News, Wirtschaftspolitik, zAufi

Experte: Huawei-Boykott kann Bumerang werden

US-Präsident Donald trump. Foto: Weißes Haus

US-Präsident Donald Trump. Foto: Weißes Haus

Connect-Chefredakteur sieht Schaden für Chinesen wie Amerikaner durch Trumps jüngste Handelskrieg-Finte

Haar bei München, 4. Juni 2019. Der durch US-Präsident Donald Trump (Republikaner) ausgesprochene Boykott gegen den Huawei wird dem chinesischen Elektronikkonzern zwar schaden. Aber dieser Schachzug im Handelskrieg gegen China könnte sich als Bumerang erweisen: für Google, die USA und die Android-Gemeinde. Das hat Marc-Oliver Bender eingeschätzt – er ist Chefredakteur der Fachzeitschrift „Connect“ aus Haar bei München.

Connect-Chefredakteur Marc-Oliver Bender und WMP-Verlagsleiter Dirk Waasen bereiten die Technologiemesse "Connect ec" in Dresden vor. Foto: Josef Bleier für Connect

Connect-Chefredakteur Marc-Oliver Bender und WMP-Verlagsleiter Dirk Waasen. Foto: Josef Bleier für Connect

„Google hat Vertrauen verspielt“

„Google hat Vertrauen verspielt“, betonte Bender. „Denn geschäftliche Beziehungen scheinen stets hinter den politischen Interessen der USA hinten anzustehen.“ Gleichzeitig schwäche Trumps Dekret das gesamte Ökosystem aus Programmierern und App-Anbietern rings um das Google-Betriebssystem Android: Die Zahl Android-basierter Smartphones werde sinken und Smartphone-Hersteller außerhalb der USA würden es künftig „stärker in Betracht ziehen, ihre Geräte nicht mit Android zu betreiben, um die Abhängigkeit zu reduzieren“.

Huawei auf schwarze Liste gesetzt

Trump hatte im Mai Huawei auf eine schwarze Liste gesetzt. Darauf stehen Unternehmen, die Komponenten für Massenvernichtungswaffen rechtswidrig verbreiten oder nach Regierungs-Meinung sonstwie eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA darstellen. Offiziell hatte die Trump-Administration diesen Bann damit begründet, dass Huawei womöglich Spionage-Hintertürchen für den chinesischen Geheimdienst in seine Telekommunikations-Technik einbaut.

Chinas nationaler Champion als Faustpfand für einen Basarhandel

Diese Begründung halten viele Experten für wenig untermauert – auch Bender: „Trumps Vorwürfe einer Hintertür existieren seit Jahren und die USA sind bisher einen Beleg für Spionage schuldig geblieben“, argumentierte der Connect-Chefredakteur. „Dank dieser Vorwürfe ist die Huawei-Architektur heute einer der am besten durchleuchteten Systeme des Weltmarkts.“ Weniger transparent sei hingegen, was eigentlich mit den Daten passiert, die von US-Unternehmen wie Amazon oder Google gespeichert werden. „Erinnert sei hier nur an den FISA Act und den Cloud Act, die für US-Behörden den Zugang zu Daten von Nicht-US-Bürgern außerhalb der USA sehr leicht machen.“

Trump will Handelsbilanz ausgleichen

Viele Branchenbeobachter vermuten, dass Huawei hier eher als Trumps Faustpfand für seine Verhandlungen mit den Chinesen dienen soll. Ene Geisel gewissermaßen, die er erst vom Boykott freigibt, wenn China seine Forderungen erfüllt. Trump will unter anderem, dass die Chinesen ihren Exportüberschuss gen USA halbieren, mehr Soja von amerikanischen Bauern und US-Autos kaufen, ihren Binnenmarkt stärker öffnen, geistiges Eigentum besser schützen und Zukunftstechnologien nicht mehr subventionieren.

Autor: hw

Quelle: Connect / Siccmamedia, Süddeutsche Zeitung

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt