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Kurschwert und Pickelhaube

Moritz bei der Übergabe des Kurschwertes an seinen Bruder August. Foto: Peter Weckbrodt

Moritz bei der Übergabe des Kurschwertes an seinen Bruder August – der Tod lauert schon im Hintergrund. Foto: Peter Weckbrodt

Wie Sachsens Herzöge ihre Kurwürde im Reich zur Schau stellten – eine Ausstellung im Residenzschloss Dresden

Dresden, 28. April 2017. Wie die kurfürstlichen Herrschaften sich kleideten, wenn es um die öffentliche Repräsentation ihres Reichtum ging, hatten wir zuletzt mit dem Besuch der „Kurfürstliche Garderobe“ in der neuen ständigen Residenzschloss-Ausstellung „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“  bereits überzeugend demonstriert bekommen. Unser erneuter Ausstellungsbesuch gilt der Art und Weise, wie die sächsischen Kurfürsten ihren Anspruch auf die Kurwürde mittels prächtiger Rüstungen gegenüber ihren gleichrangigen Konkurrenten im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation möglichst überzeugend demonstrierten.

Waffenschrank der prunkvolleren Art. Foto: Peter Weckbrodt

Waffenschrank der prunkvolleren Art. Foto: Peter Weckbrodt

Stimmrecht bei der Königswahl

Schließlich ging es um sehr viel! Die Kurwürde war im Reich hoch angebunden. Sie bedeutete, in allen das Reich betreffenden Fragen direktes Mitspracherecht zu haben. Es schloss das direkte Stimmrecht bei der Wahl des deutschen Königs ein. Den sieben (später neun) ranghöchsten Fürsten des Reiches war dieses Recht 1356 durch Kaiser Karl IV. in dessen Goldener Bulle verliehen wurden. Diese Stimme sicherte Einfluss und dicke Pfründe. Da wollten die Fürsten und Bischöfe alle gar zu gern dabei sein.

Prächtige Schilde und Helme. Foto: Peter Weckbrodt

Hohe Handwerkskunst

Deshalb verteidigten die sieben Auserwählten, die solcherart „Begnadeten“, mit allen Mitteln ihre Kurwürde. Dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir staunenden Auges vor all dem Glanz und Prunk stehen, der nicht zu Modefragen, sondern zu denen der Kriegsführung an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit entwickelt wurde. Durch höchstes handwerkliches Können wurden sowohl im süddeutschen Raum wie auch in Sachsen prächtigste Pikelhauben, Radschlosspistolen, Krummsäbel, Pulverflaschen, Piken und selbstverständlich Rüstungen für Mensch und Pferd geschaffen.

Prunkvolle Pistolen. Foto: Peter Weckbrodt

Prunkvolle Pistolen. Foto: Peter Weckbrodt

Waffenschmiedekunst hatte herausragende Bedeutung

Die Ausstellung präsentiert fürstliche Prunkwaffen und Herrscherbildnisse aus der Zeit um 1400-1600. Die Exponate verkörpern mit ihren edlen Materialien höchsten künstlerischen Rang – und zeichnen nach, wie die Wettiner die Kurwürde erlangten und behaupteten. Auch belegen die Schaustücke die herausragende Bedeutung der Waffenschmiedekunst im Spätmittelalter. Sie spiegeln die einmaligen Macht- und Glaubenskämpfe im Reich.

Die schwarz-gelbe Leibwache. Foto: Peter Weckbrodt

Die schwarz-gelbe Leibwache. Foto: Peter Weckbrodt

Nur schwarz-gelbe Leibwache war ständig unter Waffen

Im Mittelalter gab es noch keine stehenden Heere. Fürstliche Leibwachen waren auch in Kursachsen die einzigen ständig unter Waffen stehenden Truppen. Kurfürst August kleidete sie als „Reiseges Hofgesinde“ um 1555 in Schwarz und Gelb ein. Wir erfahren, wie die seinerzeit übliche Bewaffnung mit Helmen, Helmbarten, Partisanen, Giefen, Rapiere, Radschlossbüchsen und -Pistolen beschaffen war. Wir bewundern das erste Kurschwert der Wettiner, das den Aufstieg in die Reihen der Kurfürsten 1423 bezeugt. Eine Prachtmitra führt in die Zeit Kaiser Karl IV (1316-1387), der die Kurwürde mit seiner Goldenen Bulle schuf. Sachsen verdankte die Kurwürde seinen Verdiensten an des Kaisers Seite im Krieg gegen die Hussiten.

Foto: Peter Weckbrodt

Foto: Peter Weckbrodt

Verzicht auf Wahl zum König

Die Reformation stellte die traditionelle Nähe der Wettiner zum Kaiser und den Zusammenhalt der beiden Herrscherlinien, der ernestinischen und der albertinischen, vor große Herausforderungen. Dazu sehen wir Meisterwerke der süddeutschen Plattner- und Goldschmiedekunst sowie Kriegswaffen. Ein Bild zeigt Kurfürst Friedrich III, den Weisen, von Sachsen (1463-1525), der eine weise Entscheidung traf, als er auf die ihm schon sichere Wahl zum deutschen König 1519 verzichtete. Dies ermöglichte ihm den Schutz des Reformators Martin Luther vor dem Zugriff durch Kaiser Karl V.

Foto: Peter Weckbrodt

Foto: Peter Weckbrodt

Hinter Moritz steht bereits der Tod

Ein besonderes Exponat ist das in Sandstein gehaltene Moritzmonument, dessen Kopie die Jungfernbastei an der Brühlschen Terrasse ziert. Es zeigt Moritz bei der Übergabe des Kurschwertes an seinen Bruder August. Hinter Moritz steht bereits der Tod.

Repräsentative Rüstung Foto: Peter Weckbrodt

Repräsentative Rüstung Foto: Peter Weckbrodt

Blick aufs Kurschwert

Der Rundgang endet mit einem letzten Blick auf das Kurschwert des Herzogs August von Sachsen (1526-1586). Dieses Kurschwert stand ab 1566 für Sachsens Kurwürde im Heiligen Römischen Reich bis zu dessen Untergang in den Napoleonischen Kriegen im Jahre 1806.

Autor: Peter Weckbrodt

Foto: Peter Weckbrodt

Foto: Peter Weckbrodt

Besucherinformationen

Was?

Ausstellung „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“ in „Macht & Mode“

Wo?

Nordflügel des Residenzschlosses Dresden

Öffnungszeiten

geöffnet täglich von 10 bis 18 Uhr, außer dienstags

Eintrittspreise:

normal 12 Euro, erm. 9 Euro, bis 17 Jahre frei, gültig für Neues Grünes Gewölbe, Türckische Kammer, Rüstkammer, Fürstengalerie und Hausmannsturm.

 

 

 

 

 

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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