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Die Physiker-Lücke wächst

Sind vielleicht auch Film, Fernsehen und Videoströme mit ihren Klischees vom IQ-150-Nerd mitschuld daran, dass sich zu wenige junge Menschen - insbesondere auch Mädchen - für ein Physikstudium entscheiden? Illustration: Dall-E

Sind vielleicht auch Film, Fernsehen und Videoströme mit ihren Klischees vom IQ-150-Nerd mitschuld daran, dass sich zu wenige junge Menschen – insbesondere auch Mädchen – für ein Physikstudium entscheiden? Illustration: Dall-E

Auch wegen Film-Klischees, Corona und demografischem Wandel bildet Deutschland nicht genug Nachwuchs-Physiker aus

Dresden, 21. März 2023. Die Physiker-Lücke in Deutschland wächst – davor hat Vizepräsident Dr. Lutz Schröter von der „Deutschen Physikalischen Gesellschaft“ (DPG) am Rande der beiden DPG-Frühjahrstagungen des Jahres 2023 in Dresden gewarnt. Pro Jahr bildet Deutschland demnach rund 1000 bis 1500 Physiker weniger aus, als in Forschung, Lehre und Wirtschaft gebraucht werden – Tendenz steigend.

Serien wie „Big Bang Theory“ schüren Bild vom durchgeknallten Super-Physik-Nerd in einer Männerwelt

Insbesondere durch die demografische Entwicklung, limitierte akademische Ausbildungskapazitäten und zuletzt auch durch Corona-Effekte würden sich zu wenige junge Menschen für ein Physikstudium entscheiden. Womöglich würden dabei auch falsche Berufsvorstellungen eine Rolle spielen, die durch Film und Fernsehen genährt werden, mutmaßt Lutz Schröter. „Viele Jugendliche denken, man müsse eine Intelligenzquotienten von 150 oder mehr haben, um Physiker zu werden.“ Tatsächlich aber habe das abgedrehte Genie, das in oft über die Bildschirme irre, wenig mit dem zu tun, was echte Physiker heutzutage tun. Zudem würden Serie wie „Big Bang Theory“ Mädchen das Gefühl geben, dass ein Physikstudium sie zu einem Leben unter lauter männlichen Nerds verdammen werde. All dies habe mit der Realität wenig zu tun, mache es aber in der Praxis schwer, beispielsweise mehr Frauen für Physikkarrieren zu begeistern. Zwar habe sich der Frauenanteil im Physikstudium in den vergangenen zehn Jahren deutlich erhöht, nämlich von 14 auf 25 Prozent. Dennoch würden sich eben nicht genug Frauen für solch solch einen Studiengang entschieden. Womöglich könnte spezielle Physikkurse für Mädchen solche Klischees aufbrechen.

Wer Physik studiert, hat Arbeitsplatz sicher

Denn die Karriere-Chancen in diesem Sektor sind sehr gut: Mit einem Physiker-Abschluss in der Tasche können junge Akademiker sowohl in die Forschung gehen, sind aber auch im Automobilbau, in der Mikroelektronik, im Finanzsektor und in vielen anderen Branchen gefragte Leute. „Wer in Deutschland Physik studiert, hat seinen Arbeitsplatz so gut wie sicher“, meint auch DPG-Bildungsvorstand Prof. Klaus Mecke.

Deutschlandweit arbeiten 130.000 Physiker in Forschung und Wirtschaft

Die Arbeitslosenquote lag zuletzt in dieser Berufsgruppe bei nur 2,7 Prozent und damit nur halb so hoch wie im Bundes-Durchschnitt. Insgesamt sind derzeit etwa 130.000 Physiker tätig. Ein Drittel von ihnen arbeitet in der Forschung, der große Rest in der Wirtschaft.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Auskünfte DPG-Vorstand, DPG-Studierendenstatistik, Destatis, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt