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6,5 % weniger Studenten in MINT-Fächern

MINT-Anteil an allen Studienanfängern seit der Jahrtausendwende. Grafik: Destatis

MINT-Anteil an allen Studienanfängern seit der Jahrtausendwende. Grafik: Destatis

Obwohl Bedarf hoch ist,  entscheiden sich weniger junge Menschen für Mathe, Informatik & Co.

Wiesbaden, 23. Januar 2023. In Deutschland studieren weniger junge Menschen Mathe, Informatik, Naturwissenschaften oder Technik, also die sogenannten „MINT“-Fächer. „Im Studienjahr 2021 rund 307 000 Studierende im ersten Fachsemester ein MINT-Fach. Das waren 6,5 % weniger als im Vorjahr“, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden mit. Der Rückgang bei den Studienanfängerinnen und Studienanfängern schlage sich auch in der Zahl aller Studierenden nieder: Die Zahl der Studierenden in MINT-Fächern im Wintersemester 2021/22 sei erstmals seit 2007 gesunken.

Ursachsen-Mix aus sinkendem Interesse, Corona und Demografie

Teilweise lässt sich dies zwar auch auf demografische Gründe erklären, da inzwischen weniger junge Menschen in Deutschland leben, die den Studienweg einschlagen wollen. Zudem fehlen durch die Corona-Sperren viele ausländische Studenten an deutschen Unis. Aber gesunken ist wohl zudem die Popularität dieser Berufswege, die einst für Deutschlands industrielles Rückgrat standen. Denn auch der Anteil derjenigen, die sich im 1. Fachsemester für MINT-Fächer entscheiden, ist von 40,5 % im Jahr 2015 auf zuletzt 37,7 % gesunken.

„Hohe Engpässe“

Zwar ist Anteil der MINT-Studenten nicht wirklich dramatisch gesunken und schwankte schon immer etwas. Zudem liegt die deutsche MINT-Studienquote in Europa-Vergleich immer noch ganz vorn.  Aber gerade für die Industrie ist jeder Rückgang in diesem Sektor ein ernstes Problem „Die Wirtschaft sendet seit einigen Jahren deutliche Signale in Bezug auf einen zu erwartenden Fachkräftemangel im Bereich der Ingenieur-und Naturwissenschaften“, heißt es beispielsweise in einem Exposé des sächsischen Kulturministeriums. Und die Lage verschärft sich bundesweit: „Nach einem coronabedingtem Rückgang im Jahr 2020 ist die MINT-Lücke in den letzten zwei Jahren wieder deutlich angestiegen und zeigt hohe Engpässe auf“, warnen die Autoren im jüngsten „MINT“-Report des Instituts der deutschen Wirtschaft aus Köln. „Im Oktober 2022 lagen in den MINT-Berufen insgesamt rund 502.200 zu besetzende Stellen vor.“

Fachkräftemangel besonders im IT-Sektor deutlich

Besonders bemerkbar macht sich in Zeiten einer forcierten Digitalisierung der Fachkräfte-Mangel inzwischen bei Programmierern und anderen Spezialisten für Informationstechnologien (IT): „Wer Informatik studiert oder eine IT-Ausbildung abgeschlossen hat, hat derzeit gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, schätzen die Destatis-Analysten ein. Mehr als jedes zehnte Unternehmen mit mindestens zehn Beschäftigten habe im Jahr 2021 Stellen für IT-Fachkräfte ausgeschrieben – doch für 77 % dieser Betriebe „gestaltete sich die Suche nach Mitarbeitenden schwierig“, heißt es von Destatis. „Dabei hakte es nicht nur an mangelnder Qualifikation oder zu hohen Gehaltsvorstellungen der Bewerberinnen und Bewerber: Häufig meldeten sich keine oder zu wenige Interessentinnen und Interessenten auf die Ausschreibungen. So nannten 88 % der betroffenen Unternehmen „fehlende Bewerbungen“ als Schwierigkeit bei der Stellenbesetzung – 5 Prozentpunkte mehr als 2019.“

Autor: hw

Quellen: Destatis, IW Köln, SMK

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt