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Dein Cyberanzug weiß alles über dich

Prof. Rigo Herold führt den Sensoranzug mit Datenbrille vor. Transportarbeiter können durch Sensoren und Brille beispielsweise Warnungen bekomen, wenn sie zu schwere Kisten tragen und verkrampfen. Foto: WHZ

Prof. Rigo Herold führt den Sensoranzug mit Datenbrille vor. Transportarbeiter können durch Sensoren und Brille beispielsweise Warnungen bekomen, wenn sie zu schwere Kisten tragen und verkrampfen. Foto: WHZ

Ingenieure aus Zwickau entwickeln Anzug und Brille voller Elektronik, der Sportler, Senioren und Stahlwerker unterstützen soll

Zwickau/Hannover/Dresden, 16. April 2018. Wer Sport treibt, kann in Zukunft beispielsweise Puls, Herzschlag und erreichte Trainingsziele auf einer Datenbrille angezeigt bekommen, während Rentner in einen Sensor-Anzug schlüpfen, um einem Herzkasper vorbeugen. Dies und viele futuristische Anwendungen mehr soll ein Cyberanzug ermöglichen, den Digitalprofessor Rigo Herold von der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) zur Hannovermesse (Halle 2, Stand A38, 23. bis 27. April 2018) vorstellen will.

Professor: Anzug kann Anwender vor Gefahren warnen

„Dieser Anzug durch kann durch integrierte Sensoren und Datenbrille den privaten und beruflichen Arbeitsalltag erleichtern und den Anwender vor Gefahren und Überlastungen schützen“, betonte Prof. Herold. Möglich machen dies Sensoren, die in den Anzug integriert sind, sowie eine damit gekoppelte Digitalbrille, die sich durch Augenbewegungen steuern lässt.

Test in Dresden: Cybertechnik soll ALS-Patienten Kommunikation ermöglichen

Die an Herolds Lehrstuhl entwickelte Brille kann dem Träger seine reale Umgebung anzeigen und dazu computergenerierte Zusatzinfos einblenden. Außerdem hat sie Sensoren für Schall und Temperatur. Die Zwickauer Forscher wollen die Brille nun am Uniklinik Dresden darauhin testen, ob sie Patienten mit der lähmenden Nervenkrankheit „Amyotrophe Lateralsklerose“ (ALS) nützlich sind. Dank der Augensteuerung soll sie den ALS-Kranken helfen, mit ihren Mitmenschen zu kommunizieren. „Die Professur für Ingenieurpsychologie und die Neurologische Universitätsklinik der TU-Dresden evaluieren die Anwendung der Datenbrille mit Blicksteuerung für ALS-Patienten“, kündigten die WHZ-Ingenieure an. „Die Firma ,Interaktive Minds Dresden’ erstellt die Anwendungssoftware für die Interaktion mit Blicksteuerung.“

Nachwuchsforscher haben Anzug entwickelt

Den Sensoranzug wiederum hat die WHZ- Nachwuchsforschergruppe „midasKMU“ unter der Leitung von Prof. Torsten Merkel entwickelt. „Dehnungssensoren messen die Bewegungen von Armen und Beinen“, beschreibt die WHZ den Anzug. „Eine EKG-Aufzeichnung erfasst die Herzfrequenz und gibt so Aufschluss über die Belastung des Trägers. Beschleunigungssensoren an verschiedenen Stellen des Körpers und der Füße erfassen die Geschwindigkeit von Armbewegungen. Die Sensorinformationen werden in Echtzeit von einer Computereinheit ausgewertet und können über die Datenbrille visualisiert werden.“

Ingenieure sehen auch Einsatz im Biathlon nahen

Einsetzbar sei der Cybereinsatz nicht nur, um den Gesundheitszustand von Senioren zu überwachen, sondern auch im Profi-Sport: „So könnte beim Biathlon der Puls des Sportlers permanent erfasst und parallel zum Streckenprofil über die Datenbrille visualisiert werden. Der Sportler wäre somit in der Lage gezielt vor der nächsten Schießeinlage seinen Puls senken. Während des Schießens kann über die Datenbrille sofort das Trefferbild und die daraus resultierenden Strafrunden angezeigt werden.“

Denkbar sei auch der einsatz im Stahlwerk: „Hier tragen Arbeiter einen Hitzeanzug und bewegen gleichzeitig schwere Gegenstände“, erklärt Herold. Cyberanzug und Datenbrille könnten den Stahlwerkern helfen, Überlastungen und andere Gefahren rechtzeitig zu erkennen.

Autor: hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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