
Heute wird geschlachtet: 14 Rinder, drei Kälber, 20 Schweine – „halb fünf geht’s los, 13 Uhr wollen wir durch sein“, kalkuliert Fleischermeister Enrico Walther vom Vorwerk Podemus in Dresden. Lehrlinge für sein oft auch recht anstrengendes Handwerk zu finden, wird schwerer, hat auch er gemerkt. Foto: Heiko Weckbrodt
Dresden, 16. September 2016. Um die Lehrstellen im Vorwerk Podemus zu besetzen, obwohl die Nachfrage für schwere Jobs schwächelt, setzten Dresdner Ökobauern auf Speeddating und andere neue Rekrutierungswege.
„Alles Jungs, die Spaß am Beruf hatten“
Inhalt
Fünf Lehrlinge hat Meister Enrico Walther zu Fleischern ausgebildet, seit er 2002 im Ökobauernhof „Vorwerk Podemus“ angeheuert hat. „Das waren alles Jungs, die Spaß am Beruf hatten“, sagt er, der selbst noch die klassische, recht harte Lehrlingsausbildung zu DDR-Zeiten mitgemacht hatte. „Aber die jungen Leuten haben jetzt keine rechte Lust mehr auf die Fleischerei, denen ist das zu anstrengend“, glaubt er.
„Viele Jugendliche heute nur wenig belastbar“
Dies sieht sein Chef ganz ähnlich: „Die guten Facharbeiter-Jahrgänge aus der DDR-Ausbildung sind jetzt nicht mehr zu haben“, sagt Ökobauer Bernhard Probst. „Viele Jugendliche sind heute nur wenig belastbar. Nur jeder fünfte Lehrling schafft es, auch nur mal den Hof ordentlich zu kehren, weil Mutti das nie von ihm verlangt hat.“ Generell werde es immer schwerer für das Familien-Vorwerk, genug fleißige Azubis zu finden.
Dass nun doch alle Lehrstellen besetzt sind, liegt auch an neuen Wegen, die die Stadtrand-Bauern gingen: Mit Azubi-Speeddating und Internet-Vermittlung gelang es schließlich, genug Auszubildende zu finden. Und die „Alten“ investieren eben auch Zeit, um die „Jungen“ anzulernen und zu motivieren.
Autor: Heiko Weckbrodt
Zum Weiterlesen:
Handwerker wollen nicht nur verlängerte Werkbank von Google werden
Dresdner Sattlermeister entwickelt 3D-Scanner für Pferde