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Einwanderung polarisiert Europäer

Flüchtlinge, Migranten, Einwanderer, Familiennachzug

Abb.: hw

Im Durchschnitt wird Migration aber positiver gesehen

Kiel, 19. Oktober 2018. Die Europäer sehen Einwanderung heute tendenziell positiver als noch vor 15 Jahren. Gleichzeitig aber polarisiert dieses Thema die jeweiligen Bürgergesellschaften stärker als zuvor. Das hat eine Analyse des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) Kiel ergeben. Die Forscher stützten sich dabei auf Umfragen im Zuge des „European Social Survey“ (ESS), der seit 2001 Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensmuster der verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Europa zu messen versucht.

Polarisierung vor allem in Deutschland und Ungarn

Insbesondere in Deutschland und Ungarn habe eine breite Mehrheit in früheren Jahren die meinung vertreten, dass die Einwanderung aus EU- wie aus Nicht-EU-Staaten – ihr Land weder verbessere noch verschlechtere, erläuterten die IfW-Analysten. Diese Gruppe sei in beiden Ländern kleiner geworden. Dies deute darauf hin, dass seit der Flüchtlingskrise 2015 mehr Menschen eher positive oder negative Meinungen über Zuwanderung haben, aber weniger Bürger dem Thema neutral gegenüber stehen. Vor allem würden mehr und mehr Ungarn jegliche Migration als sehr nachteilig betrachten.

Autorin: Meinungsbild eröffnet Spielräume für neue einwanderungspolitische Weichenstellungen

„Der Ruf nach Abschottung mag lauter geworden sein, doch er spiegelt nicht die gesamte Bandbreite der öffentlichen Meinung wider“, betonte Esther Ademmer, eine der Autorinnen der Analyse. „Die ESS-Daten weisen stark darauf hin, dass eine bedeutende Anzahl von Bürgern Migrationspolitiken unterstützen würde, die nicht ausschließlich darauf abzielen, Zuwanderung zu unterbinden. Die Vielschichtigkeit der öffentlichen Meinung bietet den politischen Entscheidungsträgern einen erheblichen Handlungsspielraum für gemeinsame europäische Politikmaßnahmen, um mit den aktuellen Herausforderungen effektiv umzugehen.“

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt