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Bergen Fledermaus-Gene Tricks gegen Corona?

Die Fledermaus "Große Hufeisennase" (Rhinolophus ferrumequinum) Foto: Daniel Whitby via MPI-CBG

Die Fledermaus „Große Hufeisennase“ (Rhinolophus ferrumequinum) Foto: Daniel Whitby via MPI-CBG

Erbgut von 16 Wirbeltieren dekodiert, Dresdner Team steuerte Gen-Codes von Fledermäusen und Fischen bei

Dresden/New York, 27. April 2021. Welches Gen gibt den Buntbarschen in Afrika so schillernde Farben und verhilft ihnen zu so vielen Designs? Was es ein besonderer Schalter im Erbgut, der die Hufeisennasen auf die Elbwiesen lockte und sie so schicksalhaft für die Waldschlösschenbrücke machte? Welche evolutionären Tricks sichern das Überleben einer Spezies und welche eher nicht? Diese und andere Fragen können Genetikerinnen und Biologen künftig genauer untersuchen, denn das internationale „Vertebrate Genomes Project“ (VGP) hat nun die hochpräzise dekodierten Erbgutinformationen von 16 verschiedenen Wirbeltieren veröffentlicht. Darunter sind auch die Genome der Großen Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum), des Buntbarschs (Archocentrus centrarchus) und der Kleinen Lanzennase (Phyllostomus discolor) – entschlüsselt von Teams am Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG). Weitere Genome sollen folgen.

Die sogenannte G10K-Gruppe hatte sich vor zehn Jahren zunächst das Ziel gestellt, das Ergbut von 10.000 Wirbeltier-Arten zu entschlüsseln. Inzwischen liegt die Messlatte bei 71.000 Arten. Foto: Matthew Septimus via MPI-CBG

Die sogenannte G10K-Gruppe hatte sich vor zehn Jahren zunächst das Ziel gestellt, das Ergbut von 10.000 Wirbeltier-Arten zu entschlüsseln. Inzwischen liegt die Messlatte bei 71.000 Arten. Foto: Matthew Septimus via MPI-CBG

Internationales „Vertebrate Genomes Project“ soll Genome von allen 71.000  Wirbeltierarten liefern

Ziel des „Vertebrate Genomes Projects“ ist es, nahezu fehlerfreie Referenzgenome von allen 71.000 existierenden Wirbeltierarten zu erstellen. In einer digitalen Bibliothek für Genome,
der „Genom-Arche“, werden diese dann gespeichert und öffentlich zugänglich gemacht. Die Hauptarbeit leisten dabei drei Sequenzierzentren: Das „Rockefeller University Vertebrate Genome Lab“ in New York in den USA, das „Wellcome Sanger Institute“ in Großbritannien und das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden. Die Forscher und Forscherinnen wollen mit den Gendaten wichtige offene Fragen zu menschlichen Krankheiten beantworten, aber beispielsweise auch ermitteln, welche Arten vom Aussterben bedroht sind.

Warum sind Fledermäuse so widerstandsfähig gegen Virus-Krankheiten?

Und bereits in der Pilotphase konnten die Wissenschaftler und Wissenschaftler erste Hypothesen aus den gewonnenen DNS-Daten ableiten. Die entschlüsselten Fledermaus-Genome beispielsweise zeigten die Auslese und den Verlust von Genen im Zusammenhang mit dem Immunsystem, die möglicherweise die besondere Toleranz von Fledermäusen gegenüber Virusinfektionen erklären könnten. „Damit könnte auch die erhöhte Überlebensfähigkeit erklärt werden, die insbesondere für neue Infektionskrankheiten wie die aktuelle Covis-19-Pandemie von Bedeutung sind“, hieß es vom MPI-CBG.

Kosten auf ein Millionstel gesunken

Möglich wird all dies erst durch die erheblichen technologischen Fortschritte in der Genetik: „Die Fertigstellung des ersten Wirbeltier-Referenzgenoms, des Menschen, dauerte über zehn Jahre und kostete drei Milliarden Dollar“, gab Adam Phillippy vom „National Human Genome Research Institute“ in Maryland. „Dank der fortlaufenden Forschung und der Investitionen in die DNA-Sequenzierungstechnologie in den letzten 20 Jahren können wir diese erstaunliche Leistung jetzt mehrmals täglich für nur wenige Tausend Dollar pro Genom wiederholen.“

Autor: hw

Quelle: MPI-CBG

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt