Masterplan: Sächsische Energieforschung ist in einigen Sektoren Spitze, Leuchttürme und Transfererfolge gibt es aber noch zu wenige
Dresden, 3. Juli 2018. Sachsen hat eine gute und breit gefächerte Energieforschung an den Unis, in den Fraunhofer- und anderen Instituten. Auch sind hier mit der Mikroelektronik und der Autobranche zwei wichtige Schlüsselindustrien als Zulieferer und Abnehmer für Energietechnologie-Produkte angesiedelt. Allerdings tut sich die kleinteilige sächsische Wirtschaft oft zu schwer, gute Energieforschungs-Ergebnisse in Produkte umzuwandeln. Auch gibt es im Freistaat kaum Leuchttürme der Energietechnik, sieht man von wenigen Ausnahmen wie der Daimler-Batteriefabrik in Kamenz ab: Es fehlen beispielsweise richtig große Batteriezell-Fabriken oder Brennstoffzellen-Werke, die neue Entwicklungen schnell marktreif machen könnten. Das geht aus einem „Masterplan Energieforschung in Sachsen“ hervor, den die sächsische Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange und Wirtschaftsminister Martin Dulig (beide SPD) heute im Fraunhofer-Institut für Werkstoff- und Strahltechnik (IWS) Dresdenvorgelegt haben.
Hoffnung auf Investitionen
Eine Folgerung daraus: Der Freistaat hat Potenzial nach oben. „Wir wollen in der Energieforschung unter die führenden drei Bundesländer in Deutschland kommen“, gab Dulig gestern in Dresden als Devise aus. Dafür müssten sich die sächsischen Energieforscher allerdings stärker darum bemühen, Drittmittel – also Fördergeld von EU, Bund und anderen Finanziers – an Land zu ziehen, betonte Stange. „Und wir müssen die Sichtbarkeit unserer Energieforschung erhöhen.“ Denn nur, wenn auch der letzte Investor aus Asien oder Amerika die Stärken der Sachsen sehe, erhöhe sich auch die Chance, dass Konzerne vom Kaliber „Tesla“, „Samsung“ oder „LG“ beispielsweise Batteriezellfabriken in der Lausitz bauen. Dabei helfen soll auch eine neue „Kompetenzstelle Energieforschung Sachsen“, die an Duligs Ministerium angedockt wird.
„Großes Wertschöpfungspotenzial“
Beide Minister hatten für ihren Meisterplan über 100 Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Stärken und Schwächen der sächsischen Energieforschung befragen lassen – was Mandy Schipke vom Verband „Energy Saxony“ ausdrücklich begrüßte: „Dieser Plan ist nicht am Reißbrett im Elfenbeinturm entstanden, sondern indem Praktiker befragt wurden“, sagte sie. Die Analyse verdeutliche „das große Wertschöpfungspotenzial, welches durch die Spitzenstellung der Energieforschung in Sachsen entstanden ist“.
Sachsen setzen mit Brennstoffzellen, Schwefel-Batterien und Krid-Forschung Akzente
Nach Meinung der Praktiker spielen die hiesigen Energieforscher in einigen Sektoren bereits in den oberen Ligen mit: Sie entwickeln recht erfolgreich Hochtemperatur-Brennstoffzellen, arbeiten an schwefligen Nachfolgern für die Lithium-Ionen-Batterien und punkten in der Digitalisierung von Energieproduktion und -Verteilung.
Allerdings wollen sich Stange und Dulig mit ihren Förderprogrammen fachlich nicht auf die Stärken fokussieren: Die technologische Breite der Energieforschung in Sachsen ist aus ihrer Sicht eher ein Vorteil als ein Nachteil.
Autor: Heiko Weckbrodt
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