Fraunhofer und Ceravis gründen „E-Vita“, um die weiterentwickelte DDR-Technologie zu vermarkten
Dresden, 6. September 2021. Um Saatgut zu entkeimen, beschießen norddeutsche Bauern ihr Saatgetreide mit Elektronenkanonen aus Dresden statt es mit Pilzgiften aus der Chemiefabrik zu tränken. Denn die schnellen Elektronen dringen nicht bis ins Korn ein, töten aber Pilze, Bakterie und Viren zuverlässig und vergleichsweise umweltfreundlich ab. Es handelt sich dabei um eine DDR-Technologie, die einst der „rote Baron“ Manfred von Ardenne erdacht hatte. Inzwischen ist es Forschern vom „Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik“ (FEP) in Dresden gelungen, die Ardenne-Methode bis zur Industriereife zu führen. Das FEP und der Entwicklungspartner Ceravis AG haben daher nun ein Gemeinschaftsunternehmen namens „E-Vita“ in Dresden gegründet, das die neue Methode vermarkten soll.
„Biostimulanzien“ sollen für mehr Ernte sorgen
Laut den Gründern kann diese Technologie Saatgut umweltfreundlich und chemiefrei vor Schädlingen schützen. Zudem könne sich auch die Ernteerträge steigern, wenn die Bauern sie zusammen mit sogenannten „Biostimulanzien“ einsetze. Darunter versteht die Agrarbranche Wirkstoffe, die aus Pilzen, Algen, Mikroben oder anderen – meist naturnahen – Quellen gewonnen werden, um die Nährstoffaufnahme und die Abwehrkräfte von Getreide zu verbessern. Insofern sorge diese Methode „nicht nur die Desinfektion des Korns selbst, sondern auch die umfassende Behandlung des Saatgutes mit biologischen Stimulanzien zur nachhaltigen Erhöhung der Erträge und Verbesserung der Widerstandsfähigkeit im Mittelpunkt“, schätzte E-Vita-Chef André Weidauer ein.
Ringquelle für Kleinanlagen entwickelt
Das Verfahren werde auch für kleinere Mengen in kompakten Anlagen angeboten, deren Herzstück eine vom FEP entwickelte Elektronenringquelle sei, hieß es von Fraunhofer Dresden. Das neu gegründete Unternehmen wolle die Anlagen vermieten und verkaufen, aber auch in die Lohnbehandlung von Saatgut einsteigen.
Die Ceravis AG in Güstrow und die BayWa AG in Hainichen setzen den Elektronenbeschuss bereits seit einiger Zeit ein. Mittlerweile haben diese und weitere Partner damit bereits über 15.000 Tonnen Saatgut behandelt, teilte das FEP mit.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quelle: FEP, Oiger-Archiv
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