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Internethandel wächst in Sachsen

Statt mit "echtem" Geld sollen Leser und Zuschauer im Internet durch Rechenzeit, die in Krypto-Geld umgerubelt wird, die Blogger und Online-Journalisten bezahlen, schlägt Prof. Alex Biryukov von der Universität Luxemburg vor. Foto: Heiko Weckbrodt

Auch in Sachsen fließt mehr und mehr Kaufkraft in den Online-Handel. Foto: Heiko Weckbrodt

Handelsatlas: Online-Anteil an Einkäufen hat sich seit 2015 auf fast 16 % verdoppelt

Dresden, 27. Dezember 2022. Die Sachsen kaufen immer mehr im Internet ein: Seit 2015 hat sich der Online-Anteil an der gesamten Kaufkraft im Freistaat von rund acht auf nun 15,8 Prozent nahezu verdoppelt. Das geht aus dem nun veröffentlichten „Handelsatlas 2022“ hervor.

Der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD). Foto: Heiko Weckbrodt

Martin Dulig (SPD). Foto: Heiko Weckbrodt

Herausforderungen für Präsenzhandel wachsen

Der demografische Wandel, Krisen, Kriege und die generelle Digitalisierung der Wirtschaft begünstigen offensichtlich diese Entwicklung. „Und so verändert sich – für uns alle sichtbar – auch die Handelslandschaft“, kommentiert der sächsische Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) in Dresden die Befunde im Handelsatlas. „Hohe Wachstumsraten des Onlinehandels, die Folgen der Corona-Pandemie und die schlimmen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine stellen den stationären Einzelhandel vor neue Herausforderungen.“

Lukas Rohleder ist Geschäftsführer des sächsischen Energietechnologie-Branchenverbandes "Energy Saxony". Foto: Heiko Weckbrodt

Lukas Rohleder. Foto: Heiko Weckbrodt

IHK: „Gerade kleinere Einzelhändler berichten von weniger Kundschaft“

Das sieht auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden so: „Einkaufen im Netz macht vieles leichter“, räumt IHK-Hauptgeschäftsführer Lukas Rohleder ein. „Das Erlebnis Einkauf in Kombination mit Beratungskompetenz, Aufenthaltsqualität in liebevoll sanierten Altstädten, der Einkehr in die Gastronomie und vielem mehr kann es aber nach wie vor nicht ersetzen“, betont er. „Ein Blick auf viele Innenstädte zeigt jedoch, dass sich diese Erkenntnis nicht zwangsläufig niederschlägt. Gerade kleinere Einzelhändler berichten von weniger Kundschaft. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken und auch künftig vitale, einladende Zentren zu haben, gilt es für viele Händler, sich in Sachen Sortiment, Qualität, Präsentation und Service regelmäßig neu zu erfinden, um Kundschaft anzulocken und zu binden.“

Amazon & Co. profitieren von Online-Verschiebung beim Kauf von Klamotten, Elektronik, Spielzeug und Büchern

Mittlerweile haben sich ganze Sortimente in den Internethandel verschoben: Mehr als jeder dritte Euro, den die Sachsen für Mode, Bücher, Spielzeuge, Sportartikel, Computertechnik und elektronische Konsumgüter ausgeben, landen in den Kassen von Internetläden. Und unter denen dominieren wiederum die ganze großen Anbieter und Marktplätze wie Amazon, eBay und Otto.de.

Auch in Sachsen erfolgreiche Beispiele für Multikanal-Erfolge

Das Internet ist aber nicht zwangsläufig das Ende für die Präsenzläden in den Innenstädten: Die Erfahrung seit der Jahrtausendwende zeigen, das – neben den großen Online-Riesen – vor allem jene Geschäfte überleben und wachsen, die eine Vielkanal-Strategie fahren, neudeutsch „Multi Channel“ oder „Omni Channel“ genannt: Wer eine starke Internetpräsenz mit breitem Angebot und gutem Service im Netz nahtlos mit Läden als Erlebnisort und Anlaufpunkt mit einem ausgewähltem Sortiment in den Städten verzahnt, kann hier profitieren. Beispiele dafür sind etwa die dm-Drogeriemärkte, die Buchhandelskette „Thalia“ oder Apple mit den exklusiven „Apple Stores“ an prominenten Orten auf der einen Seite und dem Online-Vertrieb auf der anderen Seite. Auch in Sachsen praktizieren Unternehmen dieses Prinzip erfolgreich, darunter sind etwa die Erlebnisläden der Kexerei Walther in Dresden oder die „Stores“ des Dresdner Computerhändlers „Cyberport“.

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Foto: Bitkom

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Foto: Bitkom

Bitkom: Neuer Schwung fürs Shopping-Erlebnis

Und dieser Trend mag für die vielerorts seit Corona verödeten Innenstädte auch für einen Wiederbelebung sorgen: „Digitale Technologien können bei der Neu- und Wiederbelebung der Innenstädte eine entscheidende Rolle spielen“, argumentiert Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. „Insbesondere das Shopping-Erlebnis könne dadurch neuen Schwung bekommen.“ Und: Das Omnichannel-Konzept zeige deutlich, „wie sich stationärer Handel und Online-Handel erfolgreich verzahnen“, so Rohleder. „Durch Click & Collect, kostenloses WLAN in Geschäften, Same-Day-Delivery oder Online-Bewertungen treten Händler mit ihren Kundinnen und Kunden vielfältiger und intensiver in Interaktion.“

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: SMWA, Bitkom, Oiger-Archiv

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt