Republik Neustadt von 1990. Repro: Stadtmuseum Dresden

Lenin, Feuer und die Fürstenhumpen

Sonderschau erinnert an 125 Jahre Stadtmuseum Dresden Dresden, 2. Juni 2016. Als die Dresdner ihr Stadtmuseum im Jahr 1891 gründeten, geschah dies als „Gegenentwurf zu den Königlichen (heute Staatlichen) Kunstsammlungen“, schätzt die heutige Museums-Direktion ein. „Hier sollten „die Lebenswelten Dresdens von den Anfängen bis zur Gegenwart gezeigt werden – all das, was eine Stadt, ihren Alltag, ihre Kultur ausmacht“. Und auf eben diese 125 Jahre seit der Museumsgründung schaut nun eine Sonderausstellung zurück: auf die vielen Umzüge des Museums im Stadtraum, auf Kriege, Diktaturen, Zerstörungen, Diebstähle und Neuanfänge.

Im Landhaus ist das Stadtmuseum seit 1966 untergebracht. Foto: Franz Zadnicek, Museen der Stadt Dresden, DML-Lizenz

Hoffnung auf späte Rückkehrer im Stadtmuseum Dresden

Seit dem Kriegsende gelten viele Exponate als verschollen – im Jubiläumsjahr setzen die Musealen auf Reue-Anfälle Dresden, 30. Januar 2016. Am 3. Juni 2016 eröffnet Erika Eschebach, die Leiterin des Stadtmuseums Dresden, die Sonderschau „Wir erinnern uns. 125 Jahre Stadtmuseum“ – und verknüpft mit dem Jubiläum besondere Hoffnungen. Denn ein Großteil der ursprünglichen Bestände des Stadtmuseums gelten seit dem Ende des II. Weltkriegs verschollen. Ein Teil der im Rathauskeller eingelagerten Exponate könnte nach Russland verschleppt, ein anderer Teil wohl wirklich im Krieg zerstört worden sein. „Aber wir denken, dass nicht alles verloren ist“, sagte Erika Eschebach. Was sie nicht so deutlich ausspricht, aber doch andeutet: Womöglich könnte das Jubiläum den einen oder anderen Sachsen bewegen, noch einmal tief in sich und in die Keller zu gehen, um „versehentlich“ aufbewahrte Museumsexponate schließlich doch noch zurückzugeben.

Mit solcher Leuchtreklame schmeckt das Schnitzel gleich doppelt so gut: Vor allem zwischen den 1920 und den 1970er Jahren wurde Leuchtreklame in Dresden häufig aufgestellt. Viele der leuchtenden Schriftzüge wurden übrigens von Glasbläsern in Ilmenau in Hand- und Mundarbeit hergestellt. Foto: Heiko Weckbrodt

Die DDR-Mode ist passé, doch der Pinguin leuchtet weiter

„Wege zum Licht“: Stadtmuseum Dresden zeigt zum Ausklang des Lichtsjahrs 2015 ostdeutsche Leuchtreklame, Laubsäge-Laternen und Menora-Leuchter Dresden, 26. November 2015. Ein Pinguin in fahlleuchtendem Frack wirbt für Herren-Mode, die längst zerfallen ist. Daneben verspricht Leuchtreklame aus den 1970ern frische Schnitzel – die harte Neonschrift mag fähig sein, einen Fleischfresser zum Veganer machen. Ein paar Schritte weiter haben Generationen ostdeutscher Kinder Bergmänner und Jahresendflügelfiguren (alias „Engel“) mit der Laubsäge aus dem Sperrholz getrieben und als lange Reihe selbstgebastelter Weihnachtslaternen aufgehängt. Um das lichtelnde Potpourri abzurunden, kündigen in der Nachbarvitrine Menora-Leuchter das jüdische Lichtfest an… „Wege zum Licht – Leuchten in Dresden“ öffnet morgen im Stadtmuseum und ist keine so ganz typische Weihnachtsausstellung. Gewidmet ist sie dem „internationalen Jahr des Lichts 2015“, das jetzt in den letzten photonischen Zügen liegt.

Stimmunsvoll ist diese 1937 von Sizzo Stief (1900- 1975) gemalte Elblandschaft in Niedervogelgesang. Repro: Peter Weckbrodt

Als Steinbrecher und Flößer noch das Elbtal bevölkerten

Oigers Wochenendtipp: Stadtmuseum Pirna zeigt Landschaftsbilder jenseits der Romantik Pirna/Dresden, 10. Juli 2015. Für alle Freunde schöner Landschaften in Natur wie auch im Bild zeigt das Stadtmuseum Pirna noch bis zu diesem Wochenende in der Sonderausstellung „Vom Elbtal ins Gebirge – Malerei jenseits der Romantik“ Werke u. a. von Gotthardt Kuehl, Robert Sterl, Wilhelm Rudolf, Johannes Beutner, Pol Cassel, Johannes Oehme, Theodor Rosenhauer, Fritz Schulze, Ernst Hassebrauk und Eva Schulze-Knabe. Wie in der jüngst durch die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit großer Resonanz gezeigten Sonderausstellung „Dahl und Friedrich – Landschaften“ sind auch auf den in Pirna ausgestellten Landschaftsdarstellungen das Elbtal, die Sächsische Schweiz und das Böhmische Mittelgebirge immer wiederkehrende Motive. Gezeigt werden vorrangig Gemälde aus dem 20. Jahrhundert.

