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Mehr Geld für Hightech-Materialien aus dem Erzgebirge

Leichtbaumaterialien mit integrierter Sensorik sollen die automatisierte Produktion von elektrischen Fahrrädern im Erzgebirge künftig erleichtern. Das Vorhaben nennt sich "Smartstrat" und ist Teil des Verbundes "Smarterz". Foto: mocci, CIP Mobility GmbH

Leichtbaumaterialien mit integrierter Sensorik sollen die automatisierte Produktion von elektrischen Fahrrädern im Erzgebirge künftig erleichtern. Das Vorhaben nennt sich „Smartstrat“ und ist Teil des Verbundes „Smarterz“. Foto: mocci, CIP Mobility GmbH

Bund gibt weitere 6 Millionen für „SmartErz“

Annaberg-Buchholz, 9. März 2022. Das erzgebirgische Technologiebündnis „Smart Composites Erzgebirge“ (SmartErz) bekommt mehr Geld, um neue funktionalisierte und veredelte Werkstoffe zu entwickeln. Das hat die „Wirtschaftsförderung Erzgebirge“ (WFE) in Annaberg-Buchholz mitgeteilt. Demnach erhalten die Kooperationspartner in einer zweiten Förderrunde weitere sechs Millionen vom Bund.

Erzgebirge soll führender Standort für Verbundwerkstoffe werden

Das große Ziel dabei sei, so die WFE, das „Erzgebirge durch Innovationen im Maschinenbau, der Elektrotechnik, Kunststoffverarbeitung, Oberflächentechnik und Textiltechnik zu einem zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort“ zu entwickeln. Konkret ziele „SmartErz“ darauf, das „Erzgebirge zu einem führenden Hightech-Standort für neuartige, funktionalisierte Verbundwerkstoffe, sogenannte Smart Composites“ zu transformieren.

Martin Dietze leitet die Formen- und Werkzeugbau Gebrüder Ficker“ in Marienberg - seine Mutter hatte das von ihrem Großvater 1911 gegründete Familienunternehmen 1990 reprivatisiert. Heute beschäftigt sich die Firma auch mit Leichtbau-Verbundfaserwerkstoffen. Foto: Kristin Schmidt für "Smart Erz"

Die „Formen- und Werkzeugbau Gebrüder Ficker“ aus Marienberg arbeitet am Projekt „Smarthydro“ mit, das auf Wasserstoff-Hochdrucktanks für Brennstoffzellen-Fahrzeuge zielt. Hier im Foto ist Geschäftsführer Martin Dietze zu sehen. Foto: Kristin Schmidt für „Smart Erz“

Verbundstoff-Tank für Wasserstoff-Fahrzeuge automatisiert fertigen

Entwickeln wollen die Projektpartner beispielsweise automatisierte Fertigungsverfahren für Wasserstoffbehälter, wie sie beispielsweise für Brennstoffzellen-Fahrzeuge gebraucht werden. Damit diese Tanks auch hohe Drücke um die 700 Bar aushalten, wollen die Projektpartnern diese Bauteile aus Faser-Kunststoff-Verbundmaterialien produzieren. Mit dabei sind bei diesem Projekt der Formen- und Werkzeugbau Gebrüder Ficker, Tisora Sondermaschinen, LSE Lightweight Structures Engineering GmbH und das Cetex-Institut aus Chemnitz.

Auch Formwandler und Adaptronik-Leichtbau auf der Agenda

Andere Projekte zielen auf Textilien, die durch eingebettete Sensoren, Aktoren oder Leiterbahnen Körperfunktionen oder Transportschäden messen und melden können. Weitere Beispiele sind Formgedächtnispolymere, die ihre Form abhängig von der Umgebungstemperatur ändern. Auf der Agenda stehen außerdem selbstheilende Materalien für den Adaptronik-Leichtbau und elektrische Radnabenmotoren an Kunststoffrädern.

Pakt von erzgebirgischen Betrieben und sächsischen Instituten

„Wir haben dafür starke Forschungseinrichtungen aus Sachsen und Thüringen als Partner“, betonte Jan Kammerl von der WFE. Zugleich seien sich die Beteiligten aber einig, dass 60 Prozent der ausgereichten Fördergelder den kleinen und mittelständischen Unternehmen im Erzgebirge direkt zugute kommen sollen. Bis 2025 sollen die ersten Demonstratoren vorliegen.

Region im Wandel

SmartErz soll letztlich die ökonomische Transformation des Erzgebirges unterstützen: Zwar gibt es in der Region viele Fachkräfte und speziell auch Handwerker. Doch mit der DDR sind viele prägende erzgebirgische Branchen wie Textilindustrie, Maschinen bau und Bergbau stark geschrumpft oder spielen nur noch eine geringe Rolle. Zwar hat sich ein Netz aus Automobilzulieferern etabliert, doch die stecken eben auch mitten in einem Transformationsprozess, den derzeit die gesamte deutsche Autoindustrie zu bewältigen versucht – hin zu mehr Elektromobilität, automatischen Fahrsystemen, neuen Geschäftsmodellen und Zulieferketten. Zudem ist das Lohnniveau im Erzgebirge vergleichsweise niedrig und die Wirtschaft recht kleinteilig. Daher hatte die WFE Ende 2020 das Bündnis SmartErz gegründet. Das soll die geballte Forschungskraft von Unis, Fraunhofer sowie anderen Institute in Sachsen mit den erzgebirgischen Betrieben für gemeinsame Innovationen koppeln. Dies soll eine Keimzelle für neue Wertschöpfungsketten in der Region säen.

Autor: Heiko Weckbrodt

Quelle: WFE

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt