
Geschäftsreisende geben zuviel Geheimnisse leichtfertig bei Zugfahrten preis. Foto: Shutterstock, Kaspersky
Kaspersky: Zug ist reiche Fundgrube für Späher und Spione
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Ingolstadt, 9. Juli 2019. Etwa 156 Geschäftsgeheimnisse und andere sensible Daten können Industriespione und Hacker in einem durchschnittlichen ICE mit zwölf Waggons abgreifen, also 13 pro Waggon. Das reicht von Geschäftspartner-Namen, die laut ins Telefon gesprochen werden, bis hin zu offen einsehbaren Dokumenten und Bildschirmen. Das hat ein Experiment von „Kaspersky“ ergeben.
In 5 Tagen über 2200 Infos abgegriffen
Die Ingolstädter Niederlassung des russischen Sicherheits-Softwareunternehmens hatte dafür einen Tester fünf Tage lang durch Züge geschickt. Tester Stephan Schilling hatte dort eine Strichliste geführt: ein Strich für jedes verwertbares Geschäftsgeheimnis, das er problemlos erfahren konnte. Während des Experiments fand er „in 170 Zugwaggons 281 physische Dokumente und 1193 Bildschirme mit Business-Bezug“, teilte Kaspersky mit. „Hinzu kommen 106 mithörbare Geschäftstelefonate.“ In Summe habe der Tester 2245 prinzipiell verwertbare Informationen mitgebracht.
„Riesiges Datenschutzproblem“
„Ob privat oder beruflich: Wir müssen lernen, dass nicht nur unsere Spuren im Web nachverfolgt werden können, sondern wir häufig – ohne es zu merken – über digitale Geräte direkten Einblick in persönliche und geschäftliche Geheimnisse gewähren“, warnte Schilling. „Gerade für Firmen und damit auch für die Mitarbeiter ist das meiner Meinung nach ein riesiges Datenschutzproblem.“ Es reiche schon, „wenn ein Dritter mit böswilliger Absicht, einen Blick auf den Bildschirm des eigenen Smartphones oder Laptops wirft,“ ergänzte Kaspersky-Managerin Anne Mickler.
Anti-Spionage-Tipps für die Zugreise
Die Sicherheitsberater empfehlen unter anderem:
- Blickschutzfilter oder Blickschutzbildschirme verwenden – die
optische Hürde lässt unliebsamen Spähern wenig Chance. - Sollte keine Sichtschutzfolie vorhanden sein, einen Platz wählen,
der Dritten keinen Einblick in Geschäftsprogramme und -informationen gewährt. - Nur Dinge bearbeiten, die unverfänglich sind; zum Beispiel eine
nicht vertrauliche Power-Point-Präsentation. Sensible Aktionen – wie eine E-Mail über ein zum Beispiel noch nicht veröffentlichtes Produkt – gehören in eine sichere Umgebung – und nicht in den Zug. - Bei Telefonaten immer daran denken, dass das komplette Zugabteil
unweigerlich mithört. Die Nennung von Klarnamen (des Unternehmens, von Kunden oder sonstigen Partnern) vermeiden - Geräte nie aus dem Auge lassen; ist dennoch der Gang auf die
Toilette nötig, sollten die Geräte entsprechend gesperrt (PIN,
Zugangsberechtigung oder Passwort) sowie mit einer passenden mobilen Sicherheitslösung [3] ausgestattet sein. Token, ID-Karten oder ähnliches sollten abgezogen und mitgenommen werden.
Autor: hw
Quelle: Kaspersky