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Ifo: Inflation steigt bald zweistellig

Der Finanzierungsbedarf junger Unternehmen in Deutschland steigt. Foto: Heiko Weckbrodt

Foto: Heiko Weckbrodt

Kleider, Schuhe, Reisen und Restaurantbesuche werden noch teurer / MP Kretschmer fordert Bund-Länder-Absprachen wie in der Corona-Krise

München/Dresden, 7. September 2022. Klamotten, Gaststättenbesuche, Schuhe, Reisen und viele andere Produkte und Dienste werden sich in den kommenden Monaten noch einmal deutlich verteuern und zu zweistelligen Inflationsraten führen. Das hat das Wirtschaftsforschungs-Institut „Ifo“ aus München nach einer Unternehmens-Umfrage prognostiziert. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat derweil – über das Bundes-Entlastungspaket für die Bürger – auch bessere Hilfen und verkraftbare Energiepreise für die Industrie und den Mittelstand plädiert. Außerdem forderte er regelmäßige Krisentreffen zwischen Kanzler und Ministerpräsidenten wie in Hochzeiten der Corona-Krise.

Prof. Timo Wollmershäuser. Foto: Ifo

Prof. Timo Wollmershäuser. Foto: Ifo

„Auslaufen der Inflationswelle ist leider nicht in Sicht“

„Ein Auslaufen der Inflationswelle ist leider nicht in Sicht“, schätzte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser ein. „Bislang ist von den Energieversorgern nur ein geringer Teil der kräftigen Anstiege der Börsenpreise für Strom und Erdgas an die Kunden weitergegeben worden. Das dürfte sich in den kommenden Monaten ändern und zu zweistelligen Inflationsraten führen.“

Wirtschaft wird schrumpfen

Dies wird wohl auch alle bisherigen – und bereits mehrfach herunterkorrigierten – Wirtschaftsprognosen für Deutschland über den Haufen werfen: „Die Verbraucher werden daher ihren Konsum einschränken und die gesamte Wirtschaftsleistung wird in der zweiten Jahreshälfte schrumpfen“, erklärte Timo Wollmershäuser.

Laut der Umfrage wollen viele deutsche Unternehmen in den nächsten Monaten in großem Umfang ihre Preise erhöhen. Das haben vor allem Bekleidungshersteller, Gastwirte, Reinigungsdienste, Schuhmacher, Hersteller von elektrischen Ausrüstungen und Reisebüros angekündigt.

Steigende Energiepreise und Mindestlöhne sowie weiter gestörte Lieferketten setzen Unternehmen unter Druck

Hintergrund sind einerseits die exorbitanten Preissteigerungen für Erdgas, die auch starke Preisschübe beim Strom auslösen. Außerdem steigt der deutsche Mindestlohn im Oktober 2022 noch einmal kräftig auf zwölf Euro pro Stunde. Hinzu kommen die Preissteigerungen für viele Rohstoffe, Baumaterialien und Komponenten im Zuge der immer noch global gestörten Lieferketten und weitere Faktoren. All dies dürfte vor allem kleinere und mittlere Unternehmen mit vergleichsweise hohem Energieverbrauch und Personaleinsatz wie etwa Bäcker, Papierhersteller, Läden, ohne Rücklagen, kleine Glashütten die geschäftliche Existenzgrundlage nehmen. Erst kürzlich waren die Schuhkette Görtz und der Toilettenpapier-Hersteller Hakle pleite gegangen.

Michael Kretschmer. Foto: CDU-Landesverband Sachsen

Michael Kretschmer. Foto: CDU-Landesverband Sachsen

Kretschmer: Soll Weihnachten für uns eine dunkle Zeit werden?

„Mit den Energiepreise, wie wir sie jetzt sehen, hat unser Land keine gute Zukunft“, warnte derweil der sächsische Ministerpräsident Kretschmer am Rande des Baustarts für die neue Jenoptik-Fabrik in Dresden. Direkten Gesprächsbedarf mit dem Bund sieht er für die Bundesländer auch mit Blick auf die Prämissen, unter denen die Ampel in Berlin Spar- und Entlastungspakete entscheide. Die Gefahr bestehe, dass „Weihnachten für uns alle eine dunkle Zeit“ wird, warnte er.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quellen: Ifo München

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt