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Taube lernen Wörter schneller als andere Kinder

Die Wissenschaftler untersuchten mithilfe des EEG (im Bild: weiße Kappe) die Hirnströme der Kinder mit Cochlea-Implantaten (im Bild links in türkis) während sie neue Wörter lernten. Foto: Niki Vavatzanidis, MPI CBS

Die Wissenschaftler untersuchten mithilfe des EEG (im Bild: weiße Kappe) die Hirnströme der Kinder mit Cochlea-Implantaten (im Bild links in türkis) während sie neue Wörter lernten. Foto: Niki Vavatzanidis, MPI CBS

Gemeinsame Studie von Leipziger Planck-Neurologen und Uniklinik Dresden

Leipzig/Dresden, 23. Januar 2018. Taube Kinder mit Cochlea-Implantaten lernen Wörter etwas schneller als Kinder mit normalem Gehör. Das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig und des Universitätsklinikums Dresden in einer Studie herausgefunden.

In 12 statt 14 Monaten zum Lernerfolg

Normalerweise bräuchten Kinder etwa 14 Monate Hörerfahrung, um verlässlich zu bemerken, dass bekannte Objekte falsch benannt wurden. Kindern mit Cochlea-Implantat waren dazu bereits nach 12 Monaten Lernzeit in der Lage.

Forscher vermuten Erfahrungsplus der Cochlea-Kinder als Ursache

Als Ursache dafür vermuten die Wissenschaftler das höhere Alter der Kinder mit künstlichen Hörschnecken, in dem sie das erste Mal mit gesprochener Sprache in Berührung kommen. Dabei handelt es sich um Kinder mit einem beschädigten Innenohr. Sie bekommen Cochlea-Implantate, die Schallwellen auffangen, in elektrische Impulse umwandeln und an der Hörnerv weitergeben. Die Implantate werden aber in der Regel erst nach einem bis vier Lebensjahren eingesetzt.

Wie taube Kinder durch Chochlea-Implantate und EEG-Reha hören lernen, zeigten die Mediziner im Uniklinikum. Foto: Heiko Weckbrodt

Wie taube Kinder durch Cochlea-Implantate und EEG-Reha hören lernen, zeigten die Mediziner im Uniklinikum. Foto: Heiko Weckbrodt

Das Experiment:

Um die Lernleistungen zu überprüfen, untersuchten die Neurowissenschaftler 32 Kindern, die auf beiden Seiten ein Cochlea-Implantat trugen. Die Kinder absolvierten 12, 18 und 24 Monate, nachdem sie die künstlichen Hörschnecken eingesetzt bekommen hatten, einen Test, in dem sie Wörter aus dem Basiswortschatz von Kleinkindern erkennen sollten: Dazu zeigten die Wissenschaftlern den jungen Studienteilnehmern Bilder von Objekten und benannten diese entweder richtig oder falsch. Gleichzeitig erfassten sie mithilfe der Elektroenzephalografie, kurz EEG, die Hirnströme der Kleinen. Zeigte sich hier im Verlauf der sogenannte N400-Effekt, signalisierte das den Forschern, dass die Kinder die Falschbenennung registrierten. Bei ihnen hatte sich also eine feste Verknüpfung zwischen Objekt und Bezeichnung gebildet, sie hatten das Wort gelernt.

Das Sächsische Cochlea-Implantat-Zentrum in Dresden

Das Uniklinik verfügt mit dem „Sächsischen Cochlea-Implantat-Zentrum“ (SCIC) über eines der größten Zentren seiner Art in Deutschland. Jährlich werden dort rund 130 neue Cochlea-Implantat-Patienten betreut. Zum SCIC-Team gehören rund 30 Ärzte, Sprach- und Musiktherapeuten, Logopäden, Technikern und andere Spezialisten. hw

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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