Medizin & Biotech, News, Roboter, zAufi

Thüringische Therapieroboter sollen Kranke auf Trab bringen

Der Thery-Roboter rollt voraus, der Patient folgt für das Gangtraining. Foto: Tediro via TGFS

Der Thery-Roboter rollt voraus, der Patient folgt für das Gangtraining. Foto: Tediro via TGFS

Robotik-Unternehmen „Tediro“ bekommt Millionenzuschuss für

Ilmenau/Leipzig, 21. August 2024. Um Senioren und Patienten in Krankenhäusern, Reha-Klinkiken und Altenheimen trotz Personalmangel fit zu halten, entwickelt das thüringisch-sächsische Unternehmen „Tediro Healthcare Robotics“ eine neue Generation von Pflegerobotern. Die „Therys“ sollen den Therapeuten und anderen Fachkräften allerlei Routine-Arbeiten abnehmen, zum Beispiel das Gangtraining mit den Patienten. Das junge Unternehmen hat nun eine millionenschwere Geldzusage von der „Beteiligungsmanagement Thüringen“ (BMT), vom „Technologiegründerfonds Sachsen“ (TGFS) und weiteren Kapitalgebern bekommen.

„Technologischer Meilenstein im Gesundheitswesen“

„Mit unserer Investition in die Tediro Healthcare Robotics GmbH unterstützen wir einen technologischen Meilenstein im Gesundheitswesen“, erklärte TGFS-Chef Sören Schuster. „Die Kombination aus fortschrittlicher Robotik und Therapiesoftware in der mobilen Roboterplattform Thery hat das Potenzial, die Therapie revolutionär zu verändern.“

Metralabs-Ausgründung schlaut Roboter für Klinik-Einsatz auf

Die Physiotherapeutin Anke Mayfarth hatte „Therapy and Diagnosis Robots“ (Tediro) Ende 2023 aus dem thüringischen Roboterhersteller „Metralabs“ ausgegründet. Das Unternehmen ist in Ilmenau und Leipzig ansässig. Für seine Therapieroboter verwendet Tediro die Basisroboter der ehemaligen Mutter „Metralabs“ und rüstet sie mit Künstlicher Intelligenz, eigener Hard- und Software auf.

Die Tediro-Gründer Anke Mayfarth und Christian Sternitzke. Foto: Tediro

Die Tediro-Gründer Anke Mayfarth und Christian Sternitzke. Foto: Tediro via TGFS

Die Routineaufgaben übernimmt der künstliche Therapeut

Die Idee für den Roboter sei an den Waldkliniken Eisenberg, am Lehrstuhl für Orthopädie der Universitätsklinik Jena gemeinsam mit der TU Ilmenau und eben „Metralabs“ entstanden, heißt es in der TGFS-Mitteilung. „Als Physiotherapeutin habe ich mir immer einen Roboter gewünscht, der mir repetitive Tätigkeiten abnimmt“, erzählt Tediro-Chefin Mayfarth. Dieser Wunsch werde nun Wirklichkeit: „Unser Roboter Thery hilft dem medizinischen und therapeutischen Personal, die Mobilität der Patienten unabhängig von der Anwesenheit des Personals zu verbessern.“

Kapitalspritze soll helfen, Thery durch die Prüfungen zu schleusen

Bevor die Therys allerdings deutschland- und europaweit in die Klinken ausschwärmen können, müssen sie ihre medizintechnischen Prüfungen bestehen. Derzeit nimmt ein Prüflabor für Medizintechnik die Robots unter die Lupe. Ziel von Tediro ist es, nach bestandenen Prüfungen den ersten, mit der neuen EU-Medizinprodukteverordnung (MDR) konformen mobilen Roboter für verschiedene therapeutische Anwendungen auf den Markt zu bringen – und dabei soll auch das nun eingeworbene Risikokapital helfen.

Roboter absolviert mit Patienten das Gang-Training – und feuert sie an

Vorgesehen ist, Thery zunächst für das therapeutische Gangtraining von Patienten einzusetzen, die an Krücken gehen. Die Patienten melden sich dafür mit ihrem persönlichen Chip beim künstlichen Therapeuten an, der dann das individuell verschriebene Training startet. Dabei rollt der Thery voraus, der Patient folgt. Der 1,50 Meter große und 60 Kilo schwere Roboter soll sich der Ganggeschwindigkeit des Menschen anpassen, ihm Korrektur-Tipps geben, ihn anfeuern – und schließlich die Therapie-Ergebnisse anzeigen. Später soll der Therapie-Roboter auch in der Orthopädie, Neurologie und in der Geriatrie sein Können beweisen.

Immer mehr Therapeutenstellen unbesetzt

Die Investoren und Gründer hoffen auf große Marktchancen für „Thery“: „Ein höchst zukunftsweisender Lösungsansatz für den ausgeprägten Fachkräftemangel im Gesundheitswesen“, lobt Kapitalgeber Olaf Jedersberger, der früher als Manager in den „Helios“-Klinken gearbeitet hat. Die Wucht des Fachkräftemangels hat aber auch das Gründerteam überrascht: „Seitdem wir Tediro gegründet haben, ist die Zahl der offenen Therapeutenstellen in den Kliniken immer weiter gestiegen“, erläutert Mitgründer Christian Sternitzke. „Man findet kaum noch eine Klinik, in der nicht ein erheblicher Anteil der Therapeutenstellen unbesetzt ist.“

Roboter als eine Antwort auf den Fachkräftemangel

Und hier soll eben der Roboter aus Mitteldeutschland helfen. „Mit dem Therapie-Roboter Thery bringt das junge Unternehmen einen innovativen Assistenten in Krankenhäuser und Rehakliniken, der das Fachpersonal bei der Erledigung von Routineaufgaben unterstützen wird“, schätzt BMT-Chef Kevin Reeder ein. „Das erfahrene Gründerteam hat uns mit seiner technischen Lösung für die vor uns liegende gesellschaftliche Herausforderung des Fachkräftemangels von Anfang an überzeugt.“ Und: „Wir freuen uns, dass die Roboter in Thüringen gebaut werden.“

Metralab-Robots auch in Chipindustrie im Einsatz

Hintergrund: Metralabs baut schon seit Jahren Basisroboter, die dann von anderen Unternehmen für konkrete Einsatzzwecke ausgerüstet und modifiziert werden. Bei Infineon Dresden haben derartige Robots aus Ilmenau beispielsweise das Reinraum-Klima überwacht.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Tediro, TGFS, Oiger-Archiv, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt