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Modellfabrik für Industrie 4.0 entsteht in Dresden

Prof. Dirk Reichelt von der HTW Dresden kann mit dem Smartphone Informationen aus der "intelligenten Materialbox" auslesen. Foto: HTW/ IPMS

Prof. Dirk Reichelt von der HTW Dresden kann mit dem Smartphone Informationen aus der „intelligenten Materialbox“ auslesen. Foto: HTW/ IPMS

Forschungsministerium gibt 1,5 Millionen Euro Starthilfe für HTW-Projekt

Dresden, 31. August 2016. Eine 1,5 Millionen Euro teure Modellfabrik für die „Industrie 4.0“ richtet die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden nun ein. Die Fabrik soll Anfang 2017 betriebsbereit sein, kündigte Projektleiter Prof. Dirk Reichelt an. Sie werde mit zahlreichen vernetzten Sensoren, Funkchips, Ortungssystemen, Funklicht-Steuerungen Robotern und Prototypen-Fertigungsanlagen ausgestattet sein. „Diese Komponenten ermöglichen zum Beispiel eine lückenlose Verfolgung und Lokalisierung von Materialien und Werkzeugen“, hieß es von der HTW. „Mit der Modellfabrik können neue Produktionsabläufe und -steuerungsansätze für die Realisierung der intelligenten Fabrik umgesetzt werden.“

„Testbett“ für das industrielle Internet der Dinge

Die Modellfabrik sei „ein wichtiger Baustein, um unsere Forschung und Ausbildung im Bereich Digitalisierung der Fertigung noch weiter zu stärken“, betonte der Informationsmanagement-Professor. Zugleich solle dieses „Industrial Internet of Things Test Bed“ (IIoTTB) dem sächsischen Mittelstand den Weg zu den hochautomatisierten vernetzten Fabriken der „Industrie 4.0“ Zukunft ebnen.

Konzept-Video der HTW:
 

Sächsische Unternehmen bringen Maschinen und Software ein

Denn das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ermöglicht mit seinem 1,5-Millionen-Euro-Zuschuss zunächst „nur“ die Basis-Infrastruktur für die Modellfabrik. Partner aus der Wirtschaft werden dann zusätzliche Hard- und Software zur Verfügung stellen: In das Labor wollen Unternehmen und Institute aus der Region ihre Maschinen stellen, um eigene Industrie-4.0-Lösungen zu erforschen und auszutesten. Dazu gehören beispielsweise „Dresden Elektronik“, Infineon, Cam-Line und Zigpos.

Die Zukunft hat bereits begonnen: Unternehmen aus Dresden und Ilmenau haben sich auf hochautomatisierte "Industrie 4.0"-Lösungen für Chipfabriken spezialisiert. Möglich machen dies u.a. flexible und autonome Roboter, deren Basisversionen von Metralabs in Thüringen angeboten werden. Ortner Dresden rüstet diese Roboter dann so aus, dass sie in Reinräumen selbstständnig Transportaufgaben übernehmen können. Foto: Metralabs

Foto: Metralabs

Fabrik soll dem Mittelstand Weg zur vernetzten Zukunftsfabrik ebnen

Im Fokus der interdisziplinäre Professorengruppe steht insofern besonders die Frage, wie auch kleine und mittelständische Unternehmen mit vertretbarem Aufwand hochautomatische und vernetzte Fertigungsabläufe in ihren Werkhallen installieren können. Prof. Reichelt sieht als Zielgruppe vor allem regionale Unternehmen, die keine riesige Kapitaldecke haben, um wie Siemens, Fraunhofer und andere Größen gleich ganze Automatenfabriken aus dem Boden zu stampfen, sondern modulare Lösungen hin zur Industrie 4.0 brauchen. „Wir denken, dass wir da als HTW Dresden schon einige Alleinstellungsmerkmale haben.“

Die Modellfabrik ist als "Testbett" für das "industrielle Internet der Dinge" konzipiert. Abb.: HTW Dresden

Die Modellfabrik ist als „Testbett“ für das „industrielle Internet der Dinge“ konzipiert. Abb.: HTW Dresden

Camouflage und kluge Materialboxen

So entwickelt die HTW zusammen mit dem Dresdner Fraunhofer-Photonikinstitut IPMS bereits erste „cyberphysikalische Systeme“, die als Kernkomponenten für die künftige Industrie 4.0 gelten. Ein Vorzeige-Stück ist eine intelligente Material- und Werkzeugbox, die ein Fabrikcomputer per WLAN-Funk lokalisieren und mit ihr Daten austauschen kann. Und im Zuge des „Camouflage“-Projektes konzipierte die Hochschule ein System, um typische Arbeitsabläufe eines Fabrikarbeiters für Computer analysierbar zu machen. Dabei nutzen die Ingenieure übrigens die Kinect-Gestenerkennung aus der Spielekonsole X-Box 360.

Prämiert: Bionische Ameise von Festo, deren Leiterbahnen per Laser und Metallbad außen aufgebracht werden. Foto: Festo

Festo experimentiert mit bionischen Arbeiter-Ameisen für die Automatenfabriken der Zukunft. Foto: Festo

Angesichts der enormen Produktivitäts-Potenziale dieses Technologie-Konzeptes installieren derzeit auch andere Forschungseinrichtungen und Unternehmen „Industrie4.0“-Modellfabriken oder haben sie bereits in Betrieb genommen. Dazu gehören Fraunhofer in Chemnitz, das Automatierungs-Unternehmen Festo, aber auch Branchenriesen wie Siemens. In Ostsachsen wird das HTW-„Testbett“ voraussichtlich vorerst die einzige „Industrie 4.0“-Modellfabrik sein.

Autor: Heiko Weckbrodt

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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