"Frau beim Verkauf von Streichhölzern", 1931, Repro (hw) aus Austellungskatalog

Fotos als Propaganda-Waffe

Ausstellung „Das Auge des Arbeiters“ im Stadtmuseum Dresden zeigt Arbeiterfotografien aus der Weimarer Republik Dresden, 20. März 2015: Als Kameras nach dem I. Weltkrieg für Arbeiter in erschwingliche Preiskategorien gerieten, wurden sie rasch vor allem eines: eine propagandistische Waffe im Kampf gegen rechte und linke Gegner in der Weimarischen Republik. „Vor dem Weltkrieg konnte sich kein Arbeiter eine Kamera leisten, da war Fotografie ein durch und durch bürgerliches Medium“, schätzt Kurator Wolfgang Hesse ein, der jetzt eine Ausstellung „Das Auge des Arbeiters“ über das Thema im Stadtmuseum Dresden organisiert hat. Als sich die Arbeiter diese Kunstform eroberten, habe zunächst noch die Milieu-Fotografie dominiert, die darstellende Ablichtung der proletarischen Lebenswirklichkeit. Doch das habe sich bald gewandelt: „Die Fotografien sollten propagandistisch wirken.“

Auch das vielgezeigte Foto Blick vom Rathausturm nach Süden, 1945 von Richard Peter sen. wird in der "Dresden-Köln"-Schau im Stadmuseum zu sehen sein. Repro: Deutsche Fotothek / Städtische Museen Dresden

Städtische Museen Dresden zwischen Kriegsende und Jahrhundert des Photons

Auch ein neues Internet-Museum startet im Herbst Dresden, 29. Januar 2015: Mit Ausstellungen, Sonderveranstaltungen und einem Forschungstheater schauen die „Städtischen Museen Dresden“ in diesem Jahr zurück in die Vergangenheit und ein Jahrhundert in die Zukunft. So wird die Exposition „1945 – Köln und Dresden“ an die Zerstörungs Dresdens und das Kriegsende in Deutschland vor 70 Jahren erinnern – zu sehen sind ab 4. Juli im Stadtmuseum Fotografien von Herrmann Claasen und Richard Peter von den kriegszerstörten Städten Dresden und Köln. Andererseits wird insbesondere in den „Technischen Sammlungen Dresden“ (TSD) das von der UNO ausgerufene „Lichtjahr 2015“ mit der photonischen Schau „Hi Lights!“ (ab 20. Juni 2015) und einem Forschungstheaterstück für Jugendliche gewürdigt. „Dieses Jahrhundert wird das Jahrhundert des Photons* sein“, ist TSD-Direktor Roland Schwarz überzeugt. Auch der Aufbau eines Internet-Museums ist geplant.

Hier war die Pegida-Diskussion im Stadtmuseum Dresden noch sachlich... Autor: Heiko Weckbrodt

Pegida-Riss reicht bis in die Wohnzimmer

Aufgeheizte Diskussion zwischen „Pegidisten“ und „No-Pegidisten“ im Stadtmuseum Dresden Dresden, 23. Januar 2015: Trotz aller Dialogversuche polarisiert Pegida weiter die Dresdner Bürgerschaft. Von einem „Riss“ und einem „Spalt“, der sich durch die Gesellschaft ziehe und bis in die Arbeitsstätten und Wohnzimmer reiche, war beim zweiten Dialog-Forum „Warum (nicht) zu Pegida gehen?“ heute Abend im Stadtmuseum Dresden immer wieder die Rede. Denn derzeit gebe es kaum ein Haus, kaum ein Büro, in dem nicht eher oder später über Pegida gestritten werde. SPD-Bundeschef Gabriel als Zaungast Auf Einladung der „Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung“ waren Pegidisten und Nicht-Pegidisten heute Abend ins Museum an der Wilsdruffer Straße gekommen, um miteinander zu reden oder vielmehr: zu streiten. Als „privater“ Zaungast hatte sich SPD-Bundesvorsitzender Sigmar Gabriel ins Publikum gemischt – wohl um sich ein Bild davon zu machen, was „da in Dresden eigentlich los ist“.